19. Dezember 2011 | Dipl.-Met. Jens Hoffmann
Weihnachten 2011 - der Countdown läuft
Montag, 19. Dezember 2011 - der 4. Advent liegt hinter uns, die
Zielgerade zum bevorstehenden Weihnachtsfest ist erreicht. Noch ein
paar hektische Tage, die letzten Geschenke, die letzten kulinarischen
Spezialitäten, den Baum besorgen, und es kann losgehen - egal, wie
sich das Wetter entwickelt. Etwa ab dem Zeitpunkt, wo Lebkuchen und
Dominosteine in den Regalen hiesiger Supermärkte ausgelegt werden
(das dürfte bereits im September der Fall sein), nimmt gefühlt auch
die Frequenz der alljährlichen Gretchenfrage, dem Dauerbrenner unter
den öffentlichkeitswirksamen Fragen merklich zu. Ob Nachbarn, Freunde
oder Journalisten - das Thema "weiße Weihnacht" ist ab Herbst
omnipräsent.
Nun dürfte ein jedem, der sich ein bisschen mit
Vorhersagemeteorologie beschäftigt, klar sein, dass es mit der
Vorhersage des Weihnachtswetters nicht anders läuft als mit anderen
"hundsnormalen" Wettervorhersagen auch. Sprich, etwa 8-10 Tage vor
dem Termin lässt sich erstmalig eine einigermaßen belastbare Prognose
erstellen. Alles, was davor passiert, ist entweder Spökenkiekerei
oder dem Geltungsbewußtsein einiger weniger irdischer Prachtexemplare
geschuldet, die meinen, die Prognoseweisheit kübelweise abbekommen zu
haben und diese in zweifelhafte Langzeitvorhersagen umsetzen zu
müssen.
Wie auch immer, am heutigen Tag liegen die Wetterkarten diverser
Computer für die laufende Woche einschließlich der Weihnachtstage
vor, und es macht durchaus Sinn, eine erste, wenn auch noch mit
Unsicherheiten behaftete Prognose abzugeben. Zunächst mal gestaltet
sich der Ablauf so, dass das Teiltief LOUIS am Dienstag verbreitet
für Niederschläge sorgt, die anfangs bis in tiefe Lagen als Schnee
fallen, später nach Westen hin unterhalb 800 bis 400 m in Regen
übergehen. Am Alpenrand setzt im Tagesverlauf länger andauernder
Schneefall ein, der die seit dem vergangenen Wochenende passable
Schneelage dort weiter verbessert.
Im weiteren Verlauf der Woche versuchen weitere atlantische
Tiefausläufer, milde Atlantikluft bei uns zu platzieren, was zunächst
aber nur schleppend und vornehmlich in den westlichen Landesteilen
gelingt. Am Freitag soll dann vorübergehend der "milde" Durchbruch
gelingen, was Tauwetter bis ins Bergland zur Folge hätte. Allerdings
rückt bereits in der Nacht zum 24. Dezember wieder eine Kaltfront mit
etwas kälterer Luft heran, so dass zumindest das Tauwetter im höheren
Bergland rasch wieder gestoppt wird. Ob diese Kaltfront allerdings
den von vielen ersehnten Schneefall am Heiligen Abend bringen wird,
ist zumindest in tiefen Lagen aus heutiger Sicht äußerst fraglich -
kommt doch die Kaltluft nicht wirklich aus einer kalten Gegend,
sondern vom relativ hoch temperierten Atlantik. Nach Passage der
Kaltfront bzw. nach Erreichen der Alpen schiebt sich vom Ostatlantik
her ein Hochdruckgebiet bis nach Mitteleuropa, was weitgehend
niederschlagsfreies und ruhiges Wetter an den Weihnachtsfeiertagen
zur Folge hätte. Einzig der äußerste Norden würde im Randbereich des
Hochs das dort nicht unbekannte Schmuddelwetter mit Wind, Wolken und
etwas Regen abbekommen, allerdings ist es für Details noch zu früh.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Chancen auf weiße Weihnacht
im Bergland sowie Richtung Alpen gut stehen, während die Hoffnungen
für die tiefen Lagen erheblich gedämpft sind. Wo genau der Übergang
zwischen "tiefen Lagen" und "Bergland" liegen wird, lässt sich heute
noch nicht sagen. Und immer daran denken, manchmal hat die Atmosphäre
auch noch eine Überraschung parat - ist ja schließlich Weihnachten -,
von der wir jetzt noch nichts wissen.
© Deutscher Wetterdienst
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