Aktuell befinden wir uns in der statistisch wärmsten Zeit des Jahres. Doch das Wetter spielt dazu schon seit einigen Wochen nicht so wirklich mit. Statt schönem Badewetter mit viel Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen gibt es überwiegend kühles und wechselhaftes, teilweise sogar herbstlich anmutendes Wetter. Aufgrund des sehr warmen letzten Jahrzehnts kommt uns der diesjährige Sommer deshalb kühl und verregnet vor.
Wie ein ungewöhnlich kühler Sommer im vorletzten Jahrhundert aussah, zeigte das Jahr 1816. Dieses Jahr wird häufig auch als Jahr ohne Sommer bezeichnet! Ein Grund dafür war der gewaltige Ausbruch des Vulkans Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa. Die Eruption des Vulkans zählt zu einer der stärksten in historischer Zeit. Nach Schätzungen wurden dabei zwischen 30 und 50 Kubikkilometer Magma ausgeworfen. Das vulkanische Material gelangte bis in die Stratosphäre und wurde anschließend durch die atmosphärischen Strömungen rund um den Globus verteilt. Durch photochemische Prozesse kam es zur Bildung von Sulfataerosolen. Dies führte zu einer Verstärkung der stratosphärischen Aerosolschicht. Infolgedessen gelangte vor allem in den Folgejahren weniger Sonnenstrahlung bis zur Erdoberfläche. Die Folge war eine globale Abkühlung, die unter anderem auch in Deutschland spürbar war.
Gleichzeitig förderte die Erhöhung der Aerosolkonzentration auch die Niederschlagsbildung. Die historischen Aufzeichnungen aus dieser Zeit deuten in Mitteleuropa auf eine ungewöhnliche Unwetterserie mit wiederholt auftretenden Starkregenfällen und Hagel hin. In Verbindung mit den niedrigen Temperaturen führte dies zu erheblichen Ernteeinbußen. Die Folge war verstärkte Hungersnöte, die aber nicht nur auf die Wetterbedingungen zurückzuführen waren. Auch in den Sommern zuvor herrschte eine kühle Witterung, sodass das Saatgut nur in schlechter Qualität und teilweise auch nicht in ausreichender Menge vorhanden war. Zudem waren in Europa viele Regionen bereits durch die Auswirkungen der napoleonischen Kriege in Mitleidenschaft gezogen worden.
Temperaturaufzeichnungen zeigen, dass der Sommer 1816 zu den kältesten Sommern seit 1781 gehörte. An vielen Stationen war dieser sogar der kälteste seit Aufzeichnungsbeginn. Auch im Vergleich zur Referenzperiode von 1781 bis 1810 lag dieser Sommer deutlich unter dem Mittelwert! Doch nicht überall gab es in diesem Jahr einen sehr kühlen Sommer. Während es im Osten Nordamerikas und in Zentral- und Westeuropa ungewöhnlich kühl und nass war, erlebten einige Bundesstaaten in Zentralamerika einen heißen und trockenen Sommer. Das Jahr ohne Sommer war damit nur ein regionales Phänomen!


Welche Regionen letztendlich von einem Vulkanausbruch klimatisch beeinflusst werden, hängt von vielen Faktoren ab. Entscheidend dabei ist neben dem Ort, Zeitpunkt und Stärke der Eruption vor allem auch die vorherrschende Höhenströmung, die die Aerosole verfrachtet. Zudem hat die Menge und chemische Zusammensetzung des bei der Eruption freigesetzten Materials sowie die Partikelgröße einen erheblichen Einfluss auf die klimatischen Auswirkungen!
Gestern kam es auf Kamtschatka zu einem Vulkanausbruch. Dabei wurden größere Mengen vulkanischen Materials in die Atmosphäre gebracht. Aufgrund der westlichen Winde in höheren Atmosphärenschichten wird die Aschewolke nach Osten über den Pazifik advehiert. Damit wird vorerst kein dicht besiedeltes Gebiet beeinflusst. Und auch die Stärke der Eruption ist deutlich geringer, sodass sich der klimatische Effekt voraussichtlich in Grenzen halten wird.
In diesem Sommer sind wir ungeachtet der vergleichsweisen kühlen Witterung im Juli sehr weit von einem solchen Kältesommer entfernt. Zudem dürfen wir uns ab der Wochenmitte auf zunehmende Sonnenanteile bei ansteigenden Temperaturen freuen. Am Freitag wird in der Südhälfte bei hochsommerlichen Temperaturen um 30 Grad bestes Badewetter erwartet!