22:23 MESZ | 26.08.2025 Profi-Wetter| Mobile Seite| Kontakt| Impressum| Datenschutz
Facebook Twitter
24. Oktober 2021 | Dipl.-Met. Christian Herold

Inversionswetterlage

Inversionswetterlage

Datum 24.10.2021

Was versteht man unter einer Inversionswetterlage? Wie entsteht Sie und welche Auswirkungen hat sie?

Das Wort Inversion stammt vom lateinischen inversio und bedeutet Umkehr. In Bezug auf die Atmosphäre heißt das, dass sich die vertikalen Temperaturverhältnisse umkehren. Da der Luftdruck mit der Höhe abnimmt, nimmt normalerweise auch die Temperatur mit der Höhe ab. Bei einer Inversion befindet sich aber eine wärmere Luftschicht über einer kühleren, sodass die Temperatur ab einer bestimmten Höhe vorübergehend wieder ansteigt.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Es gibt verschieden Arten von Inversionen, die sich durch ihre Entstehung unterscheiden: Die häufigste Art von Inversion ist die Boden- oder Strahlungsinversion. Diese ist besonders in klaren Herbst- oder Winternächten ausgeprägt. Der Boden strahlt Wärmestrahlung (Infrarot-Strahlung) ins All ab. Gibt es keine Wolkendecke, die die Abstrahlung blockiert, so kühlen die Erdoberfläche und mit ihr die bodennahen Luftschichten in der Nacht stärker aus. Da kalte Luft eine höhere Dichte als warme Luft hat, oder anders gesagt, da kalte Luft schwerer ist als warme Luft, bleibt die kalte Luft am Boden liegen. Die darüber liegende Luftschicht kühlt weniger stark aus und es entsteht eine schwache Inversion, die als Sperrfläche wirkt. Dadurch wird der Austausch und die Durchmischung mit der darüber liegenden Warmluft unterbunden. Somit können die bodennahen Luftschichten weiter auskühlen und sich die Inversion im Laufe der Nacht weiter verstärken. Dies funktioniert umso besser, je schwächer der Wind ist. Tagsüber reicht im Winterhalbjahr oft die Sonnenstrahlung nicht aus, um die kalten bodennahen Luftschichten soweit zu erwärmen, dass die Inversion beseitigt wird, wodurch sie auch tagsüber erhalten bleibt.

Eine weitere Inversionsart ist die Absinkinversion. In Hochdruckgebieten sinken Luftschichten großflächig von höheren Schichten in tiefere ab. Beim Absinken steigt der Luftdruck und die Luft wird zusammengedrückt. Dadurch erwärmt sich die Luft. Die Temperatur eines Luftpaketes wird umso höher, je weiter es absinkt. Dadurch verändert sich die Temperaturschichtung mit der Höhe. Besonders im Winter bildet sich dann oft ein scharfer Temperaturgradient mit warmer und sehr trockener Luft in der Höhe und kühlerer feuchterer Luft am Boden.

Die letzte Inversionsart ist die Aufgleitinversion. Hier wird in höheren Luftschichten warme Luft herangeführt, die auf eine kalte, schwerere bodennahe Luftschicht aufgleitet. Dies ist vorwiegend bei winterlichen Warmfronten häufiger der Fall. Nicht selten entsteht dann in der höhenwarmen Schicht Regen, der in die darunterliegende Kaltluftschicht fällt. Liegt die Temperatur dabei am Boden unter 0 °C, so führt dies zu Glatteis.

Durch Inversionen wird der vertikale Luftaustausch unterbunden. Feuchtigkeit und Abgase sammeln sich unter der Inversionsschicht in der bodennahen Kaltluft. Häufig bildet sich an der Grenze zur Warmluftschicht dichter Nebel, aus dem die Berge wie Inseln herausschauen.

Auch aktuell haben wir eine ausgeprägte Inversionswetterlage, wie die Auswertung des Wetterballonaufstiegs von Stuttgart von heute früh in der Abbildung zeigt. Die blaue Kurve zeigt den Temperaturverlauf mit der Höhe. Die grüne gestrichelte kurve ist die Taupunkttemperatur. Das ist diejenige Temperatur, auf die man die Luft abkühlen muss sodass Feuchtesättigung eintritt. Sie ist somit ein Maß für die Luftfeuchtigkeit. Zu erkennen ist eine Bodeninversion mit einer darüber liegenden stark ausgeprägten Absinkinversion, die mit sehr trockener Luft einhergeht und von absinkender Luft durch das aktuelle Hoch über Mitteleuropa verursacht wird. Auch in der kommenden Woche überwiegt das Hochdruckwetter, sodass sich vielerorts wieder eine Inversion bildet oder sich verstärkt. Allerdings führt ein Tiefausläufer am Montag und Dienstag deutlich feuchtere Luft heran, sodass die Nebelneigung unter der Inversion deutlich zunimmt. Die Taupunkt- und die Temperaturkurve werden dann recht nahe beieinanderliegen.



© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

26.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 1

25.08. - Der Landgang eines Tropensturms

24.08. - Ein letztes Aufbäumen des Hochsommers

23.08. - Hoch "Mareike" sorgt für ruhiges Wetter

22.08. - Die Gänseblümchenwelt - Teil 2

21.08. - Der Gänseblümchenplanet - Teil 1

20.08. - Akklimatisierung - der Schlüssel beim Höhenbergsteigen

19.08. - Das Ende der Hundstage

18.08. - Hurrikan ERIN und dessen Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa

17.08. - Hurrikan ERIN wirbelt über dem Atlantik

16.08. - Auswirkungen eines Blitzeinschlags in ein Fahrzeug

15.08. - Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle

14.08. - Von Schwämmen und Städten

13.08. - Sommerlich, heiß, sehr heiß? - "Kenntage" des Sommers 2025

12.08. - Perseiden 2025 – Sternschnuppen am Firmament

11.08. - Wolkenimpfung zur Hagelabwehr - Methode und Nutzen

10.08. - TEAMx: Groß angelegtes Forschungsprojekt in den Alpen

09.08. - Der Sommer mit Hindernissen nimmt zur neuen Woche richtig Fahrt auf!

08.08. - Die atlantische Hurrikansaison 2025: Prognosen und Ist-Zustand

07.08. - Von Blitzen und Megablitzen

06.08. - Tornados - Faszinierende Naturgewalt mit zerstörerischer Kraft

05.08. - Nach NING kommt INES und bringt den Sommer zurück

04.08. - Das Jahr ohne Sommer

03.08. - Extremes Wetter in Teilen Europas

02.08. - Deutschlandwetter im Juli 2025

01.08. - Regen ohne Ende? – FLORIS bringt die Wende

31.07. - Hundstage? Dieses Jahr nur "kalter Hund"

30.07. - 30 % Regenwahrscheinlichkeit - Was bedeutet das?

29.07. - Hoffnung auf mehr Sonne?

28.07. - Regenreiches Wochenende