19:22 MESZ | 26.08.2025 Profi-Wetter| Mobile Seite| Kontakt| Impressum| Datenschutz
Facebook Twitter
Drucken
26. August 2025 | M.Sc. Fabian Chow

Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 1

Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 1

Datum 26.08.2025

Tropische Wirbelstürme auf dem Nordatlantik ziehen oft von den Kapverden in Richtung der Ostküste Nordamerikas und drehen dann nach Nordosten ab. In Europa bekommen wir dann hin und wieder ein Tief, das mit dem Präfix "Ex" benannt ist. Das System ist also nicht mehr tropisch... Auf welche Weise kann man diese Unterscheidung machen?

In den letzten Wochen ist der Name "ERIN" immer wieder in den Themen des Tages aufgetaucht. Anfangs ein tropischer Wirbelsturm, der sogar zeitweise als ein Hurrikan der Stufe 5 kategorisiert worden war, ist er inzwischen bekannt als "Ex-ERIN". "Ex", weil er nun nicht mehr tropisch ist. Da stellt sich doch die Frage, woran das festgemacht wird?

Dieser Frage soll im heutigen Thema des Tages mit Hilfe von sogenannten CPS-Diagrammen etwas nachgegangen werden. CPS steht dabei für "Cyclone-Phase-Space" (zu Deutsch: Zyklonen-Phasenraum). Ein solches Diagramm besteht eigentlich aus zwei einzelnen Diagrammen. Ein Beispiel für den Sturm ALEX aus dem Jahr 2016 ist unten zu finden.


erstes CPS-Diagramm des Sturms ALEX (2016)
erstes CPS-Diagramm des Sturms ALEX (2016)


Um diese Darstellung "lesen" zu können, muss man wissen, dass sich der Aufbau tropischer und nicht-tropischer Stürme fundamental unterscheidet. Die in unseren Breiten auftretenden Systeme, lassen sich dadurch erkennen, dass sie ein Frontensystem haben. Das heißt uns wohl bekannte Kalt- und Warm- (und Okklusions-)fronten sprießen aus dem Tief heraus. Ihr Aufbau ist dementsprechend stark geprägt von asymmetrischen, warmen und kalten, Bereichen, die um den Tiefkern herumwandern. Und da wären wir direkt beim nächsten Merkmal: Dem Kern. Das Gebiet mit dem niedrigsten Bodendruck wird Kern genannt. Die dort herrschende Temperatur ist in solch einem System geringer als drumherum.

Im Kontrast dazu stehen die tropischen Eigenschaften. Diese zeichnen sich durch eine hohe "Rotationssymmetrie" aus. Das heißt, sie haben einen kreisrunden Aufbau um das Zentrum herum, in dem sich das sogenannte "Auge" des Sturms befindet. Zugleich besitzen tropische Wirbelstürme einen warmen Kern.
Zurück zu unserem CPS-Diagramm (Bild 1). Auf der y-Achse befindet sich der B-Parameter. Allgemein beschreibt er das Maß an Asymmetrie, das das System besitzt. Je höher dieser Wert, desto frontaler ist der Aufbau. Auf der x-Achse befindet sich ein Parameter, der angibt, wie warm der Kern in der unteren Troposphäre ist. Hier gilt, je kleiner der Wert, desto kälter der Kern.

Mit diesen Informationen, können wir nun vier Bereiche unterscheiden, die durch die breiten grauen Streifen voneinander getrennt sind. Links oben befinden sich asymmetrische Systeme mit kaltem Kern, also unsere außertropischen Zyklone. Rechts unten befinden sich die tropischen Stürme, die einen warmen Kern und einen symmetrischen Aufbau besitzen. Die anderen beiden Bereiche sind Mischformen, sogenannte Hybridzyklonen, die sowohl tropische als auch außertropische Merkmale besitzen.

Das zweite dazugehörige Diagramm (Bild 2) zeigt auf der x- und y-Achse die Temperatur des Kerns. Der Unterschied ist, dass auf der y-Achse die höhere Troposphäre betrachtet wird, auf der x-Achse die untere. Hinter dieser Idee steckt, dass man somit darstellen kann, ob der Sturmkern auch in größerer Höhe stark ausgeprägt ist. Eine erneute Kategorisierung bringt: Rechts oben einen hochreichenden und rechts unten einen nur flachen warmen Kern. Dementsprechend links unten einen hochreichenden und links oben einen flachen kalten Kern.


zweites CPS-Diagramm des Sturms ALEX (2016)
zweites CPS-Diagramm des Sturms ALEX (2016)


Wenn Sie mögen, können Sie nun schon einmal anhand der beiden Diagramme versuchen, den Verlauf der Eigenschaften des Sturms ALEX nachzuvollziehen. Hierbei markiert "A" den Startzustand in der Nähe von Florida und "Z" das Ende der Zugbahn südlich von Grönland. Mit dem untenstehenden Link, können Sie sich auch durch den Lebenszyklus klicken. Eine Fortsetzung und Erklärung anhand dieses Sturms wird es aber im Laufe der nächsten Tage geben.



© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

26.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 1

25.08. - Der Landgang eines Tropensturms

24.08. - Ein letztes Aufbäumen des Hochsommers

23.08. - Hoch "Mareike" sorgt für ruhiges Wetter

22.08. - Die Gänseblümchenwelt - Teil 2

21.08. - Der Gänseblümchenplanet - Teil 1

20.08. - Akklimatisierung - der Schlüssel beim Höhenbergsteigen

19.08. - Das Ende der Hundstage

18.08. - Hurrikan ERIN und dessen Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa

17.08. - Hurrikan ERIN wirbelt über dem Atlantik

16.08. - Auswirkungen eines Blitzeinschlags in ein Fahrzeug

15.08. - Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle

14.08. - Von Schwämmen und Städten

13.08. - Sommerlich, heiß, sehr heiß? - "Kenntage" des Sommers 2025

12.08. - Perseiden 2025 – Sternschnuppen am Firmament

11.08. - Wolkenimpfung zur Hagelabwehr - Methode und Nutzen

10.08. - TEAMx: Groß angelegtes Forschungsprojekt in den Alpen

09.08. - Der Sommer mit Hindernissen nimmt zur neuen Woche richtig Fahrt auf!

08.08. - Die atlantische Hurrikansaison 2025: Prognosen und Ist-Zustand

07.08. - Von Blitzen und Megablitzen

06.08. - Tornados - Faszinierende Naturgewalt mit zerstörerischer Kraft

05.08. - Nach NING kommt INES und bringt den Sommer zurück

04.08. - Das Jahr ohne Sommer

03.08. - Extremes Wetter in Teilen Europas

02.08. - Deutschlandwetter im Juli 2025

01.08. - Regen ohne Ende? – FLORIS bringt die Wende

31.07. - Hundstage? Dieses Jahr nur "kalter Hund"

30.07. - 30 % Regenwahrscheinlichkeit - Was bedeutet das?

29.07. - Hoffnung auf mehr Sonne?

28.07. - Regenreiches Wochenende