Egal, wo man in Deutschland am heutigen Dienstag auf das Barometer schaut, das Ergebnis ist eindeutig: Ein Luftdruck jenseits der 1020 hPa, gepaart mit Bezeichnungen wie "schön" und Symbolen, die klar in Richtung Sonne anstatt Wolken gehen. Die Wetterkarte bestätigt zumindest die Druckwerte. Hoch RITA ist dort aktuell im Bereich Nordfrankreich/Süddeutschland zu finden.
Und was zeigt der Blick aus dem Fenster? Grauer Himmel! Dazu gibt es in Südostbayern abklingenden Dauerregen beziehungsweise Schneefall in den Hochlagen. Im Norden zieht im Tagesverlauf Regen auf, der sich in den Osten verlagert. Und auch sonst kann es vereinzelt mal einen Tropfen aus dem dichten Gewölk geben. Schön? Beständig? Fehlanzeige! Was ist nun also "kaputt"? Das Wetter oder die Barometer?
"Weder, noch." ist natürlich die Antwort. Grund Nr. 1: Es ist einfach Herbst. Und je weiter das Jahr voranschreitet beziehungsweise je tiefer der Sonnenhöchststand ist, desto schwieriger wird es für die Sonne, die in den immer längeren Nächten entstehenden Nebelfelder "wegzuheizen". Der zweite Grund für das Grau ist über dem Nordmeer zu finden. Dort schickt ein großräumiger Tiefdruckkomplex immer wieder seine Ausläufer mit sehr feuchter und daher wolkenreicher Luft bis nach Deutschland.
Schauen wir uns zur Verdeutlichung den Radiosondenaufstieg aus Idar-Oberstein vom heutigen Dienstagmorgen, 8 Uhr (MESZ) an (Abbildung 1). Ganz kurz zur Erklärung: Das Diagramm zeigt den vertikalen Verlauf der Temperatur (durchgezogene schwarze Linie) und des Taupunkts (strichlierte schwarze Linie; Maß für die Luftfeuchtigkeit). Auf der unteren, horizontalen Diagrammachse ist die Temperatur in Grad Celsius aufgeführt und auf der linken, vertikalen Achse der Luftdruck in hPa (mit der Höhe abnehmend). Die Temperatur bleibt entlang der roten, von unten nach rechts oben verlaufenden Linien konstant. Mehr dazu finden Sie zum Beispiel im Thema des Tages vom 03.07.2020.
Man sieht schön, dass die Luft bis 800 hPa (etwa 1700 m über Grund) gesättigt ist. Taupunkt- und Temperaturkurve fallen also quasi zusammen oder anders ausgedrückt: Die relative Luftfeuchtigkeit beträgt 100 %. Bis hierhin reichen damit auch die dichten Wolken, denn darüber gehen die beiden Kurven wieder deutlich auseinander. Die Luft wird also immer trockener.
Zudem kann man erkennen, dass sich zwei Inversionen, also Schichten, in denen die Temperatur mit der Höhe zunimmt, ausbilden konnten (eine bei rund 875 hPa und eine weitere bei 800 hPa). Innerhalb einer Inversion sind die Luftschichten von denen darüber entkoppelt und ein vertikaler Luftaustausch wird verhindert. Sehr interessant ist vor allem die obere der beiden Inversionen, denn für diese ist Hoch RITA verantwortlich. Sie ist durch das Absinken der Luft innerhalb von RITA und der damit verbundenen Erwärmung der Luft entstanden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Absinkinversion. Deutlicher wird diese Entwicklung, wenn man sich zum Vergleich noch den Radiosondenaufstieg aus Idar-Oberstein vom gestrigen Montagabend, 20 Uhr (MESZ) ansieht (Abbildung 2).
Hier war die Luft zwischen 850 hPa und 500 hPa, also etwa zwischen 1500 und 5000 m über Grund, mehr oder weniger durchweg gesättigt, ehe sie begann nachhaltig abzutrocknen. Zudem lag die Temperatur über die mittlere und untere Troposphäre hinweg (etwa zwischen 400 und 950 hPa) um ein paar Grad niedriger als 12 Stunden später (z. B. 800 hPa: 20 Uhr/3,5 Grad, 8 Uhr/6,2 Grad). Durch den zunehmenden Einfluss von RITA und dem damit verbundenen Absinken konnte sich die Luft also einerseits erwärmen und andererseits von oben her abtrocknen.
Und zum Abschluss noch ein Blick auf die Prognose des vertikalen Temperatur- und Feuchteverlaufs für Idar-Oberstein in der kommenden Nacht zum Mittwoch um 2 Uhr (MESZ). Die Erwärmung und Abtrocknung schreiten weiter voran. In 800 hPa sollen es dann schon 10 Grad sein und die Sättigung nur noch bis etwa 130 m über Grund reichen. Dabei handelt es sich dann um Nebel beziehungsweise Hochnebel - typisch Herbst eben.