Was genau ist eigentlich ein Tornado? Ein Tornado ist eine bis zum Boden herabreichende, stark rotierende Luftsäule am Unterrand einer Schauer- oder Gewitterwolke. Die Luftsäule muss nicht zwingend sichtbar sein. Manchmal ist auch nur die Verwirbelung am Boden zu sehen. Tornados sind in Deutschland keine Seltenheit - jährlich werden im Mittel knapp 50 Fälle registriert. Wobei die Dunkelziffer durch ihre Kurzlebigkeit und Kleinräumigkeit deutlich höher liegt. Tornados können eine verheerende Auswirkung auf die Umwelt und die Infrastruktur haben. Durch die hohen Windgeschwindigkeiten können sie Schäden an Gebäuden und der Natur verursachen. Von herausgerissenen Bäumen bis hin zu fliegenden Dachplatten steht hier alles mit auf dem Programm. Im Mittel bewegen sich Tornados mit 15 - 30 km/h fort, doch in Extremfällen können sie bis zu 100km/h schnell werden und die Rotationsgeschwindigkeit kann bis zu 500 km/h erreichen.
Tornados werden allgemein in zwei Typen unterschieden, je nach ihrer Entstehungsweise:
Typ-I-Tornados (mesozyklonal):
Diese Tornados entstehen im Zusammenhang mit rotierenden Schauer- oder Gewitterzellen - den sogenannten Superzellen. Die Rotation innerhalb einer Superzelle (Mesozyklone) wird durch die Kombination von Richtungs- und Geschwindigkeitsscherung erzeugt, das heißt der Wind ändert seine Richtung mit der Höhe und nimmt dabei stark zu. Ist zusätzlich genügend Feuchtigkeit und Labilität (starke Abnahme der Temperatur mit der Höhe) in der unteren Atmosphäre vorhanden und die Wolkenuntergrenze zudem recht niedrig (unter 1000 m Höhe), kann sich ein Tornado entwickeln. Besonders langlebige und starke Tornados gehören meist zu diesem Typ.


Typ-II-Tornados (nicht mesozyklonal):
Im Gegensatz zu Typ-I-Tornados darf die hochreichende Geschwindigkeitsscherung bei dieser Art nur schwach ausgeprägt sein. Superzellen sind hier also kein Thema. Was sie aber ebenfalls benötigen ist eine starke Abnahme der Temperatur mit der Höhe, eine niedrige Wolkenunterseite und eine starke bodennahe Richtungsscherung. Letztere erhält man beispielsweise an einer Konvergenz, also einer Linie, an der Luft aus unterschiedlichen Richtungen zusammenströmt. Dadurch kann die Luft zwischen Wolke und Boden in starke Rotation versetzt werden und letztlich ein Tornado entstehen. Ein typisches Phänomen dieses Typs sind sogenannte "Waterspouts" (über Wasser, daher auch als Wasserhose bekannt). Typ-II-Tornados sind in der Regel schwächer als ihre Typ-I-Kollegen, können aber trotzdem für Schäden sorgen. Das stellte erst kürzlich eine Wasserhose unter Beweis, die am vergangenen Samstag auf Wangerooge an Land ging und dort mehrere Strandkörbe umwehte.
Aber nur weil es am Boden wirbelt, muss es sich nicht gleich um einen Tornado handeln. Zu solchen Wirbelphänomenen, welche nicht zur Kategorie der Tornados zählen, gehören beispielsweise Gustnados. Sie können durch Verwirbelungen an der Böenfront von Gewittern entstehen und durchaus auch für kleinere Schäden sorgen. Allerdings hat der Wirbel keine Verbindung zur Wolke und ist daher also kein Tornado. Ebenso verhält es sich mit Staub- und Heuteufel. Sie entstehen meist an sonnigen Sommertagen, wenn sich die bodennahe Luft stark aufheizen kann. Anschließend können vom heißen Boden Luftblasen aufsteigen, die durch vorhandene Verwirbelungen in der Luft zu rotieren beginnen können. Je heißer die Luftblase beziehungsweise je größer der Temperaturunterschied zur Umgebungsluft ist, desto schneller steigt sie auf. Dadurch wird sie gestreckt und ihre Rotationsgeschwindigkeit nimmt zu (Pirouetteneffekt). Je nach Untergrund ist es dann eben oft Staub oder Heu, das durch die Gegend gewirbelt wird.