Der Sommer liegt nun endgültig hinter uns und mit ihm die Zeit der häufigen Schwergewitter. Zwar können mit geringer Wahrscheinlichkeit auch am morgigen Montag, den 20. Oktober 2025, einzelne Gewitter im Westen auftreten, ihre Intensität ist jedoch nicht vergleichbar mit der ihrer hochsommerlichen "Verwandten". Häufig sind es die Begleiterscheinungen wie heftiger Starkregen, Orkanböen, großer Hagel oder Tornados, die bei schweren Gewittern enorme Schäden anrichten können. Auch Blitze stellen für Gegenstände oder Leib und Leben eine echte Gefahr dar. Trotzdem faszinieren uns diese Gewalten der Natur immer wieder aufs Neue. Die mit hohen elektrischen Spannungen zusammenhängenden Leuchterscheinungen sind besonders schön anzusehen.
Wie entstehen diese hohen Spannungen?
Bei der Bildung eines Gewitters steigen feuchte und energiereiche Luftmassen rasant auf. Dabei wird die Luft mit zunehmender Höhe schnell abgekühlt, sodass es zur Kondensation des in der Luft enthaltenen Wasserdampfes kommt. Entsprechend bilden sich Quellwolken, die schließlich zu einem ausgewachsenen Cumulonimbus (Gewitterwolke) heranwachsen. Im sogenannten Aufwindbereich des Cumulonimbus werden sehr viele Wassertröpfchen und Eiskristalle mit Geschwindigkeiten von über 100 Kilometern pro Stunde in eisige Höhen, zum Teil über 10 Kilometer, katapultiert, um anschließend wieder in Richtung Erde zu fallen. Auf ihrem Weg durch die Gewitterwolke stoßen sie dabei aneinander, wodurch es zu einer elektrischen Ladungstrennung innerhalb der Wolke kommt. So entstehen zum einen Bereiche mit positiver Ladung, die sich im oberen Bereich der Wolke befinden, zum anderen konzentriert sich negative Ladung im unteren Teil. Die Spannungen sind dabei erheblich und können bis zu einer Milliarde Volt betragen.
Welche Erscheinungen können dabei auftreten?
Aufgrund dieser hohen Spannungen können unterschiedliche Phänomene entstehen. Blitze entstehen beispielsweise, um den Ladungsunterschied innerhalb der Wolke bzw. zwischen Wolke und Erdboden wieder auszugleichen. An manchen Tagen und bei einer genauen Beobachtung der Gewitterwolken lässt sich jedoch eine weitere, überaus seltene Erscheinung am Himmel ausmachen. Im vergangenen Juni (zugegebenermaßen eine Weile her) konnte ein aufmerksamer Beobachter an der Wolkenoberseite einen gebogenen Lichtstrahl ausmachen, der hin und her hüpfte und scheinbar auf der Wolke tanzte.
Auch im Jahr 2018 erreichte uns ein Video aus Würzburg, in dem der tanzende Schweif auf einer Wolkenoberseite aus einem Hinterhof heraus beobachtet werden konnte.
Dieses mysteriöse Phänomen ist unter anderem als "Crown Flash" (dt. krönender Lichtstrahl) oder "Leaping Sundog" (dt. hüpfende oder springende Nebensonne) bekannt. Der Name der Erscheinung sowie deren erste wissenschaftliche Beschreibung geht übrigens auf einen Artikel in dem renommierten Magazin "Nature" aus dem Jahre 1971 zurück, in dem dieses zum damaligen Zeitpunkt noch unbekannte Phänomen erstmals öffentlich beschrieben und sogleich mit dem Namen "Crown Flash" versehen wurde.
Wie erklärt sich dieses Phänomen?
Aktuell existiert noch keine exakte wissenschaftliche Erklärung für diese faszinierende Erscheinung. Führende Theorien gehen davon aus, dass es sich dabei um einen Lichtstrahl handelt, der an kleinen Eiskristallen im oberen Bereich der Gewitterwolke gebrochen und reflektiert wird. Jedoch sieht der Beobachter am Boden die Reflexion nur, wenn er richtig zur Sonne steht. Das macht dieses Phänomen so selten.
Warum hüpft der Lichtstrahl?
Die Eiskristalle an der Wolkenoberseite sind durch das elektromagnetische Feld der spannungsgeladenen Wolke in einer bestimmten Orientierung angeordnet und geben somit die Richtung der Reflexion vor. Kommt es nun zu einer Entladung, das heißt, blitzt es in der Gewitterwolke, ändert sich das Spannungsfeld, wodurch es zu einer ruckartigen Änderung der Ausrichtung der Eiskristalle und somit auch des Reflexionswinkels des Lichtstrahls kommt. Der Beobachter nimmt dies dann als ein Hüpfen des Lichtstrahls wahr.
Weitere anschauliche Clips lassen sich bei einer Internetrecherche finden, zum Beispiel auf der Online-Videoplattform YouTube, wo der Nutzer QuadeM13 ein herrliches Beispiel (Link 1) im Jahr 2015 in Greenwood, Indiana (USA) beobachten konnte.