14. Mai 2013 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Troglage über Westeuropa
Derzeit ist die Großwetterlage über dem europäisch-atlantischen Raum
durch einen mächtigen sog. "langwelligen" Trog gekennzeichnet.
Darunter versteht man eine äquatorwärts gerichtete "Ausschweifung"
der generell in West-Ost-Richtung orientierten Höhenströmung. Auf der
Nordhalbkugel entstehen diese Tröge immer dann, wenn Polarluftmassen
südwärts vorankommen.
Da der Luftdruck mit der Höhe in kalter Luft rascher als in warmer
Luft abnimmt, herrscht in derselben geometrischen Höhe in einer
Polarluftmasse ein tieferer Druck als etwa im Falle subtropischer
Luft. Tröge mit hoch reichender Kaltluft, im Meteorologenjargon auch
gern als "höhenkalte" Luft bezeichnet, fungieren folglich als
Tiefdruckgebiete in der mittleren und höheren Troposphäre.
Ihr Verhalten, also das rasche "Mitschwimmen" in der Westwinddrift
oder aber ihr Verharren als stehende oder gar rückläufige Wellen,
steuern die Bildung und Verlagerung der uns von der
Fernsehwetterkarte bekannten Tiefdruckgebiete am Boden. Vereinfacht
gesagt wird dort, wo der Luftdruck in der Höhe fällt, aus
Kontinuitätsgründen Luft aus bodennahen Schichten angesaugt und ein
Tiefdruckgebiet entsteht oder wird forciert.
Dann kommt noch die Frontalzone als Grenzfläche zwischen Warm- und
Kaltluftmassen ins Spiel. Gern werden dort auftretende wellenartige
Instabilitäten "von oben angezapft" und verstärkt, ggf. am Boden
regelrecht "ausgepumpt". Auf diese Art und Weise bilden sich
außertropische Tiefdruckgebiete mit ihren Frontensystemen.
Das bislang unser Wetter dominierende Zentraltief ZACHARIAS verlagert
sich bis morgen an die nordnorwegische Küste. Eine "Austrogung" über
Westeuropa in Richtung Iberische Halbinsel induziert die
Tiefdruckgebiete ALFRED I über den Britischen Inseln und ALFRED II
über dem westlichen Mittelmeer.
Die Strömung über Mitteleuropa dreht auf Süd und auch die Kaltfront
des Tiefs ALFRED I legt sich fast in Nord-Süd-Richtung über
Deutschland. Sie trennt dann recht frische Atlantikluft im Westen von
relativ warmer Festlandsluft über dem Osten unseres Landes. In dieser
Übergangszone ist natürlich mit Schauern und Gewittern zu rechnen.
Darüber hinaus entstehen in den kommenden Tagen Differenzen von ca.
10 Grad bei den Tageshöchsttemperaturen zwischen Rhein und Oder.
Zur Illustration des eben gesagten sei auf Boden- und
Höhenwetterkarten im Internetangebot des Deutschen Wetterdienstes
verwiesen.
© Deutscher Wetterdienst
Themenarchiv:
07.06. - Durchwachsene Pfingsten, danach Weichenstellung auf Sommer!
06.06. - Wie entsteht großer Hagel?
05.06. - Schwere Gewitter in Süddeutschland - Ein Rückblick
04.06. - Schwere Gewitterlage
03.06. - Deutschlandwetter im Frühjahr 2025
02.06. - Deutschlandwetter im Mai 2025
01.06. - Gewitternachlese
31.05. - Der Bergsturz von Blatten – Wenn die Alpen ins Rutschen geraten
30.05. - Starkregen, Hagel und einzelne Tornados: Ein Rückblick auf letzten Mittwoch
29.05. - Unwettergefahr am Wochenende
28.05. - Ausflug ins Weltraumwetter – Der aktuelle Sonnenzyklus 25
27.05. - Der Himmel ist bunt – Der Regenbogen
26.05. - Früher Monsun in Indien
25.05. - Vater(Männer)tag in Regenjacke?
24.05. - Unbeständige Witterungsphase
23.05. - Klimadiagramme
22.05. - Eröffnung eines Infopavillons am Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg
21.05. - Der Wetterhahn
20.05. - Vor 12 Jahren: EF5-Tornado in Moore - der letzte seit mehr als einem Jahrzehnt
19.05. - Wetterwechsel ante portas
18.05. - Hitzesommer der Vergangenheit
17.05. - Im "Auge" des Tornados
16.05. - Regen - was war das nochmal?
15.05. - Anhaltende Trockenheit – Update und klimatologische Einordnung
14.05. - Aufgaben der Vorhersage- und Beratungszentrale – Teil 2
13.05. - Vor 10 Jahren: Zweiter Tornadoausbruch im "Unwetter-Mai" von 2015
12.05. - Was haben Eichenprozessionsspinner mit dem DWD zu tun?
11.05. - Viel Sonnenschein am Muttertag und zum Beginn der Eisheiligen
10.05. - Aufgaben der Vorhersage- und Beratungszentrale – Teil 1
09.05. - Persistente Hochdrucklage