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29. Oktober 2013 | Dipl.-Met. M.Sc. Met. Andreas Würtz

Das Orkantief "Christian" - Ein neuer Rekord?

Das Orkantief "Christian" entstand am Samstag als ein Randtief aus dem Tiefdruckkomplex "Burkhard" über dem Westatlantik. Auf seinem Weg nach Osten sorgten z.B. die Reste des ehemaligen tropischen Sturms "Lorenzo" für eine zusätzliche Energiezufuhr. Dies begünstigte die Entwicklung von einem "normalen" Tief zu einem Orkantief.



Am Sonntag, 27.10.2013 lag "Christian" um 18 UTC mit einem Kerndruck
von 990 hPa südwestlich von Irland. Um 22 UTC traf das Orkantief auf
die Südwestküste Großbritanniens. Mit einer weiteren Intensivierung
(Kerndruck von 986 hPa) wurden an der bretonischen Küste erste
Orkanböen mit einer Windgeschwindigkeit bis zu 133 km/h (Station
Ouessant-Stief) gemessen. In der Nacht zum Montag verlagerte sich
Orkantief "Christian" weiter Nordostwärts und überquerte den Süden
Großbritanniens.

Am Montagmorgen um 07 UTC befand sich der Kern des Orkans über der
Region East Midlands, nahe der Stadt Grimsby. Der Kerndruck wies zu
diesem Zeitpunkt einen Druck von 977 hPa auf. Zum gleichen Zeitpunkt
meldete ein Schiff über dem Ärmelkanal die bis dahin stärkste Windböe
mit einer Geschwindigkeit von 168 km/h.

Mit der weiteren Zugbahn über die südliche Nordsee in Richtung
Dänemark wurden um 11 UTC die ersten Orkanböen an der deutschen
Nordseeküste gemessen. Die Station Borkum-Süderstraße registrierte
eine Böe mit 137 km/h. Auf dem Brocken wurden bereits vor diesem
Zeitpunkt Orkanböen beobachtet.

Der Höhepunkt des Orkantiefs "Christian" kann nach vorhandenen
Messdaten auf Montag, den 28.10.2013 gegen 14 UTC datiert werden. Der
Kern des Orkantiefs befand sich zu diesem Zeitpunkt vor der
Nordwestküste Dänemarks. Da genau an diesem Ort keine Messdaten
vorliegen, kann der tatsächliche Kerndruck von der Messung an der
Küste mit 968 hPa um wenige hPa abweichen. Zeitgleich meldete die
Station Sankt Peter Ording mit einer Böe von 172 km/h den Maximalwert
im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes.

Während der weiteren Zugbahn in Richtung Südskandinavien konnte eine
dänische Wetterstation (Kegnaes Fyr) an der Ostseeküste, nahe der
Schleswig-Holsteinischen Grenze, eine Böe mit einer Geschwindigkeit
von 193 km/h registrieren.

Schleswig-Holstein wurde besonders stark von "Christian" getroffen,
da dort im Zeitraum zwischen 13 und 16 UTC verbreitet Orkanböen mit
einer Geschwindigkeit zwischen 120 und 150 km/h auftraten.
Nachfolgend schwächte sich das Starkwindfeld mit weiterer
Nordostwärts-Verlagerung des Orkantiefs "Christian" bis zum Abend
wieder ab.

Nun stellt sich die Frage nach der Einordnung dieses Orkantiefs in
die langjährige Liste weiterer namhafter Stürme?

Dazu soll zunächst ein kurzer Überblick über die Top 10 der stärksten
Böen seit 1990 gegeben werden. Als Referenz sollen nur Messwerte von
Stationen unterhalb 600m dienen, um so einen besseren Vergleich mit
der Station Sankt Peter Ording (5m ü. NN) zu erhalten.

Die Werte von 2005 und 1992 wurden im Sommer gemessen und können
somit nicht direkt mit einem Herbst- oder Wintersturm in Verbindung
gebracht werden.

1999 List-Sylt 183,6 km/h
2005 Bonn 178,6 km/h (Sommer)
1997 Pelzerhaken 177,8 km/h
1994 Helgoland 176,4 km/h
1992 Saarbrücken 166,7 km/h (Sommer)
1993 Kap Arkona 164,9 km/h
1990 Cuxhaven 160,9 km/h
1995 Kap Arkona 159,1 km/h
2008 Chemnitz 151,9 km/h
2002 Glücksburg 147,6 km/h

Auch wenn "Christian" nicht zu den stärksten Stürmen der letzten
Jahre zählt, kann sich jedoch die Station Sankt Peter Ording mit
einer Windgeschwindigkeit von 172 km/h in die Top 5 der Spitzenböen
unterhalb von 600 m der letzten 30 Jahre einreihen. Zudem wurde an
dieser Station bis dato keine höhere Windgeschwindigkeiten gemessen.

Also doch ein neuer Rekord!


© Deutscher Wetterdienst

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