Der Blick auf das europäische Modell bzw. dessen Ensembles (EPS) weist bei der führenden Wetterlage in den kommenden Tagen kaum Veränderungen auf. Während am heutigen Sonntag die Wetterlage Süd antizyklonal das gesamt EPS dominiert, übernimmt ab Montag bis Donnerstag die Wetterlage Südwest antizyklonal. Bevor wir die Wetterlagen genauer unter die Lupe nehmen und das resultierende Wetter erörtern, müssen aber zunächst ein paar Begrifflichkeiten erklärt werden.
Die Wettervorhersage wäre ohne die modernen Ensemblesysteme deutlich schlechter und die Ausgabe von frühzeitigen Wetterwarnungen mit hoher Qualität nur eingeschränkt möglich. In der Zeit vor dem EPS gab es nur einen Modelllauf, den sog. deterministischen Lauf, der auf Basis von Messungen (Satellit, Radar, Boden, etc.) sowie verschiedenen Parametrisierungen und Gleichungen ein Ergebnis lieferte. Dieses kann richtig oder falsch sein, also eine typische schwarz-weiß Aussage. Doch Unsicherheiten entstehen bereits bei der Berechnung des aktuellen Atmosphärenzustands, da die Atmosphäre ein chaotisches System ist, in dem kleine Fehler große Auswirkungen haben können. Ein meteorologisches Ensemble besteht aus mehreren Ensemble-Vorhersagen und dient der Bestimmung der Vorhersageunsicherheit. Aufgrund der chaotischen Natur der Atmosphäre können kleine Unterschiede im Anfangszustand einer Simulation zu großen Unterschieden in der Vorhersage führen. Bei der Entwicklung von Ensemblesystemen geht es darum, durch gezielte Veränderungen des mathematischen Wettermodells und des Anfangszustandes, mit dem ein Vorhersagelauf auf einem Supercomputer gestartet wird, ein realistisches Spektrum an Vorhersagen zu erzeugen. Diese verschiedenen Optionen der Wetterentwicklung bekommen durch das Ensemble eine Wahrscheinlichkeit zugeordnet.
Durch die Vielzahl von EPS-Member (Mitglieder) und entsprechende Luftdruck- und Geopotentialfelder können diese auch miteinander verglichen und in sog. Cluster (übergeordnete Grundmuster) eingeordnet werden. Genau dies hat P. James beim DWD bearbeitet und in Grafik 1 visualisiert. Das EPS des ECMWF verfügt insgesamt über 51 Modellläufe, die verglichen und eingeordnet werden können. Von Sonntag bis Mittwoch beschreiben alle EPS-Mitglieder nur eine Wetterlage, sodass von einer hohen Vorhersagegüte des Musters ausgegangen werden kann. Nimmt die Anzahl an potentiellen Wetterlagen zu (siehe vor allem ab Freitag), wird es deutlich schwieriger das Wetter seriös zu betrachten.

Doch was bedeuten diese Wetterlagen nun? Die heute dominierende Wetterlage Sa also Süd antizyklonal beschreibt eine Südströmung, die antizyklonal gekrümmt ist. In diesem Zuge wird demnach Luft aus südlicheren Gefilden nordwärts geführt. Zudem sorgen antizyklonale Krümmungen eher für weniger Wetteraktivität (Hochrandlage). Wie stark nun die Strömung ist und wie deutlich sich die entsprechende Krümmung auswirkt, ist auch von der Region abhängig. Denn das Clustering betrachtet nicht nur Deutschland, sondern den europäischen Raum sowie die Atlantikregion. Zudem ist eine synoptische Lage (Muster) per Definition eine 3D-Struktur (Höhen- und Bodenzirkulation, Luftmasse, Zyklonalität), wobei es verschiedene Kombinationen dieser Komponenten geben könnte. Deshalb ist es sehr hilfreich mehrere Grundmuster pro GWL zu definieren.
Was sagen die Wetterlagen nun über unser Wetter?
Nachdem letzte Woche drei Tage der Goldene Oktober im November Einzug hielt, sorgten ab Freitag feuchte Luft und eine markante Absinkinversion zunehmend für besagten Nebel und Hochnebel. Doch Hoch URMI ist mittlerweile nicht mehr vorhanden und auch das nachfolgende Hoch VIANELDE ist über Deutschland hinweg nach Westrussland weitergezogen. Nun versuchte es das Hoch WENCKE, welches am heutigen Sonntag über Frankreich Halt macht. Die Wetterlage Süd antizyklonal beschreibt das Wetter über Mitteleuropa also nur bedingt.
Bei insgesamt schwachen, durch diverse Hochs wie WENCKE zu höherem Luftdruck neigenden, Luftdruckgegensätzen ist kaum eine signifikante Strömung auszumachen. Das Kürzel a hat da schon größere Wirkung, indem es potentiell hohen Luftdruck propagiert. Aus der Höhe kann trockene Luft absinken und schließlich weiter eine Absinkinversion produzieren (siehe Grafik 2). Somit bleibt am heutigen Sonntag verbreitet das Einheitsgrau bestimmend. Inwieweit nun aus der grauen Decke mehr oder weniger Regen oder Sprühregen fällt, ist von der Mächtigkeit sowie der Hebung dieser abhängig. Da kommen zwei weitere Mitspieler auf das Feld. So mischt ein wenig aktiver Tiefausläufer in die Wetterlotterie mit und verlagert sich bis Montagmittag langsam über Deutschland hinweg ostwärts. Dieser hebt die Hochnebeldecke und führt gebietsweise zu etwas stärkeren Sprühregen. Ein weiterer Löffel im Wettertopf kommt von einem Tief in höheren Luftschichten, welches über Tschechien wirbelt und ebenfalls Hebungsimpulse nach Deutschland schickt. Vor allem von der Mitte in den Südosten kann somit auch etwas mehr Regen aus dem Einheitsgrau fallen.
Zur neuen Woche stehen Veränderungen an, obwohl die Wetterlage Südwest antizyklonal eigentlich nicht so sehr von Süd antizyklonal abweicht. Doch aus der schwachwindigen Situation leben nun auf der Vorderseite eines großräumigen Tiefdruckkomplexes über dem Ostatlantik zunehmend mäßige Südwestwinde auf. Diese durchmischen die Troposphäre und reißen Lücken in die Wolkendecke. Zunächst bekommt vor allem im Lee der Berge die Sonne wieder mehr Spielraum. Im Verlauf kann sich die Sonne insgesamt ausbreiten, sodass nur noch einige Täler und Niederrungen der Mittelgebirge anhaltend mit der grauen Nebelsuppe leben müssen. Da die Luft zudem von der Iberischen Halbinsel nach Deutschland weht, legen auch die Temperaturen wieder zu und erreichen vielfach zweistellige Höchstwerte. Am Donnerstag sind im Lee der Eifel und des Rothaargebirges sogar Werte bis bzw. um 20 Grad möglich. Dafür ist nachts bei längerem aufklaren vor allem im Süden des Landes erneut Frost ein Thema.





