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04. November 2025 | Dipl.-Met.Sabine Krüger

November: Grau oder sonnig? - Mal so, mal so!

November: Grau oder sonnig? - Mal so, mal so!

Datum 04.11.2025

Während der Oktober gern auch mal den Vorsatz "golden" bekommt oder zumindest viele auf einen solchen hoffen (und dieses Jahr eher enttäuscht wurden), verbindet man den November eher mit trübem Wetter und Worten wie Novembergrau. Doch auch dieser Monat entspricht nicht immer den Erwartungen und zeigt sich manchmal auch von einer sehr sonnigen Seite.

Im gestrigen Thema des Tages klang ja schon an, dass der diesjährige November sich jedenfalls aktuell und in den kommenden Tagen häufig von seiner goldenen Seite zeigt - zumindest mit Ausnahme der Gebiete, wo sich des nachts Nebel bildet und in Anbetracht der Jahreszeit und des Sonnenstandes dann teils auch länger oder sogar ganztags halten kann.

Die durchschnittliche Anzahl der Sonnenstunden hängt im November klar von der geografischen bzw. orografischen Lage ab. Geografisch zeigt sich eine Abhängigkeit von der geografischen Breite und damit der astronomisch möglichen Tageslänge. Diese unterscheidet sich im November innerhalb Deutschlands von Nord nach Süd im Mittel um etwa 50 Minuten. Der Süden kann über den November also theoretisch bzw. rein astronomisch etwa 27 Sonnenstunden mehr ansammeln als der Norden des Landes. Mit der orografischen Abhängigkeit ist die Abhängigkeit von der Höhenlage gemeint. Denn je höher die Station im Vergleich zur Umgebung liegt, um so wahrscheinlicher ist es, dass diese oberhalb von Nebel oder Hochnebel liegt.

Schaut man in die Statistik der Sonnenscheindauer im November (Abb. 1: Monatssumme der Sonnenscheindauer in Deutschland) findet man in den letzten 30-40 Jahren besonders zwei Jahre mit außergewöhnlich viel Sonne gegenüber dem vieljährigen Mittelwert. Dargestellt ist die Abweichung vom Mittelwert der Jahre 1961-1990. Dieser beträgt in Deutschland knapp 54 Stunden. Zum einen das Jahr 2011 mit bundesweit gut 180 % im Vergleich zum Mittelwert, zum anderen das Jahr 1989 mit knapp 190 %. Und genau diese beiden Jahre schauen wir im Folgenden noch etwas genauer an.


Abb. 1: Monatssumme der Sonnenscheindauer im November im Deutschlandmittel und in Prozent des vieljährigen Mittelwertes von 1961-1990, dargestellt sind die Jahre von 1892 bis 2024 (Quelle: DWD/mtwetter)
Abb. 1: Monatssumme der Sonnenscheindauer im November im Deutschlandmittel und in Prozent des vieljährigen Mittelwertes von 1961-1990, dargestellt sind die Jahre von 1892 bis 2024 (Quelle: DWD/mtwetter)


Im geschichtlich legendären November 1989 wurden im Deutschlandmittel gut 100 Sonnenstunden registriert und damit 89 % mehr als im vieljährigen Durchschnitt. Die absolut meisten Sonnenstunden (Abb. 2, linke Karte und Tabelle der Top30-Stationen) wurde dabei im höheren Bergland erreicht, allen voran auf der Zugspitze mit satten 190,9 Sonnenstunden. Besonders sonnig mit recht verbreitet mehr als doppelt so viel Sonnenstunden wie "normal" (Abb. 2, rechte Deutschlandkarte) war der November 1989 etwa von den Küsten bis zum Main und in die Pfalz. An einigen Stationen in NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen wurden um 270 % im Vergleich zum vieljährigen Mittel verzeichnet, so zum Beispiel an den Stationen Kassel, Trier-Petrisberg oder Bad Hersfeld.


Abb. 2: Deutschlandkarte der Sonnenscheindauer November 1989, links: absolute Monatssumme, Mitte: relative Monatssumme im Vergleich zum Mittelwert 1961-1990, rechts: Tabelle der Top30 anhand der absoluten Sonnenscheindauer (Quelle:DWD/mtwetter)
Abb. 2: Deutschlandkarte der Sonnenscheindauer November 1989, links: absolute Monatssumme, Mitte: relative Monatssumme im Vergleich zum Mittelwert 1961-1990, rechts: Tabelle der Top30 anhand der absoluten Sonnenscheindauer (Quelle:DWD/mtwetter)


Auch der November 2011 konnte mit einem Schnitt von knapp 100 Sonnenstunden und etwa 184 % im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 1961-1990 einen Spitzenplatz der sonnenscheinreichsten November in Deutschland erreichen. Absoluter Spitzenreiter (Abb. 3, linke Deutschlandkarte) war erneut die Zugspitze mit insgesamt etwa 233 Sonnenstunden. Unter den Top10 der sonnenscheinreichsten Stationen befinden sich ausnahmslos Bergstationen (Abb. 3, Tabelle Top30 bzgl. absoluter Monatssumme der Sonnenscheindauer). Schaut man auf die relative Sonnenscheindauer im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961-1990, Abb. 3, rechte Karte) wurde der Mittelwert recht verbreitet deutlich übertroffen: Teils wurden deutlich mehr als doppelt so viele Sonnenstunden registriert, an einigen Stationen in Mitteldeutschland sogar dreimal mehr Sonne als "normal". Ausnahmen bildeten dabei einige nebelanfällige Gebiete vor allem im Bereich von Donau und Bodensee sowie der Norden Niedersachsens, Schleswig-Holstein und Westmecklenburg.


Abb. 3: Deutschlandkarte der Sonnenscheindauer November 2011, links: absolute Monatssumme, Mitte (rechte Karte): relative Monatssumme im Vergleich zum Mittelwert 1961-1990, rechts: Tabelle der Top30 anhand der absoluten Sonnenscheindauer (Quelle:DWD/mtwet
Abb. 3: Deutschlandkarte der Sonnenscheindauer November 2011, links: absolute Monatssumme, Mitte (rechte Karte): relative Monatssumme im Vergleich zum Mittelwert 1961-1990, rechts: Tabelle der Top30 anhand der absoluten Sonnenscheindauer (Quelle:DWD/mtwet


Man sieht also, auch wenn der November häufig als "grau" verschrien ist: Er kann auch sonnig! Und ja, es gibt auch immer benachteiligte Regionen, in denen sich der Nebel in der fortgeschrittenen Jahreszeit nur sehr zögerlich oder auch gar nicht mehr auflöst. Und während große Teile des Landes vom schönen Herbstwetter schwärmen, sitzen beispielsweise die Bewohner der Donauniederungen tagelang im Dauergrau bei teils schon empfindlich geringen, vielleicht auch sehr unangenehmen Temperaturen. Wie sich der diesjährige November über die aktuelle Wetterlage hinaus in punkto Sonnenschein entwickelt, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall startet er recht ambitioniert...



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