21:50 MESZ | 22.09.2025 Profi-Wetter| Mobile Seite| Kontakt| Impressum| Datenschutz
Facebook Twitter
22. September 2025 | Diplom Meteorologin Jacqueline Kernn

Wasser ahoi

Wasser ahoi

Datum 22.09.2025

In dieser Woche ist das Wetter zweigeteilt in Deutschland und der Norden profitiert diesmal von Hochdruckeinfluss. Was der Tiefdruckeinfluss in der Mitte und im Süden des Landes anstellt, ist Thema des heutigen Tages.

Bereits am gestrigen Sonntag stellte sich die Wetterlage von sommerlich schön auf herbstlich kühl um. Während es im Osten und Südosten noch einmal viel Sonne und sommerliche Wärme gab, gerieten die westlichen Landesteile zunehmend unter Tiefdruckeinfluss. Aus der Nacht heraus ergossen sich an einer Konvergenz bereits kräftige Schauer und Gewitter im Südwesten. Sie zogen unter Abschwächung am Vormittag in den Nordosten Deutschlands. Am Nachmittag folgte von Westen her dann die Kaltfront des Tiefs BERNWARD, das sich von der Nordsee am Morgen rasch nach Skandinavien verlagerte.


Bodenanalyse von Druck und Fronten, Sonntag, 21.09.025 12 UTC
Bodenanalyse von Druck und Fronten, Sonntag, 21.09.025 12 UTC


An der Kaltfront regnete es zunehmend kräftig. Sie wurde auf ihrem Weg in den Südosten Deutschlands von Tiefdruckgebieten gebremst. Eines bildete sich im Lee der Ostalpen. Ein weiteres lag über Spanien. Damit konnte sich die feuchte Luft an der Front über einem begrenzten Bereich ausregnen.


Bodenanalyse von Druck und Fronten, Sonntag, 21.09.025 18 UTC
Bodenanalyse von Druck und Fronten, Sonntag, 21.09.025 18 UTC


Wobei ausregnen nicht ganz stimmt, denn während in den Norden trockenere Luft fließt, gelangt in den Süden und die Mitte Deutschlands beständig feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum. Sie wird von Tiefdruckgebieten über dem Golf von Genua beziehungsweise Norditalien zu uns geschaufelt. Durch den andauernden Nachschub hört es nicht auf zu regnen. Durch die nur sehr langsame Verlagerung der Frontalzone trifft es dieselben Regionen immer wieder. Und die Regenmengen akkumulieren sich zu größeren Summen.

Bis Montagmorgen fielen vor allem im Südwesten Regenmengen zwischen 20 und 30 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 12 Stunden. Lokal kamen sogar um 40 Liter zusammen. Auch zwischen Mittelfranken und der Leipziger Tieflandsbucht kam in der Nacht zum Montag einiges an Regen zusammen. In der Fläche wurden 15 bis 25 Liter, stellenweise auch bis zu 40 Liter pro Quadratmeter registriert. Hier sorgten Schauer und Gewitter für die strichweise erhöhten Mengen.


12-stündige Niederschlagssumme, abgleitet aus Radardaten, Stand: 22.09.2025, 8 MESZ
12-stündige Niederschlagssumme, abgleitet aus Radardaten, Stand: 22.09.2025, 8 MESZ


An der Wetterlage - Hoch über Tief - ändert sich in den Folgetagen nun wenig. Hoch PETRALILLY lenkt aus Norden trockene und kühle Luft ins Land. Tief CALVIN - international aufgrund der erhöhten Regenmengen auf der Alpensüdseite und in Norditalien auf den Namen ALESSIO getauft - sorgt für Feuchtenachschub aus Süden.


Vorhersage der Isobaren und Fronten für Dienstag, 23.09.2025, 12 UTC
Vorhersage der Isobaren und Fronten für Dienstag, 23.09.2025, 12 UTC


Damit reißt der Regen im Süden nicht vollends ab, auch wenn sich BERNWARD weiter gen Nordosten verlagert und seine Frontalzone uns verlässt. Nur kurz gibt es in der Nacht zum Dienstag eine Regenpause. Denn aus dem Langwellentrog über Westeuropa ist am Sonntag ein Höhentief über Westfrankreich abgetropft, das sich nun langsam ostwärts Richtung Alpen schiebt. Es sorgt dafür, dass sich die aus Süden einfließende feuchte Luft nicht direkt nach Norden verlagert und verteilt, sondern entgegen dem Uhrzeigersinn um das Tief herumgeführt und so auf seiner Ost- und Nordseite konzentriert wird.

