18. November 2012 | M.Sc. Met. Stefan Bach
Völlig benebelt
Nein, keine Angst - dieses Thema des Tages ist nicht nach einem
samstagabendlichen Saufgelage entstanden. Aber mit dieser Schlagzeile
lässt sich der Wetterzustand der letzten Tage in vielen Ecken
Deutschlands kurz und knapp beschreiben. Denn wer sich nicht gerade
in den Hochlagen der Mittelgebirge und der Alpen, in den Leegebieten
der Gebirge oder im Nordwesten aufgehalten hat, der hat oft nur ein
Einheitsgrau am Himmel zu sehen bekommen.
Grund für diese Nebel- bzw. Hochnebellage ist eine feuchtkalte
Grundschicht, die sich in der vergangenen Zeit etablieren konnte.
Erschwerend kam hinzu, dass sich vielerorts eine Inversion
herausgebildet hatte (siehe dazu Thema des Tages "Umgekehrt" vom
13.11.2012) und dadurch die Atmosphäre nicht durchmischt werden
konnte. Noch dazu hat die Sonne um diese Jahreszeit wegen ihrer
geringeren Höhe nicht mehr so viel Kraft wie im Sommer und vermag den
Nebel nicht "wegzuheizen", sondern "knabbert" ihn nur am Rand an.
Was aber ist überhaupt Nebel und wie entsteht er?
Nebel ist nichts anderes als eine Wolke, die am Boden aufliegt und
besteht daher aus kleinen Wassertröpfchen, die eine Größe von 0,01
bis 0,02 mm, bei dichtem Nebel auch bis 0,04 mm besitzen. Die
Bezeichnung Nebel wird dann verwendet, wenn die Sichtweite unter 1 km
absinkt und die relative Luftfeuchte nahe 100 % liegt. Liegt die
Sicht zwischen 1 und 8 km und die relative Luftfeuchte bei 80 % oder
mehr, spricht man üblicherweise von feuchtem Dunst.
Zunächst einmal müssen für die Entstehung von Nebel sogenannte
Kondensationskerne in der Luft vorhanden sein. Dabei handelt es sich
um schwebende Teilchen, wie beispielsweise Ruß oder Staubkörner, an
denen sich der in der Luft befindliche Wasserdampf zur Kondensation
anlagern kann.
Nebel kann sich auf unterschiedliche Weise bilden: durch Abkühlung
der Luft unter den sogenannten Taupunkt (Temperatur, bei der ein
Gleichgewicht zwischen Kondensation und Verdunstung herrscht), bei
Zunahme des Wasserdampfgehaltes durch Verdunstung oder durch Mischung
von feuchtwarmer mit kalter Luft. Dabei ist auch eine Kombination der
genannten Prozesse möglich. Entsprechend lassen sich drei Nebeltypen
ableiten, die in weitere Nebelarten unterteilt werden können.
Der sogenannte Abkühlungsnebel entsteht, wenn sich die bodennahe
Luftschicht unter den Taupunkt abkühlt. Kalte Luft kann weniger
Wasserdampf aufnehmen als warme. Die relative Luftfeuchtigkeit steigt
also. Kühlt sich die Luft nun weiter ab, setzt beim Unterschreiten
des Taupunktes Kondensation ein. Das kann infolge nächtlicher
Ausstrahlung des Bodens, Heranführens (Advektion) feuchtwarmer Luft
über einen kalten Untergrund oder durch Hebung der Luft an einem
Berg/Gebirge geschehen. Entsprechend unterscheidet man als
Nebelarten: Strahlungsnebel, Advektionsnebel und orografischen Nebel.
Verdunstungs- oder auch Dampfnebel bildet sich häufig bei der
Verdunstung über einer freien Wasserfläche. Je nach Gewässer
differenziert man Seerauch, Meerrauch, Flussrauch. Verdunstet über
diesen Gewässern das Wasser, wird die sich unmittelbar darüber
befindliche Luftschicht kräftig mit Wasserdampf angereichert. Die
damit verbundene Übersättigung führt zur Kondensation.
Mischungsnebel entsteht, wenn sich Luft abkühlt und sich gleichzeitig
ihr Wasserdampfgehalt erhöht. Dies geschieht vor allem im Bereich von
Fronten, wo eine turbulente Durchmischung feuchtwarmer mit kalter
Luft geschieht. Für die zusätzliche Feuchte sorgt die Verdunstung des
mit der Front verbundenen Niederschlags.
Der nebelreichste Ort Deutschlands ist übrigens der höchste Gipfel
des Harzes, nämlich der Brocken. Im Jahr 1958 gab es hier an 330 von
365 Tagen Nebel.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: Paul-Georg Meister
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