17:22 MESZ | 06.09.2025 Profi-Wetter| Mobile Seite| Kontakt| Impressum| Datenschutz
Facebook Twitter
Drucken
06. September 2025 | Dipl. Met. Lars Kirchhübel

Der Spätsommer am Wochenende auf Stippvisite, ab der neuen Woche droht wieder meteorologisches Unheil.

Der Spätsommer am Wochenende auf Stippvisite, ab der neuen Woche droht wieder meteorologisches Unheil.

Datum 06.09.2025

Hoch NINA bringt vorübergehend den sonnigen und trockenen Spätsommer! Doch atlantische Tiefs geben nicht auf und können zur neuen Woche das Wetterzepter wieder übernehmen. Nachts bekommen wir bis dahin mit Nebel und teils einstelligen Tiefstwerten einen herbstlichen Touch.

Der Samstag startet vielerorts schon freundlich mit einem herbstlichen Touch. Die aufgehende Sonne wurde nämlich teilweise von flachen, teils aber auch schon dichteren Nebelfelder eingehüllt. Allenfalls von Ostsachsen bis nach Vorpommern halten sich noch dichtere Wolkenfelder, die zu der nach Polen abgezogenen Luftmassengrenze gehören und vereinzelt noch etwas Regen abladen. Im Tagesverlauf sollten jedoch auch diese Wolkenpakete brüchig werden und der Sonne langsam nachgeben. Dann steht einem freundlichen und wohltemperierten Spätsommertag nichts mehr im Wege.


Wetterlage am Samstag, 6. September mit Spätsommerhoch NINA über Deutschland. (Quelle:TKB-VBZ)
Wetterlage am Samstag, 6. September mit Spätsommerhoch NINA über Deutschland. (Quelle:TKB-VBZ)


Verantwortlich für den Spätsommer ist das Hoch NINA, welches sich vorübergehend über Südostdeutschland einnistet und eine Hochdruckzone vom nördlichen Mittelmeerraum bis nach Norwegen aufspannt. Somit werden atlantische Tiefs und deren Frontenzüge zunächst mal blockiert. Resultierend kann die Sonne die eingeflossene, mäßig warme Atlantikluft am Wochenende abtrocknen und auf Werte zwischen 20 und 30 Grad erwärmen. Nachts bleibt aber bei schon recht langen Nächten (am 22. September ist Tag-Nacht-Gleiche) regional der Nebel und somit der herbstliche Touch ein Thema.


Höchsttemperaturen von links für Samstag, Sonntag und Montag mit Werten bis 29 Grad am Sonntag im Südwesten und Westen. (Quelle:DWD)
Höchsttemperaturen von links für Samstag, Sonntag und Montag mit Werten bis 29 Grad am Sonntag im Südwesten und Westen. (Quelle:DWD)


Doch leider ist unser spätsommerliches Hoch NINA nicht sehr stabil. Schon am Sonntag verlagert sie ihre Schwerpunkte nach Dänemark und Italien. Allerdings geschieht dies nicht freiwillig, sondern auf besonders starkem Druck eines kräftigen Tiefdruckwirbels zwischen Island und Irland. Dieses schiebt mit Macht ihre Frontenzüge vom Atlantik über Frankreich Richtung Deutschland. Der Hauptgrund, dass der Spätsommer nur auf Stippvisite vorbeischaut und rasch wieder Tiefdruckeinfluss weichen muss, liegt in größeren Höhen. Dort nämlich bleiben die derzeit bestehenden Verhältnisse gewahrt, in dem weiter tiefes Geopotential infolge eines Langwellentroges, das Zepter in der Wetterküche schwingt und Höhenhochs nur sporadisch mal mitmischen dürfen.

Zur neuen Woche kann es dann aus Wettersicht wieder richtig spannend werden. Was Meteorologen fasziniert und den trockenen Böden gefällt, dürfte vielen Bundesbürgern, die sich nach Sonne und noch etwas Wärme sehnen missfallen. In der Nacht zum Montag besucht uns zunächst die Warmfront des besagten Tiefs. Allerdings ist diese noch wenig aktiv und schiebt vor allem Wolken ins Land. Dahinter folgt aber rasch die Kaltfront, welche die Atmosphäre mehr in Wallung versetzt und bevorzugt in der Westhälfte Schauer und auch einzelne Gewitter im Programm hat. Insgesamt kann das Wettergeschehen aber nur als lockerer Aufgalopp angesehen werden, der erneut die Weichen auf einen unbeständigen, teils unwetterartigen Witterungsabschnitt einläutet.


