Bereits am gestrigen Sonntag stellte sich die Wetterlage von sommerlich schön auf herbstlich kühl um. Während es im Osten und Südosten noch einmal viel Sonne und sommerliche Wärme gab, gerieten die westlichen Landesteile zunehmend unter Tiefdruckeinfluss. Aus der Nacht heraus ergossen sich an einer Konvergenz bereits kräftige Schauer und Gewitter im Südwesten. Sie zogen unter Abschwächung am Vormittag in den Nordosten Deutschlands. Am Nachmittag folgte von Westen her dann die Kaltfront des Tiefs BERNWARD, das sich von der Nordsee am Morgen rasch nach Skandinavien verlagerte.
An der Kaltfront regnete es zunehmend kräftig. Sie wurde auf ihrem Weg in den Südosten Deutschlands von Tiefdruckgebieten gebremst. Eines bildete sich im Lee der Ostalpen. Ein weiteres lag über Spanien. Damit konnte sich die feuchte Luft an der Front über einem begrenzten Bereich ausregnen.
Wobei ausregnen nicht ganz stimmt, denn während in den Norden trockenere Luft fließt, gelangt in den Süden und die Mitte Deutschlands beständig feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum. Sie wird von Tiefdruckgebieten über dem Golf von Genua beziehungsweise Norditalien zu uns geschaufelt. Durch den andauernden Nachschub hört es nicht auf zu regnen. Durch die nur sehr langsame Verlagerung der Frontalzone trifft es dieselben Regionen immer wieder. Und die Regenmengen akkumulieren sich zu größeren Summen.
Bis Montagmorgen fielen vor allem im Südwesten Regenmengen zwischen 20 und 30 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 12 Stunden. Lokal kamen sogar um 40 Liter zusammen. Auch zwischen Mittelfranken und der Leipziger Tieflandsbucht kam in der Nacht zum Montag einiges an Regen zusammen. In der Fläche wurden 15 bis 25 Liter, stellenweise auch bis zu 40 Liter pro Quadratmeter registriert. Hier sorgten Schauer und Gewitter für die strichweise erhöhten Mengen.
An der Wetterlage - Hoch über Tief - ändert sich in den Folgetagen nun wenig. Hoch PETRALILLY lenkt aus Norden trockene und kühle Luft ins Land. Tief CALVIN - international aufgrund der erhöhten Regenmengen auf der Alpensüdseite und in Norditalien auf den Namen ALESSIO getauft - sorgt für Feuchtenachschub aus Süden.
Damit reißt der Regen im Süden nicht vollends ab, auch wenn sich BERNWARD weiter gen Nordosten verlagert und seine Frontalzone uns verlässt. Nur kurz gibt es in der Nacht zum Dienstag eine Regenpause. Denn aus dem Langwellentrog über Westeuropa ist am Sonntag ein Höhentief über Westfrankreich abgetropft, das sich nun langsam ostwärts Richtung Alpen schiebt. Es sorgt dafür, dass sich die aus Süden einfließende feuchte Luft nicht direkt nach Norden verlagert und verteilt, sondern entgegen dem Uhrzeigersinn um das Tief herumgeführt und so auf seiner Ost- und Nordseite konzentriert wird.
Und diese Seiten liegen im Südwesten Deutschlands. Bereits im Laufe des Dienstags setzt von Frankreich her kommend wieder vermehrt Regen ein. In der Nacht zum Mittwoch verstärkt sich dieser. Nach aktueller Modelllage kommt es von der Mosel südostwärts über die Vorderpfalz, das Kraichgau und Neckarbecken zu teils kräftigen Regenfällen mit Mengen zwischen 20 und 30 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 12 Stunden. Lokal lassen sich höhere Mengen nicht ausschließen.
Wie und wohin sich das Höhentief verlagert, ist noch ungewiss. Daher gibt es zwischen den Modellen auch noch größere Unsicherheiten, was die Mengen und die betroffene Region angehen. Fest steht, dass es im Südwesten erneut ausgiebig regnen wird. Allerdings erreichen die Mengen voraussichtlich kein bedrohliches Ausmaß. Allenfalls lokal kann die Schwelle für Unwetter-Dauerregen (mehr als 50 mm in 24 Stunden) gerissen werden.
Am Donnerstag verlagert sich der Regen voraussichtlich etwas nord- und ostwärts, sodass im Südwesten Entlastung eintreten sollte. Dann bekommen die mittleren und östlichen Regionen Deutschlands etwas Regen ab.
Der Regen von Sonntag und Montag hat im Südwesten die Bäche und Flüsse teils gut gefüllt. Mit dem vorhergesagten Regen ist ein weiteres Anschwellen am Mittwoch wahrscheinlich. Allerdings sind die aktuellen Pegel meist weit unter der niedrigsten Hochwasserschwelle, sodass ein Überlaufen derzeit als gering wahrscheinlich angesehen wird.
Informationen zu Pegelständen finden Sie jederzeit auf dem länderübergreifenden Portal der Hochwasserzentralen (hochwasserzentralen.de). Warnungen zu Hochwasser sowie die Warnungen des Deutschen Wetterdienstes vor Wettergefahren finden Sie kombiniert im Naturgefahrenportal.