Der Begriff "Hundstage" stammt ursprünglich aus der Antike. Bereits vor rund 6000 Jahren beobachteten die alten Ägypter sehr genau die Gestirne und das aus gutem Grund: Ihre Landwirtschaft war auf das jährliche Hochwasser des Nils angewiesen. Dieses trat regelmäßig im Sommer auf und sicherte die Ernten durch fruchtbare Überschwemmungen. Die Ägypter stellten fest, dass diese sogenannte "Nilschwemme" mit dem heliakischen Aufgang des Sterns Sirius zusammenfiel, also jenem Zeitpunkt, an dem der hellste Stern am Himmel erstmals wieder kurz vor Sonnenaufgang sichtbar wurde. Sirius ist der Hauptstern im Sternbild "Großer Hund". So erhielten die heißen Tage rund um seinen Aufgang den Namen "Hundstage".
Auch in Griechenland und im Römischen Reich wurde diese Beobachtung übernommen. Dort allerdings genoss der Stern einen weniger positiven Ruf: In südlichen Regionen Europas und Mesopotamiens war er der Vorbote für extreme Hitze, Trockenheit und Krankheiten. So wurde aus einer positiven Verheißung des Hochwassers ein Symbol für Unheil und Dürre, zumindest in der Wahrnehmung weiter nördlich lebender Kulturen.
Interessanterweise hat der Begriff "Hundstage" bis heute überdauert, obwohl sein Ursprung inzwischen nicht mehr zur heutigen Himmelsbeobachtung passt. Aufgrund der Präzessionsbewegung der Erde – sie "taumelt" langsam wie ein Kreisel – verschieben sich die Positionen der Sternbilder am Himmel über Jahrtausende hinweg. In Mitteleuropa geht Sirius heute erst Ende August oder Anfang September mit der Sonne auf, also lange nach der klassischen Zeit der Hundstage. Die Definition der heißen Tage zwischen dem 23. Juli und 23. August ist somit nicht mehr astronomisch begründet, sondern eher historisch und kulturell gewachsen.
So ist es kein Wunder, dass die Hundstage auch in der bäuerlichen Wetterbeobachtung ihren festen Platz haben. Zahlreiche Bauernregeln ranken sich um diese Zeitspanne. Oft geben sie vor, dass das Wetter während der Hundstage Hinweise auf den weiteren Verlauf des Jahres geben könne. So heißt es etwa: "Sind die Hundstage heiß, bleibt's im Winter lange weiß." Auch Trockenheit während dieser Periode galt als Vorbote für einen trockenen Herbst. Zwar sind solche Regeln heute wissenschaftlich nicht belegt, zeigen aber, welche Bedeutung die Hundstage in der traditionellen Landwirtschaft einst besaßen – als Versuch, aus Erfahrung Muster im Wettergeschehen abzuleiten.
Aber was hat das mit der Meteorologie zu tun?
Aus meteorologischer Sicht handelt es sich bei den Hundstagen um eine sogenannte Singularität – also ein wiederkehrendes Witterungsphänomen, das statistisch gehäuft in einem bestimmten Zeitraum auftritt. Langjährige Messreihen zeigen, dass Ende Juli bzw. Anfang August besonders häufig sehr warme bis heiße Luftmassen aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa gelangen. Diese Phase ist oft die heißeste des gesamten Jahres.
Allerdings bringen diese Luftmassen nicht nur Trockenheit. Im Gegenteil: Häufig ist die Atmosphäre in dieser Zeit sehr feucht, sodass sich leicht Schauer und Gewitter bilden. Von stabiler Sommerhitze ohne Niederschlag kann daher meist keine Rede sein – auch wenn es in Einzelfällen zu Hitzeperioden mit Trockenheit kommen kann.


Wie das mit der Statistik jedoch so ist, bedeutet eine meteorologische Singularität nicht, dass sie jedes Jahr exakt gleich eintritt. Auch wenn die Hundstage statistisch gesehen die heißeste Phase des Jahres markieren, kann es in einzelnen Jahren deutlich davon abweichen. Derzeit etwa erleben wir eher das Gegenteil: Statt hochsommerlicher Hitze zeigt sich die Witterung hingegen für die Jahreszeit etwas zu kühl. Solche Abweichungen sind nicht ungewöhnlich, sondern Ausdruck der natürlichen Schwankungsbreite des Wetters. Wetter ist eben immer auch ein kurzfristiges Phänomen, während sich statistische Häufungen nur über viele Jahre hinweg zuverlässig zeigen.


In diesem Jahr gibt es also nur "kalten Hund", die Hundstage sind somit "für die Katz'". Die Singularität der Hundstage bleibt aber auch weiterhin bestehen. Darüber hinaus sind sie ein spannendes Beispiel dafür, wie sich Himmelsbeobachtung, Klimadaten und kulturelle Überlieferungen zu einem festen Begriff im Wetterkalender verbunden haben. Auch wenn Sirius heute nicht mehr zur gleichen Zeit aufgeht wie vor Jahrtausenden, ist die Zeit zwischen Ende Juli und Mitte August nach wie vor die heißeste des Jahres – eine meteorologische Singularität, die (fast) jeden Sommer aufs Neue zu spüren ist.