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28. Oktober 2013 | Dipl.-Met. Christian Herold

Orkantief Christian

Wie bereits im Thema des Vortages erörtert, ist die Sturmtiefsaison eröffnet. Am Sonntag sorgte Sturmtief "Burkhard", das sein Zentrum nördlich der Britischen Inseln hatte, bereits für ordentlichen Wind.

Aufgepeitschte See im englischen Newhaven
Aufgepeitschte See im englischen Newhaven


Dabei wurden die stärksten Böen von Gewittern verursacht. Auf der Vorderseite von "Burkhard" wurde bodennah warme und feuchte Subtropikluft herangeführt. Gleichzeitig gelangte in der Höhe kühlere Luft zu uns, sodass ein labiler (unten warm, oben kalt) Zustand der Atmosphäre entstand, der zu heftigen Umlagerungen führte. So registrierte die Station Gießen eine Gewitterböe von 101 km/h. Auf dem Brocken wurden mit 138 km/h sogar Orkanböen gemessen..

Nun kündigt sich bereits der nächste Sturm an. Orkantief "Christian"
wird besonders den Norden von Deutschland beeinflussen. "Christian"
entstand am Samstag als normales Tief über dem Westatlantik an einer
Luftmassengrenze, die großräumig Polarluft von Subtropikluft trennte.
Diese Luftmassengrenze nennt man auch Polarfront. Tiefdruckgebiete
entstehen bevorzugt an Instabilitäten dieser Polarfront.

Auf seiner Zugbahn nach Osten wurden auf der Tiefvorderseite die
Reste des ehemaligen tropischen Sturms "Lorenzo" angesaugt, was
"Christian" zusätzliche Energie zur Verfügung stellte und die
Entwicklung zum Sturmtief begünstigt wurde. Auf dem Weg weiter nach
Osten gelangte das Sturmtief in den Einflussbereich von Tief
"Burkhard" an dessen Südflanke es als Randtief entlang zog. Dort
beschleunigten sich die Zuggeschwindigkeit und der Druckfall. Tief
"Christian" legte in der vergangenen Nacht eine Strecke von über 1200
km in 12 h (100 km/h) zurück und hat sich mittlerweile zum Orkantief
verstärkt. Damit gehört Tief "Christian" zu den sogenannten
Schnellläufern. Dies sind Tiefdruckgebiete die eine besonders rasche
Verlagerungsgeschwindigkeit aufweisen. Dabei handelt es sich meist um
kleinräumige Sturm- oder Orkantiefs, die durch ihre hohen Druck- und
Temperaturunterschiede für besonders intensive Wetterereignisse
sorgen.

Das Satellitenbild zeigt das Orkantief
Das Satellitenbild zeigt das Orkantief "Christian", das sich derzeit östlich von Großbritannien befindet.


Derzeit (9:00 Uhr lokale Zeit) befindet sich unser Orkantief unweit
östlich von Großbritannien und besitz einen Kerndruck von 974 hPa.
Auf dem englischen Festland wurden bereits Orkanböen gemessen. Laut
einer Schiffsmeldung wurde im Ärmelkanal sogar eine Böe mit 168 km/h
registriert. Tief "Christian" wird sich sogar noch weiter vertiefen,
sodass ein Kerndruck von etwa 965 hPa erwartet wird. "Christian"
zieht über die südliche Nordsee und trifft am Mittag auf den Norden
Dänemarks und zieht dann rasch weiter Richtung Südskandinavien. Sein
Sturmfeld wird dabei die Nordhälfte von Deutschland erfassen.
Besonders betroffen sind die Nordseeküste, Schleswig-Holstein, der
Süden Dänemarks sowie das nördliche Niedersachsen. Dort können
Orkanböen bis ins Binnenland auftreten. Auf den Nordfriesischen
Inseln kann es sogar Orkanböen über 140 km/h geben. In den übrigen
Gebieten der Nordhälfte wird es zu Sturmböen zwischen 70 und 100 km/h
kommen, wobei die Intensität nach Süden hin immer mehr abnimmt. Die
Südbayern werden kaum etwas vom Sturm mit bekommen. Trotz der hohen
Windgeschwindigkeiten ist "Christian" nur ein normaler Herbstorkan,
der sich nicht in die Reihe der großen Stürme des letzten
Jahrhunderts einreihen wird. Sturmtiefs wie "Lothar", "Kyrill" und
"Emma" hatten da schon ein wesentlich höheres Schadenspotential.

Der Höhepunkt des Sturms wird in den frühen Nachmittagsstunden
erwartet. Er zieht jedoch schnell weiter Richtung Skandinavien,
sodass der Wind am Abend in Deutschland rasch nachlässt.




© Deutscher Wetterdienst

Bild: Simon Ingram