Prognostizierte Wetterlage für die Nacht auf Montag, 8. September, mit einem Tief südlich von Island und dessen auf Deutschland übergreifende Ausläufer.  (Quelle:TKB-VBZ)
Prognostizierte Wetterlage für die Nacht auf Montag, 8. September, mit einem Tief südlich von Island und dessen auf Deutschland übergreifende Ausläufer. (Quelle:TKB-VBZ)


In der Nacht zum Dienstag kann das Höhentief südwestlich von Island ihren Einfluss so stark auf die Prozesse in West- und Teilen Mitteleuropas ausdehnen, dass bodennah ein kleines aber feines Tief von Ostfrankreich über Südwestdeutschland und diagonal über Deutschland hinweg ziehen soll. Dieses Tief hat auf der Südostflanke sehr warme und feuchte Suptropikluft im Gepäck, während auf der Nordwestflanke kühle Nordseeluft vorherrscht. Auf der Zugbahn über Deutschland hinweg soll es schließlich im Umfeld des Tiefs sowie auf der Westflanke zu kräftigen und länger anhaltenden Regenfällen kommen, die gebietsweise heftig (Unwetter) ausfallen können. Einzelne Modelle zeigen aktuell sogar extreme Starkregenfälle. Auf der warmen Seite stehen dagegen teils kräftige Schauer und Gewitter auf der Agenda.

Jetzt zum ABER! Eine solche Randtiefentwicklung mit teils heftigen Begleiterscheinungen sind mit großen Unsicherheiten behaftet. Sowohl die Zugbahn sowie die räumliche Einordnung der Niederschlagsschwerpunkte als auch deren Intensität werden derzeit typischerweise noch nicht konsistent abgebildet und springen von Lauf zu Lauf. der Blick auf die neuesten Läufe am Samstagmorgen brachte überraschend viel Einigkeit bei der räumlichen Einordnung der Niederschlagsschwerpunkte. Dies muss noch nichts heißen, könnte aber ein erster signifikanter Trend sein. Demnach sollen die höchsten Niederschlagsmengen von Rheinland-Pfalz, dem Saarland sowie westlichen Baden-Württemberg über Hessen, das östliche NRW und Thüringen hinweg bis ins östliche Niedersachsen und Sachsen-Anhalt fallen. Da aber sprichwörtlich bis Montag noch viel Wasser den Rhein hinab läuft, können sich die Modelle auch noch deutlich verändern. Recht sicher scheint jedoch, dass in der Nacht zum Dienstag und am Dienstag durchaus unwetterträchtige Wetterphänomene möglich scheinen.


24-stg. Niederschlagsmengen im Modellvergleich von Montagabend bis Dienstagabend mit Starkregenfällen vom Südwesten über die Mitte hinweg bis in den Norden. (Quelle: DWD-VBZ)
24-stg. Niederschlagsmengen im Modellvergleich von Montagabend bis Dienstagabend mit Starkregenfällen vom Südwesten über die Mitte hinweg bis in den Norden. (Quelle: DWD-VBZ)




© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

06.09. - Der Spätsommer am Wochenende auf Stippvisite, ab der neuen Woche droht wieder meteorologisches Unheil.

05.09. - Unwetter gestern Abend

04.09. - Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch

03.09. - Deutschlandwetter im Sommer 2025

02.09. - Deutschlandwetter im August 2025

01.09. - Der September - ein verkappter Sommermonat?

31.08. - Übergang in den Herbst?

30.08. - Fliegende Instrumente

29.08. - Eine Reise in die Great Plains

28.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 2

27.08. - Erst sommerlich, dann regnerisch

26.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 1

25.08. - Der Landgang eines Tropensturms

24.08. - Ein letztes Aufbäumen des Hochsommers

23.08. - Hoch "Mareike" sorgt für ruhiges Wetter

22.08. - Die Gänseblümchenwelt - Teil 2

21.08. - Der Gänseblümchenplanet - Teil 1

20.08. - Akklimatisierung - der Schlüssel beim Höhenbergsteigen

19.08. - Das Ende der Hundstage

18.08. - Hurrikan ERIN und dessen Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa

17.08. - Hurrikan ERIN wirbelt über dem Atlantik

16.08. - Auswirkungen eines Blitzeinschlags in ein Fahrzeug

15.08. - Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle

14.08. - Von Schwämmen und Städten

13.08. - Sommerlich, heiß, sehr heiß? - "Kenntage" des Sommers 2025

12.08. - Perseiden 2025 – Sternschnuppen am Firmament

11.08. - Wolkenimpfung zur Hagelabwehr - Methode und Nutzen

10.08. - TEAMx: Groß angelegtes Forschungsprojekt in den Alpen

09.08. - Der Sommer mit Hindernissen nimmt zur neuen Woche richtig Fahrt auf!

08.08. - Die atlantische Hurrikansaison 2025: Prognosen und Ist-Zustand