Und diese Seiten liegen im Südwesten Deutschlands. Bereits im Laufe des Dienstags setzt von Frankreich her kommend wieder vermehrt Regen ein. In der Nacht zum Mittwoch verstärkt sich dieser. Nach aktueller Modelllage kommt es von der Mosel südostwärts über die Vorderpfalz, das Kraichgau und Neckarbecken zu teils kräftigen Regenfällen mit Mengen zwischen 20 und 30 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 12 Stunden. Lokal lassen sich höhere Mengen nicht ausschließen.


Modellvergleich der 12-stündigen Niederschlagsvorhersage, bis Mittwoch, 24.09.2025, 6 UTC
Modellvergleich der 12-stündigen Niederschlagsvorhersage, bis Mittwoch, 24.09.2025, 6 UTC


Wie und wohin sich das Höhentief verlagert, ist noch ungewiss. Daher gibt es zwischen den Modellen auch noch größere Unsicherheiten, was die Mengen und die betroffene Region angehen. Fest steht, dass es im Südwesten erneut ausgiebig regnen wird. Allerdings erreichen die Mengen voraussichtlich kein bedrohliches Ausmaß. Allenfalls lokal kann die Schwelle für Unwetter-Dauerregen (mehr als 50 mm in 24 Stunden) gerissen werden.


Modellvergleich der 24-stündigen Niederschlagsvorhersage, bis Donnerstag, 25.09.2025, 6 UTC
Modellvergleich der 24-stündigen Niederschlagsvorhersage, bis Donnerstag, 25.09.2025, 6 UTC


Am Donnerstag verlagert sich der Regen voraussichtlich etwas nord- und ostwärts, sodass im Südwesten Entlastung eintreten sollte. Dann bekommen die mittleren und östlichen Regionen Deutschlands etwas Regen ab.


Modellvergleich der 24-stündigen Niederschlagsvorhersage, bis Freitag, 26.09.2025, 6 UTC
Modellvergleich der 24-stündigen Niederschlagsvorhersage, bis Freitag, 26.09.2025, 6 UTC


Der Regen von Sonntag und Montag hat im Südwesten die Bäche und Flüsse teils gut gefüllt. Mit dem vorhergesagten Regen ist ein weiteres Anschwellen am Mittwoch wahrscheinlich. Allerdings sind die aktuellen Pegel meist weit unter der niedrigsten Hochwasserschwelle, sodass ein Überlaufen derzeit als gering wahrscheinlich angesehen wird.

Informationen zu Pegelständen finden Sie jederzeit auf dem länderübergreifenden Portal der Hochwasserzentralen (hochwasserzentralen.de). Warnungen zu Hochwasser sowie die Warnungen des Deutschen Wetterdienstes vor Wettergefahren finden Sie kombiniert im Naturgefahrenportal.



© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

22.09. - Wasser ahoi

21.09. - Von Bauern, "schlechtem" Wetter und der Röte

20.09. - Sommerendspurt und Herbstanfang

19.09. - Zeit der Sturm- und Orkantiefs

18.09. - Tornadoforschung in Deutschland - Früher und heute

17.09. - Der Okeechobee-Hurrikan 1928

16.09. - Düsen und Leitplanken

15.09. - Vom Frühherbst zum Spätsommer

14.09. - Ungewöhnlich ruhiger tropischer Atlantik!

13.09. - Vorbereitung ist die halbe Miete

12.09. - Pilz-Saison erreicht ihren Höhepunkt

11.09. - Das Erntejahr 2025 und seine meteorologischen Hintergründe

10.09. - Rückblick auf die teils extremen Niederschläge im Westen Deutschlands

09.09. - Bundesweiter Warntag

08.09. - Intensive Regenfälle über dem Westen Deutschlands

07.09. - Golf von Panama: Saisonale Meeresströmung fast vollständig ausgeblieben

06.09. - Der Spätsommer am Wochenende auf Stippvisite, ab der neuen Woche droht wieder meteorologisches Unheil.

05.09. - Unwetter gestern Abend

04.09. - Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch

03.09. - Deutschlandwetter im Sommer 2025

02.09. - Deutschlandwetter im August 2025

01.09. - Der September - ein verkappter Sommermonat?

31.08. - Übergang in den Herbst?

30.08. - Fliegende Instrumente

29.08. - Eine Reise in die Great Plains

28.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 2

27.08. - Erst sommerlich, dann regnerisch

26.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 1

25.08. - Der Landgang eines Tropensturms

24.08. - Ein letztes Aufbäumen des Hochsommers