Hurrikan ERIN entwickelte sich vom 15. zum 16. August über dem südwestlichen Atlantik in einer beeindruckenden Zeit von lediglich 25 Stunden von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der höchsten Kategorie 5! Er war der erste und zugleich auch der bisher letzte Hurrikan in dieser Saison. Nach ERIN entwickelte sich allerdings am 23. August der vorerst letzte tropische Sturm der diesjährigen Hurrikan-Saison. Dieser Sturm wurde auf den Namen FERDINAND getauft. FERDINAND vollzog am 28. August seine extratropische Umwandlung und verlagerte sich anschließend in Richtung Westeuropa bevor er sich auflöste.


Nachfolgend gab es bis zum heutigen Tag keinen weiteren tropischen Sturm im Atlantik mehr. Und auch die Vorhersage für die nächsten 7 Tage zeigt nur wenig Aktivität über dem mittleren Atlantik. Lediglich eine aktuell noch schwach ausgeprägte Störung könnte sich zum Ende der kommenden Woche zu einem Tropensturm entwickeln. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass es bisher seit 1950 erst einmal vorkam, dass sich vom 29. August bis zum 16. September während der klimatologischen Hochphase der atlantischen Hurrikan- Saison kein einziger Sturm bildet. Deshalb stellt sich die Frage: Was sind die Gründe für diese außergewöhnlich ruhige Phase?


Damit sich tropische Störungen zu einem Hurrikan entwickeln können, ist es förderlich, dass die Umgebung eine hohe Feuchtigkeit und Instabilität aufweist. Betrachtet man allerdings die Bedingungen in den letzten Wochen über dem mittleren Atlantik, zeigt sich eine ungewöhnlich trockene und stabil geschichtete Troposphäre. Ein Grund dafür ist ein sehr stark ausgeprägtes Hochdruckgebiet über dem subtropischen Atlantik. Dabei ergibt sich auf der Ostseite des Druckgebildes ein bis in die Tropen reichender Strom von sehr trockener Luft. Dadurch wurde vorhandene Konvektion über dem tropischen Atlantik stark unterdrückt. Außerdem spielt dabei auch ein tropischer Trog in der höheren Troposphäre eine wichtige Rolle. In den letzten Wochen wurde dieser über dem westlichen subtropischen Atlantik beobachtet. Der Trog transportierte trockene, konvektionshemmende Luftmassen von den Subtropen in die Tropen. Zudem sorgt er auch für eine erhöhte Windscherung in seinem Einflussbereich. Dadurch werden trockene Luftmassen von höheren Schichten in tiefere troposphärische Schichten transportiert und somit jegliche tropische Konvektion unterdrückt.


Normalerweise kommt es während einer neutralen oder positiven ENSO- Phase deutlich seltener zu der Entwicklung eines Troges in der Höhe im westlichen subtropischen Atlantik. So herrschten zu Beginn der laufenden Saison gute Bedingungen für die Entwicklung von tropischen Stürmen und Hurrikans. Die Folge war Hurrikan ERIN. Dieser war der frühste Kategorie 5 Hurrikan seit Aufzeichnungsbeginn.
Zudem zeigten sich bei einem Blick auf den östlichen Atlantik und nach Westafrika deutlich schwächer ausgeprägte African Easterly Waves. Dies führte nicht nur zu geringeren Niederschlägen in Westafrika, sondern auch zu schlechteren Anfangsbedingungen für die Ausbildung eines tropischen Sturms über dem östlichen Atlantik!
Auch in den kommenden Tagen bleibt es im tropischen und subtropischen Atlantik voraussichtlich sehr ruhig. Erst zum Ende des Monats deuten sich bessere Bedingungen an. Im mittelfristigen Zeitraum zeigen einige Modelle eine Abnahme der vertikalen Windscherung und gleichzeitig eine Abschwächung des subtropischen Hochdruckgebietes. Dies könnte zusammen mit den immer noch sehr hohen Wassertemperaturen dazu führen, dass uns in diesem Jahr nach einer sehr ruhigen Phase eine späte Hurrikan-Saison bevorsteht. In der vergangenen Saison gab es ebenfalls eine ruhige Phase bis Mitte September und anschließend konnten noch einige Tropenstürme und Hurrikans beobachtet werden. Möglicherweise nehmen dann im Oktober auch einzelne ehemalige Tropenstürme Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa. Es bleibt also sehr spannend.