Einleitung
Die ECSS (European Severe Storms Conference – Europäische Unwetterkonferenz, http://www.ecss.eu) fand erstmals im Jahr 2000 in Toulouse statt. Diese Konferenz war ein wichtiger Meilenstein in der europäischen Forschung zu Gewittern und ihren Begleiterscheinungen wie Hagel, Starkregen, Wind und Tornados. Die Initiative ging von einer Gruppe europäischer Meteorologen sowie Wissenschaftlern von Météo-France aus. 120 Teilnehmer aus über 20 Ländern kamen unter dem Motto „Towards a European understanding of severe convective storms“ zusammen. Die Konferenz war ein voller Erfolg und wurde fortan zu einer regelmäßigen zweijährlichen Veranstaltung.
Die Einführung der europäischen Unwetterdatenbank
Auf der zweiten Konferenz 2002 in Prag wurden einheitliche Definitionen und Kriterien für Unwetter in Europa diskutiert und festgelegt. Diese Konferenz war damit der Startpunkt für die heutige europäische Unwetterdatenbank - ESWD, die federführend von Dr. Nikolai Dotzek am DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) in Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern entwickelt und 2004 auf der Konferenz in León vorgestellt wurde. Die Datenbank sammelt alle Unwettermeldungen in Europa und umfasst mittlerweile weit über 200.000 Einträge.
Die Gründung des Europäischen Unwetterlabors (ESSL)
Bei der Konferenz in León wurde zudem die Gründung des Europäischen Unwetterlabors beschlossen, das schließlich am 13.09.2006 offiziell als gemeinnütziger Verein (European Severe Storms Laboratory e.V.) mit Sitz in München eingetragen und auf der vierten ECSS-Konferenz in Triest 2007 offiziell vorgestellt wurde. Fortan wurde die Unwetterkonferenz vom ESSL organisiert, dessen erster Direktor Dr. Nikolai Dotzek war. Ziel des ESSL ist es, das Verständnis und die Vorhersage schwerer Gewitter zu verbessern. In Zusammenarbeit mit europäischen Wetterdiensten und Organisationen betreibt das ESSL aktive Forschung zu Unwettererscheinungen wie Hagel, Starkregen, Wind und Tornados. Eine wesentliche Basis dafür ist auch die ESWD, die Teil des ESSL wurde.
Das Training Centre und das Testbed
Es folgten weitere Konferenzen in Landshut (2009) und Palma de Mallorca (2011). Plötzlich und unerwartet verstarb am 29. Mai 2010 der Direktor des ESSL Nikolai Dotzek im Alter von nur 43 Jahren. Sein Erbe lebt mit der Verleihung des renommierten Nikolai Dotzek Awards für herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Unwetterforschung im Rahmen der Tagung fort. Als neuer Direktor übernahm Pieter Groenemeijer fortan die Leitung und baute das ESSL weiter auf und aus. Im Rahmen der Konferenzen in Landshut und Palma kam eine weitere Idee auf: Das ESSL Research and Training Centre wurde kurze Zeit später im Juni 2012 in Wiener Neustadt auf die Beine gestellt. Neben der Forschung hatte das Programm vor allem die Weiterbildung von Vorhersagemeteorologen in Europa im Fokus. Neben zahlreichen Fortbildungskursen findet seitdem auch das jährliche ESSL Testbed statt (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2015/7/6.html), das neben dem Training von Vorhersagemeteorologen auch das Testen neuer Vorhersage- und Warnprodukte umfasst.
In den Folgejahren fanden weitere Konferenzen in Helsinki (2013), Pula (2017) und Krakau (2019) statt. In diesen und den darauffolgenden Jahren musste das ESSL im Allgemeinen und die ECSS im Besonderen schwierige finanzielle Zeiten überstehen, da die Finanzierung stark an Forschungsaufträge gebunden war. Mittlerweile hat sich das ESSL jedoch fest etabliert und kann dank zunehmender Mitglieder und Unterstützer auf ein gefestigtes Fundament blicken.
Die Konferenz 2025 in Utrecht (NL)
Nach einer Corona-Pause fand 2023 die nächste Konferenz in Bukarest statt. Vom 17. bis 21. November 2025, also in der kommenden Woche, wird nun die zwölfte Ausgabe der ECSS in Utrecht veranstaltet (https://www.essl.org/cms/european-conferences-on-severe-storms/ecss2025/). Natürlich dreht sich wieder alles um die Vorhersage von Unwettern. Themen sind neben Beobachtungs- und Fernerkundungssystemen (Satellit, Radar, Blitze) auch Modellvorhersagen und Simulationen. Zudem werden verschiedene Studien zu Unwetterereignissen, Klimatologien und Fallstudien vorgestellt.
Auch der DWD ist wieder präsent, insbesondere mit dehpkt (https://www.dwd.de/DE/forschung/forschungsprogramme/sinfony_iafe/sinfony_node.html). Darüber hinaus gibt es Beiträge zu Satellitenbeobachtungen, zu automatisierten Verfahren zur Identifizierung von Gewitter- und Unwetterzellen sowie zur Kommunikation von Unwetterereignissen. Außerdem wird ein Update zu Tornadostatistiken in Deutschland vorgestellt – die letzten Statistiken wurden 2003 von eben jenem Nikolai Dotzek präsentiert.
Bilanz
Zusammengefasst lässt sich sagen: Die ECSS-Tagung und das ESSL sind eine große Erfolgsgeschichte, die die europäische Unwetterforschung prägen und die Qualität der Unwettervorhersagen entscheidend verbessert haben. Neben vielen europäischen Wissenschaftlern sind auch jedes Mal zahlreiche renommierte Forscher aus den USA und anderen Ländern der Welt mit dabei.
Im kommenden Jahr 2026 feiert das ESSL seinen 20. Geburtstag und kann stolz auf die vergangenen Jahre zurückblicken. Auch für den Deutschen Wetterdienst war und ist das ESSL ein wichtiger Partner.








