Facebook Twitter
Drucken
04. Januar 2020 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Nach Rekord-Trockenheit: Australien "on fire"

Nach Rekord-Trockenheit: Australien "on fire"

Datum 04.01.2020

Extrem trockene Witterung führte in Australien zu schweren Buschbränden, die zwar nicht die schlimmsten aller Zeit, dennoch aber außergewöhnlich sind.

Australien erlebt seit Monaten Extremwetter - mit Extremfolgen. Wer hat sie noch nicht gesehen, die erschreckenden Bilder von Buschbränden, von den Flammen zerstörte Häuser und Dörfer und den vielen Menschen und Tieren in Not. Dieses in einigen Regionen durchaus als "Katastrophe" einzustufende Ereignis ist eine unmittelbare Folge besonderer klimatischer Bedingungen in den vergangenen Monaten, die auch auf den menschgemachten Klimawandel zurückzuführen sind.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Das Jahr 2019 war in Australien bis einschließlich November das zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Im Dezember schwang sich die Hitze zu einem Höhepunkt auf: Am 18. Und 19. Dezember wurde mit einer mittleren Höchsttemperatur von 40,9 °C und 41,9 °C gleich zweimal ein neuer Rekord aufgestellt - nie war es heißer als an diesen beiden Tagen. In Nullarbor wurde am 19. Dezember mit einer Temperatur von 49,9 °C der Weltrekord für die höchste Temperatur in einem Dezember gebrochen. Mit der Hitze kam die Trockenheit: Der südhemisphärische Frühling (September bis November) geht als der trockenste seit Messbeginn in die Historie Australiens ein. In den meisten Regionen wurden weniger als 1/5 der sonst üblichen Niederschlagsmenge registriert (siehe Grafik).

Die durch den fehlenden Niederschlag stark ausgetrockneten Landschaften waren der ideale Nährboden für Buschbrände, die sich wegen der sehr geringen Luftfeuchtigkeit und dem mitunter stark böigen Wind sehr schnell und effektiv ausbreiten konnten. Die Brände sind zwar nicht die schlimmsten, bezogen auf die Fläche und die Todesopfer. Im Gegensatz zu den tödlichsten (2009) und größten (1974-75) Bränden der Vergangenheit, erfassen die aktuellen aber weitaus stärker bewaldete und bevölkerte Bundestaaten wie New South Wales und Queensland sowie Regionen, die nicht typischerweise von den Flammen heimgesucht werden. Nicht erst deswegen bezeichnen Forscher die aktuelle Buschbrand-Situation als "außergewöhnlich". Die Brände sind viel stärker an die Trockenheit gekoppelt als vergangene, bei denen andere Faktoren eine Schlüsselrolle spielten wie z. B. extrem schnell entflammbare, durch vorausgegangene niederschlagsreiche Witterung besonders weit ausgedehnte Graslandschaften im Westen des Landes. Darüber hinaus entflammte die Landschaft ungewöhnlich früh, weit vor dem üblichen Höhepunkt der Buschbrand-Saison.

Leider ist zu befürchten, dass es sich dabei nicht um eine zufällige "Laune der Natur" handelt, sondern um eine "unschöne" Facette des menschgemachten Klimawandels. Australien gilt als das "Labor" für den anthropogenen Klimawandel. In kaum einer anderen Region treten die globalen, klimatischen Veränderungen stärker zutage als in Australien. Die Jahresmitteltemperatur stieg im Laufe des letzten Jahrhunderts um 1,5 Grad an - und damit 50% schneller als das globale Temperaturmittel. Der Kontinent ist bekannt für die raschen Wechsel zwischen den Extremen - mal herrscht Dürre, mal die "Sintflut". In den vergangenen beiden Jahrzehnten war die Dürre besonders schlimm, vor allem im ersten Jahrzehnt der 2000er sowie nach kurzer Abmilderung wieder in den vergangenen Jahren. Die Klimamodelle zeigen klar, dass die "Ausschläge", sowohl in die eine als auch in die andere Richtung, durch den menschgemachten Klimawandel in Zukunft immer stärker werden.

Phasen, in denen für Buschbrände günstige meteorologische Bedingungen herrschen, werden länger, die Wahrscheinlichkeit für immer früher ausbrechende Brände dadurch größer. Es mag zwar unklar sein, wie genau sich diese klimatischen Veränderungen auf die einzelnen Buschbrandereignisse auswirken werden, für Australien als besonders "feueranfällige" Region sind es aber definitiv keine guten Nachrichten.



© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

24.10. - Herbstliches Hochdruckwetter: Sonne pur versus Dauergrau

23.10. - Kunterbunte Blätter im goldenen Oktober

22.10. - Rückkehr zu ruhigem Herbstwetter

21.10. - OSCAR - Ein Hurricane läuft unter dem Radar

20.10. - Komet Tsuchinshan-ATLAS, ein faszinierendes himmlisches Schauspiel

19.10. - Fortsetzung des zu milden und meist ruhigen Herbstwetters

18.10. - Hagel – Von Modelldaten zum "Alle Mann in Deckung!"

17.10. - Warum ist das Wetter wichtig bei der Feinstaubvorhersage?

16.10. - Nasser anstatt goldener Oktoberstart

15.10. - Ruhiges Herbstwetter

14.10. - Zum Weltnormentag: Die Standardatmosphäre

13.10. - Historische Wetterkarten Teil 2 - Die Schneehöhen im Königreiche Bayern

12.10. - Spektakuläre Grüße von der Sonne

11.10. - Unruhiges Wochenende

10.10. - Von Singularitäten und vermeintlichen Raumschiffkapitänen

09.10. - Nasser Gruß aus den Subtropen

08.10. - Hurrikans, tropische Stürme und extratropische Stürme

07.10. - Hurrikan - Triumvirat

06.10. - Eine turbulente Wetterwoche steht uns bevor!

05.10. - Hochsaison des Vogelzuges

04.10. - Der Atlantik. Unendliche Weiten. Wohin geht die Reise, (Captain) KIRK?

03.10. - KRATHON, der Unschlüssige

02.10. - Deutschlandwetter im September 2024

01.10. - Tiefdrucktrio bringt teils kräftigen Regen

30.09. - Wochenwetterausblick

29.09. - Entwickelt sich KRATHON vor Taiwan zu einem Super-Taifun?

28.09. - Die Ruhe nach dem Sturm

27.09. - Der ExtremWetterKongress 2024

26.09. - Der Herbst kommt

25.09. - Hurrikan HELENE