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15. August 2015 | Dipl.-Met. Simon Tippler

Warum ziehen die Gewitter immer an mir vorbei?

Warum ziehen die Gewitter immer an mir vorbei?

Datum 15.08.2015

Viele Gewitterfans beklagen, dass die Gewitter an ihnen vorbeiziehen und immer nur die anderen getroffen werden. Aber ist das auch tatsächlich so?

Am gestrigen Freitag und auch heute und morgen haben wir es mal wieder mit teils kräftigen Gewittern zu tun. Und wie so häufig verteilen sich die Gewitter nicht gleichmäßig über das Land. Einzelne Regionen bekommen kräftige Gewitter, in den anderen passiert fast gar nichts. Manchmal gibt es selbst auf wenigen Kilometern räumlicher Distanz sehr große Unterschiede. Manch ein Gewitterfan bejammert dabei gerne, dass es an seinem Standort nie "kracht". Aber stimmt das auch?


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In Deutschland gibt es durchaus Gebiete, wo bevorzugt Gewitter auftauchen (siehe dazu die Grafik zur mittleren jährlichen Blitzdichte in Deutschland 1996 - 2005). Dazu zählen alle Gebirgsregionen. Dort werden die Luftmassen bei der Anströmung durch das Gebirge zwangsweise gehoben und die in Gewitterwolken immer vorhandene Aufwärtsbewegung auf diese Weise verstärkt.

Das lässt sich im Sommer gut beobachten, wenn über den Bergen bereits Quellwolken zu sehen sind, es ringsum aber noch wolkenfrei ist. Da es im Süden Deutschlands mehr Berge gibt als im Norden, sind die Gewitter dort auch zahlreicher. Zusätzlich kommen im Süden Deutschlands häufiger feuchte und warme Luftmassen von Süden her an, die den Norden teilweise gar nicht erst erreichen oder nur in abgeschwächter Form. Damit wird die Entstehung von Gewittern im Süden zusätzlich begünstigt. Gleichwohl kommen aber überall in Deutschland Gewitter vor.

Der Eindruck, dass Gewitter an einem bestimmten Standort scheinbar immer vorbei ziehen, lässt sich aber in den allermeisten Fällen auch gut erklären. Verantwortlich für diesen Sachverhalt zeigt sich dabei meist der sogenannte "Kulisseneffekt".

Der "Kulisseneffekt" entsteht, wenn rings um einen Beobachtungsort herum mächtige Schauer- und Gewitterwolken zu sehen sind. Diese in mittleren Breiten bis etwa 12 km hohen Wolken lassen sich bis zu einer Entfernung von 50 km und mehr beobachten. Die Wahrscheinlichkeit, an einem Gewittertag um sich herum Gewitterwolken zu sehen, ist damit sehr hoch. Die Gewitterzellen selber sind jedoch oft nur sehr klein, was an solchen Tagen gut im Regenradar zu erkennen ist. Damit ist aber auch die Wahrscheinlichkeit, von dem Gewitter getroffen zu werden, nur relativ klein. Es entsteht der Eindruck, die Gewitter würden vorbeiziehen, wenn man wieder mal nicht getroffen wurde.

In einigen Regionen kann der "Kulisseneffekt" in bestimmten Wettersituationen aber nicht als Erklärung für vorbeiziehende Gewitter herhalten. Damit sind Standorte im Lee eines Gebirges gemeint.

Schon kleinere Gebirgszüge können dabei als sogenannte "Wetterscheide" fungieren. Bei entsprechender Anströmung teilen sich die Gewitter gerne an dem Gebirge und ziehen anschließend an dem Beobachtungsstandort vorbei. Das kann man sich wie bei einem Fluss vorstellen, wo ein aus dem Wasser ragender Stein die Wassermassen umlenkt. Hinter dem Stein ist die Strömung nur schwach, während abseits davon das Wasser mitgerissen wird. Gibt es bei einem Gewitter jedoch eine andere Anströmung an das Gebirge, sodass der Standort nicht im Lee des Gebirges liegt, kann der Standort trotzdem von einem Gewitter getroffen werden.



© Deutscher Wetterdienst

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