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18. Oktober 2025 | Dipl. Met. Lars Kirchhübel

Die „O-bis-O-Regel“ für Winterreifen?!

Die „O-bis-O-Regel“ für Winterreifen?!

Datum 18.10.2025

Verbreitet Nachtfrost, bodennah teils mäßiger Bodenfrost, da schrillen die Alarmglocken der Autos. Da war doch was?! Ach ja, die Autos brauchen evtl. ein neues Schuhwerk. Es steht zwar kein Wintereinbruch bevor, doch auch bei tiefen Temperaturen und Glätte hat die Winterbereifung Vorteile.

Es ist wieder soweit. Das Auto schreit nach Veränderungen. Viele Versicherungen und Automobilclubs verweisen wieder auf die sogenannte „O-bis-O-Regel“. Demnach sollten die Autofahrer von Oktober bis Ostern wintertaugliche Reifen am Auto montiert haben. Jedoch müssen bei der Wahl der Reifen zusätzlich auch die regional unterschiedlichen klimatischen Verhältnisse berücksichtigt werden. Das Rheinland kann man diesbezüglich z. B. nicht mit dem höher gelegenen Voralpenland vergleichen.

Viele Kraftfahrzeughalter verzichteten wegen der wenig winterlichen Witterung der letzten Wochen bisher auf einen Reifentausch auf Winterpneus. Doch mit fortschreitender Jahreszeit in Richtung Winter sinken die Temperaturen alleine aus klimatologischer Sicht langsam ab. Während bisher meist nur die typisch herbstlichen Wettererscheinungen wie Nebel oder rutschige Straßen durch feuchtes Laub die Autofahrer beschäftigten, muss den kommenden beiden Nächten vor allem in der Osthälfte gebietsweise auch mit Glätte durch überfrierende Nässe oder Reif gerechnet werden. Die durch die Jahreszeit bedingt längeren Nächte kann die bodennahe Atmosphäre nachts schon erheblich auskühlen. Vor allem bei klarem Himmel reichen tagsüber positive, teils sogar zweistellige Höchstwerte nicht aus, um ein nächtliches Absinken der Temperatur in den Frostbereich zu verhindern. Zudem ist jederzeit eine kurzfristige Umstellung der Wetterlage auf den Wintermodus möglich. Mittelfristig, bis zum Ende der kommenden Woche ist jedoch weder Schnee noch Eis ein Thema. Doch im November kann das Wetter auch schnell mal in die kalte Richtung ausschlagen.

Werden die schreie des Autos erhört und Winterreifen aufgezogen, muss zwingend auf das Alpine-Symbol, einem Bergpiktogramm mit Schneeflocke, geachtet werden. Reifen, die nur eine M+S-Kennzeichnung (Matsch und Schnee) haben, sind bei winterlichen Straßenverhältnissen nicht mehr erlaubt. Sollte man in eine Kontrolle geraten und Winterreifen ohne alpine-Symbol auffallen, drohen Bußgelder in Höhe von 60 Euro, bei Behinderung bis 80 Euro sowie ein Punkt in Flensburg. Sollte der Fahrer nicht dem Halter entsprechend, wird sogar der Halter belangt und mit 75 Euro und einem Punkt versehen.


Alpine Symbol Winterreifen
Alpine Symbol Winterreifen


Sollte es bei Schnee oder Glätte zu Unfällen durch Autos mit Sommerreifen kommen, so setzen die Autofahrer neben ihrem Leben auch ihren Versicherungsschutz teilweise aufs Spiel. Die Kaskoversicherung kann mit dem Verweis auf grob fahrlässiges Verhalten einen Teil der Leistung verweigern. Und die Kfz-Haftpflichtversicherung kann den Fahrer in Mithaftung nehmen, wenn ein Unfall auf falsche Reifen zurückzuführen ist.

Anders als z.B. in Österreich, der Schweiz und Italien besteht hierzulande aber keine generelle, sondern eine situative Winterreifenpflicht, was bedeutet, dass man bei winterlichen Straßenverhältnissen, also bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte, nur mit Winterreifen fahren darf.
Doch was macht die Winterreifen aus?

Autoreifen sind das Bindeglied zwischen Fahrzeug und Fahrbahn. Sie beeinflussen maßgeblich das Fahrverhalten eines Fahrzeugs. Reifen werden insbesondere auf die Beschaffenheit des Untergrundes, die Temperatur und die Belastung ausgelegt. In Mitteleuropa fahren Autos meist auf asphaltierten Straßen mit einer Oberflächentemperatur zwischen -15 °C und +60 °C. "Sommer"-Gummimischungen verhärten bereits bei niedrigen Plus-Graden, womit sich die Haftung auf der Straße spürbar reduziert. Winterreifen-Typen bleiben weich und verfügen zudem über ein spezielles Lamellen-Profil, das auf Schnee und Eis besonders gut greift - also bei Witterungsbedingungen, die überall in Deutschland und auch durchaus schon um den Gefrierpunkt herum anzutreffen sei, erklärte der ADAC. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe beträgt auch für Winterreifen 1,6 Millimeter. Der ADAC empfiehlt aus Sicherheitsgründen jedoch mindestens vier Millimeter. Ebenso einen Austausch nach spätestens sechs Jahren, weil dann die Gummimischung so hart geworden ist, dass der "Grip" bei tiefen Temperaturen nachlässt.

In den kommenden Nächten muss vor allem in den östlichen Regionen des Landes durch leichten Frost und teils mäßigen Bodenfrost örtlich mit winterlichen Straßenverhältnissen durch Glätte infolge überfrierender Nässe oder Reif gerechnet werden. Begünstigt sind dabei vor allem weniger befahrene Straßen abseits der Autobahnen. Aber auch die Verkehrswege über Brücken oder durch Senken sind besonders für Glätte durch Reif oder überfrierende Nässe anfällig.


Tiefsttemperaturen Sonntagmorgen, 19.10.2025 mit verbreitetem Frost.
Tiefsttemperaturen Sonntagmorgen, 19.10.2025 mit verbreitetem Frost.


Bis zum nächsten Wochenende übernehmen nun aber erst einmal wieder Tiefdruckgebiete das Zepter in der Wetterküche. Das Hoch TATIANA hat leider nur wenig Kraft und lässt sich von einem kräftigen, hochreichenden Tiefdruckkomplex bei den Britischen Inseln rasch nach Osteuropa schieben. Damit stellt sich auch die Wetterlage um, sodass mittelfristig ein unbeständiger, zu schauerartigen Regenfällen neigender Wettercharakter Einzug hält. Da die Luft jedoch vom Atlantik, teilweise auch aus Südwesteuropa stammt, bleibt es zumindest mild, teils auch sehr mild. Somit wären Winterreifenaus Wettersicht zumindest bis Ende Oktober noch nicht zwingend nötig. Wer jedoch im November bei einem bevorstehenden Wintereinbruch den Run auf die Autohäuser verhindern möchte, kann ja das milde Wetter für einen ruhigen Tausch nutzen.


Wetterlage am Sonntag, 18.10.2025 um 14 Uhr mit Hoch TATIANA über Norddeutschland und einem Tiefdruckkomplex westlich der Britischen Inseln.
Wetterlage am Sonntag, 18.10.2025 um 14 Uhr mit Hoch TATIANA über Norddeutschland und einem Tiefdruckkomplex westlich der Britischen Inseln.




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