10. Oktober 2010 |
Helgoland
Am 1. Oktober fand sich im Thema des Tages wie üblich die
Statistik der wärmsten und kältesten Orte Deutschlands im
September.
Während die kältesten Orte Deutschlands nicht überraschend im
Erzgebirge lagen, hat mancher sich sicher über den wärmsten Ort
gewundert.
Helgoland war der Septembersieger mit einer Mitteltemperatur
von 14,7°C und einer Abweichung von -0,2 °C vom langjährigen
Mittel. Selbst die Orte im sonst wärmeren Baden-Württemberg
wurden auf die Plätze verwiesen.
Die "Goldmedaille" Helgolands hat zwei Gründe:
Zum einen waren die negativen Abweichungen der Mittelwerte in
den südwestdeutschen Orten mit 1°C größer als die von Helgoland
und die Temperaturen dort erst dadurch kälter. Zum anderen ist
der August der wärmste Monat in Helgoland, während dies
üblicherweise der Juli ist. Der September ist somit auf
Helgoland der erste Monat, an dem die Temperaturen wieder
sinken, während an den anderen Stationen der September bereits
der zweite Monat mit zurückgehenden Temperaturen ist.
Manchmal, z.B. in 1999 mit 18,2°C Mitteltemperatur, ist der
September auf Helgoland sogar der wärmste Monat des Jahres, auf
den Landstationen ein nahezu unmögliches Ereignis.
Die Erklärung für die Verschiebung des wärmsten Monats,
vereinzelt bis in den meteorologischen Herbst hinein, ist
relativ einfach.
Helgoland ist die einzige deutsche Hochseeinsel. Während auf
den anderen deutschen Inseln je nach Windrichtung und Tide
teilweise festländische Temperaturbedingungen herrschen, wird
die Temperatur auf Helgoland im größten Teil des Jahres von der
Wassertemperatur bestimmt.
Das Wasser ändert seine Temperatur wesentlich langsamer als die
feste Erdoberfläche. Dadurch verschiebt sich der
Temperaturverlauf des Meereswassers etwa zwei Monate gegenüber
dem Sonnenstand nach hinten, das Festland kennt eine solche
Verschiebung kaum.
Das Meerwasser bei Helgoland ist daher normalerweise im August
am wärmsten, wobei die "jährliche Warmzeit" üblicherweise von
Mitte Juli bis Mitte September reicht.
Wenn also, wie dieses Jahr, sich die Sonne und die warmen
Temperaturen auf dem Festland rar machen, wird Helgoland vom
Meer geheizt und kann damit, was nicht außergewöhnlich ist, im
September zum wärmsten Ort Deutschlands werden.
Auch in den meisten anderen Monaten des Jahres spielt Helgoland
eine Sonderrolle.
Von Oktober bis Januar gehört Helgoland, zusammen mit einigen
Stationen im Rheinland, zu den wärmsten Orten Deutschlands. Im
November (7,6°C) und Dezember (4,4°C) ist Helgoland sogar im
Mittel der wärmste Ort Deutschlands.
Ab Februar allerdings zeigt sich die Kehrseite der Medaille.
Während es überall mit den Temperaturen steil bergauf geht,
erreicht das Meer und damit auch die Temperatur in Helgoland
(2,1°C) seinen tiefsten Jahreswert der Temperaturen. Im März,
der im Deutschlandmittel etwa genau so warm ist wie der
November, ist es auf Helgoland 4°C kühler als im November.
Der Rückstand zu den Festlandsstationen wird im Mai und Juni so
groß, dass Helgoland der kälteste Ort Deutschlands ist, wenn
man von Bergstationen absieht.
Das maritime Klima Helgolands zieht noch eine Reihe anderer
interessanter meteorologischer Folgen hinter sich her, die sich
immer wieder in den Themen des Tages wiederfinden.
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
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