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29. Juli 2017 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann

Viel Regen im Juli 2017. Wie sortieren wir das ein?

Viel Regen im Juli 2017. Wie sortieren wir das ein?

Datum 29.07.2017

Der Wetterdienst hat eine erste Analyse zu den Juliniederschlägen 2017 veröffentlich. Im Thema des Tages können Sie einige Teile daraus in stark gekürzter Version in Erfahrung bringen.

Der Juli 2017 wird als ein sehr verregneter, aber bei weitem nicht regenreichster Juli, in die klimatologische Geschichte eingehen. Insbesondere die letzte Woche brachte einigen Gebieten Land unter. Es ist schon ein seltsamer Anblick, wenn Kühe beim Gras fressen Füßen und Schnauze unter der Wasseroberfläche haben, also als Seekühe auf den Wiesen stehen.


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Besonders getroffen hat es im Laufe der Woche u.a. das Harzumfeld. Wie allerdings soll man diese Wassermengen einordnen, die an der Eckertalsperre im Harz in dieser Woche bis zu 260 mm in 48 Stunden brachten. Ein Blick auf die 312 mm, die am 12.08.2002 innerhalb 24 Stunden in Zinnwald im Erzgebirge fielen, relativiert das 48stündige Maximum an der Eckertalsperre und von den Auswirkungen her ist das Niederschlagsereignis weder mit den Starkregen in Braunsdorf bzw. Simbach im Jahr 2016 zu vergleichen.

An dieser Stelle ist auch mit einem gern, insbesondere in der nichtmeteorologischen Fachliteratur gemachten Irrtum, aufzuräumen. Nicht immer sind die Dank der Klimaänderung sich erwärmende Mittelmeerluftmassen mit höherem Wassergehalt die Ursache für die oben erwähnten Starkregenereignisse (Stichwort Vb-Tief), sondern Höhentiefs, die sich tagelang über Mitteleuropa einnisten. Auf den Bodenwetterkarten sieht man dann eine Aufeinanderfolge mehrerer Tiefs, letzte Woche mit den Namen Zlatan und insbesondere Alfred verbunden. Die Häufigkeit dieser Wetterlage (Tief- Mitteleuropa) soll sich allerdings durch den Einfluss der Klimaerwärmung bis zum Jahr 2100 nahezu verdoppeln.

Zur Beschreibung solcher Niederschlagsereignisse benutzt man Wiederkehrzeiten, mit denen auch die Wasserwirtschaft in Bezug auf die Auslegung von Rohrleitungen arbeitet. Ein Ereignis, das man etwa alle 10 Jahre erwartet, hat eine Jährlichkeit von 10 Jahren. Auf Jährlichkeiten von etwa 5 bis 30 Jahren ist die Kanalisation eingerichtet. In Simbach und Braunsdorf handelte es sich letztes Jahr sogar um Ereignisse, die einmal in 1000 Jahren zu erwarten sind. Daher die dortigen dramatischen Folgen nach den Unwettern.

In Bezug auf die 24-stündigen Regenmengen wurden in der Umgebung des Harzes bisweilen die 50-Jährlichkeit überschritten, im Harz selbst vereinzelt die 100-Jährlichkeit. Auf der Abbildung, die sich auf die 72 stündige Regenmenge bezieht, können Sie einerseits rechts bei den Jährlichkeiten ablesen, wie verbreitet das seltene Ereignis war. Andererseits sehen sie anhand der Jährlichkeiten, dass das mengenmäßig gleiche Ereignis (linke Abbildung) am Alpenrand etwas "alltägliches" darstellt.

Wer sich für mehr Details interessiert, kann die ausgiebige Version dieses Thema des Tages auf unserer Homepage http://www.dwd.de unter "Aktuelles und Interessantes" lesen. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Ereignis und seine teils großen wirtschaftlichen Schäden vor allem durch einen in der Mitte Deutschlands ungewöhnlich lang anhaltenden Regen verursacht wurde.



© Deutscher Wetterdienst

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