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08. Dezember 2025 | Dipl.-Met. Adrian Leyser Sturm

Vom Winter keine Spur!

Vom Winter keine Spur!

Datum 08.12.2025

Vom Winterwetter fehlt weiter jede Spur. Kräftige Atlantiktiefs führen ungewöhnlich milde Luft nach Deutschland und machen jede Hoffnung auf verschneite Winterlandschaften zunichte.

Ende November keimte Hoffnung bei allen Winterfans auf. Die Temperaturen sanken kräftig, teilweise herrschte Dauerfrost und vor allem im Bergland bildete sich eine erste nennenswerte Schneedecke aus. Dazu kamen dann auch die Meldungen von einem außergewöhnlich stark schwächelnden Polarwirbel, der die Wahrscheinlichkeit für kaltes Wetter in Mitteleuropa statistisch erhöht. Doch am Ende sollte es nur ein Strohfeuer bleiben: Zum Monatswechsel und Anfang Dezember stiegen die Temperaturen, dem Schnee ging es an den Kragen und auch der Polarwirbel kräftigte sich wieder. War es das nun mit dem (Früh-)Winter oder kommt da noch was?

Verantwortlich für die andauernde Mildphase ist derzeit eine überaus rege Tiefdrucktätigkeit über dem Nordatlantik, die in Teilen Westeuropas für äußerst turbulentes Wetter sorgt (siehe Abbildung 1). Im Zusammenspiel mit einer ausgedehnten, ziemlich ortsfesten Hochdruckzone über Süd- und Osteuropa schaufeln sie fortwährend sehr milde Meeresluft vom mittleren Nordatlantik bis nach Mitteleuropa. Zwar sorgen die Ausläufer der Tiefs für einen teils leicht unbeständigen Wettercharakter, dennoch erreichen die Temperaturen für Dezember ungewöhnlich hohe Werte.


Abbildung 1: Großwetterlage am Dienstag, 09.12.2025: Bewölkung, Niederschlag sowie Wind und Temperatur auf 850 hPa (ca. 1500 m Höhe).
Abbildung 1: Großwetterlage am Dienstag, 09.12.2025: Bewölkung, Niederschlag sowie Wind und Temperatur auf 850 hPa (ca. 1500 m Höhe).


Abbildung 2 zeigt die Höchsttemperaturen bis Mittwoch. Demnach werden fast überall zweistellige und verbreitet Temperaturen um 15 °C erreicht, in der Spitze am Oberrhein sogar bis zu 17 °C. Normal wären zu dieser Jahreszeit eigentlich eher zwischen 5 und 10 °C. Von den Dekaden- und Monatsrekorden, die gerade im Südwesten meist bei Werten um oder über 20 °C liegen, ist man aber noch ein Stückchen entfernt. Spitzenreiter ist Müllheim, dort wurden am 16. Dezember 1989 sage und schreibe 24,0 °C gemessen.

Das Wetter gestaltet sich dazu recht unterschiedlich, wie die relative Sonnenscheindauer der nächsten Tage in Abbildung 2 verdeutlicht. Demnach gehen die hohen Temperaturen im Süden mit meist trockenem und sonnigem Wetter einher. Aber Achtung: Gerade in den Flussniederungen können sich die wintertypischen, zähen Nebel- und Hochnebelfelder halten. Dann bleibt es natürlich spürbar kühler. In der Mitte, vor allem aber im Norden dürften sich die hohen Temperaturen bei meist starker Bewölkung und zeitweiligen Regenfällen dagegen deutlich weniger "mollig" anfühlen.


Abbildung 2: Höchsttemperaturen und Sonnenscheindauer von Montag, 8.12., bis Dienstag 10.12.
Abbildung 2: Höchsttemperaturen und Sonnenscheindauer von Montag, 8.12., bis Dienstag 10.12.


Und wie geht es danach weiter? Im Grunde ändert sich relativ wenig. Mit Blick auf die Großwetterlage und selbst unter Berücksichtigung der zunehmenden Unsicherheit stehen die Chancen auf durchgreifendes Winterwetter auch in der nächsten Woche sehr schlecht. Atlantische Tiefs laufen weiterhin mehr oder weniger erfolgreich gegen das Hochdruckbollwerk über dem Kontinent an. Wir liegen in der Übergangszone in einer meist westlichen bis südwestlichen Strömung, in der zwar nicht mehr ganz so milde, für winterliches Wetter aber immer noch viel zu warme Luft zu uns kommt.



© Deutscher Wetterdienst