02:37 MESZ | 12.09.2025 Profi-Wetter| Mobile Seite| Kontakt| Impressum| Datenschutz
Facebook Twitter
Drucken
11. September 2025 | M.Sc.- Meteorologe Oliver Reuter

Das Erntejahr 2025 und seine meteorologischen Hintergründe

Das Erntejahr 2025 und seine meteorologischen Hintergründe

Datum 11.09.2025

Nach der Getreideernte steht zurzeit die Obsternte in vielen Regionen Deutschlands an, welche deutlich besser ausfällt als beispielweise im Vorjahr. Warum das so ist und mit welchen Ergebnissen zu rechnen ist, wird heute im Thema des Tages näher beleuchtet.

Vielerorts hängen sie sehr voll, was die Obstbäume landauf, landab betrifft. Teilweise sind sie sogar so gut bestückt, dass einzelne Äste unter der enormen Last abbrechen - mitsamt den Früchten.
Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so, und da reicht schon ein Blick zurück ins Jahr 2024. Damals gab es vor allem Ende April nochmals stärkere Nachtfröste um -5°C, obwohl die Bäume durch einen sehr warmen März schon in voller Blüte standen oder fertig belaubt waren. Hinzu kam lokal kräftiger Schneefall am 21. April, der beispielsweise in Osthessen Bäume brechen ließ und Teile der Ernte vernichtete.


Kräftiger Schneefall sorgte am 21. April 2024 wie hier in Osthessen zu teils massiven Schäden an der Vegetation.
Kräftiger Schneefall sorgte am 21. April 2024 wie hier in Osthessen zu teils massiven Schäden an der Vegetation.


Die Vorgeschichte für das Erntejahr 2025 sieht hingegen viel besser aus. Bereits im Herbst 2024 konnte eine positive klimatische Wasserbilanz verzeichnet werden, was vereinfacht gesagt bedeutet, dass den Pflanzen ausreichend Wasser zur Verfügung stand. Dies spiegelte sich auch in der Bodenfeuchte wider, die gebietsweise sogar überdurchschnittlich war.

Der Winter 2024/25 war dann vergleichsweise warm bis sehr warm, aber bis Februar zumindest zeitweise auch von Tiefdruckeinfluss mit Regenfällen geprägt, bevor es durch Hochdruck längere Zeit abtrocknete und die Bodenfeuchte (leicht) unterdurchschnittliche Werte annahm. Mit häufigen Frösten herrschte jedoch sowieso allgemeine Vegetationsruhe.

Dies änderte sich im März, als es langsam wärmer wurde. Hier setzte der Vegetationsbeginn später ein als in den letzten drei Jahren, was das Risiko von Frostschäden zur Blütezeit bereits minimierte. Im April und Mai gab es, pünktlich zum Austrieb der Pflanzen, wenigstens zeit- und gebietsweise Niederschläge sowie kühlere Temperaturen, sodass sich die Auswirkungen trotz eines deutlich zu trockenen Frühjahrs in Grenzen hielten. Viele Pflanzen konnten zudem noch von der Feuchtigkeit der Vergangenheit zehren. Lediglich das Sommergetreide hatte etwa im Nordosten zunächst Probleme zu keimen, da der Oberboden zu trocken war.

Von entscheidender Bedeutung war, dass in diesem Zeitraum kaum noch Nachtfrost mehr aufgetreten ist, der die Pflanzen hätte schädigen können und daher zu Einbußen in der Ernte geführt hätte. Lediglich im Osten und Südosten gab es am 23. und 24. Mai nochmals Frost, der teils zu Schäden an der Vegetation führte.

Der Sommer 2025 startet zunächst sonnig und niederschlagsarm, was vermeintlich erstmal darauf schließen ließ, dass es bedingt durch anhaltende Trockenheit zu Ernteausfällen kommen könnte. Im Juli jedoch änderte sich die Großwetterlage grundlegend. Es wurde unbeständiger und somit fiel der Juli deutlich nasser aus als die Vormonate. Zwar verzögerte sich teilweise die Ernte des reifen Getreides, meist lief sie dann aber ohne größere Komplikationen ab. Obstbäume profitierten ebenso von der Witterung, was nun im Herbst zu einer üppigen Ernte führt und führte.


Ein Mähdrescher erntet Getreide ab.
Ein Mähdrescher erntet Getreide ab.


In Zahlen ausgedrückt konnte beim Hektarertrag von Getreide (ohne Mais) eine Steigerung von rund 12,7 Prozent verglichen zum Vorjahr und noch immer von rund 7,3 Prozent im Vergleich zum Schnitt von 2019 bis 2024 erzielt werden. Beim Obst- und Weinbau sieht es ähnlich vielversprechend aus: Bei der Apfelernte ist mit einem Zuwachs von rund 15,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr und von 3,9 Prozent gegenüber dem mehrjährigen Schnitt zu rechnen. Die Kirschenernte war eine der besten seit vielen Jahren. Beim Wein gehen die Bauern ebenfalls von einer guten bis überdurchschnittlichen Ernte und einer guten Qualität des 2025er Jahrgangs aus. Es bleibt nur zu hoffen, dass die kommende Zeit nicht völlig ins Wasser fällt und eine zeitgerechte Ernte des Weins ermöglicht.

Insgesamt wird 2025 aber als gutes Erntejahr in Erinnerung bleiben.



© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

11.09. - Das Erntejahr 2025 und seine meteorologischen Hintergründe

10.09. - Rückblick auf die teils extremen Niederschläge im Westen Deutschlands

09.09. - Bundesweiter Warntag

08.09. - Intensive Regenfälle über dem Westen Deutschlands

07.09. - Golf von Panama: Saisonale Meeresströmung fast vollständig ausgeblieben

06.09. - Der Spätsommer am Wochenende auf Stippvisite, ab der neuen Woche droht wieder meteorologisches Unheil.

05.09. - Unwetter gestern Abend

04.09. - Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch

03.09. - Deutschlandwetter im Sommer 2025

02.09. - Deutschlandwetter im August 2025

01.09. - Der September - ein verkappter Sommermonat?

31.08. - Übergang in den Herbst?

30.08. - Fliegende Instrumente

29.08. - Eine Reise in die Great Plains

28.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 2

27.08. - Erst sommerlich, dann regnerisch

26.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 1

25.08. - Der Landgang eines Tropensturms

24.08. - Ein letztes Aufbäumen des Hochsommers

23.08. - Hoch "Mareike" sorgt für ruhiges Wetter

22.08. - Die Gänseblümchenwelt - Teil 2

21.08. - Der Gänseblümchenplanet - Teil 1

20.08. - Akklimatisierung - der Schlüssel beim Höhenbergsteigen

19.08. - Das Ende der Hundstage

18.08. - Hurrikan ERIN und dessen Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa

17.08. - Hurrikan ERIN wirbelt über dem Atlantik

16.08. - Auswirkungen eines Blitzeinschlags in ein Fahrzeug

15.08. - Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle

14.08. - Von Schwämmen und Städten

13.08. - Sommerlich, heiß, sehr heiß? - "Kenntage" des Sommers 2025