13. Februar 2014 | M.Sc.-Met. Anna Wieczorek
Wintergewitter - wie entstehen sie?
Bereits Anfang des Jahres traten sie auf...die Rede ist von Gewittern. Vielleicht kann sich der eine oder andere noch an das erste in diesem Jahr erinnern.


In der Nacht vom 3. auf den 4. Januar 2014 kam es zu einem kräftigen Wintergewitter in der Nordhälfte Deutschlands mit Orkanböen bis zu 126 km/h und Hagelkörnern von bis zu 2 cm Durchmesser. Auch in der Nacht zum heutigen Donnerstag traten in Schauernähe einzelne Blitze im Rhein-Main-Gebiet auf und einige Personen sind bestimmt dadurch aus dem Bett gefallen.
Manch einer mag sich nun allerdings fragen: "Ich dachte, Gewitter
treten nur im Sommer auf?" oder "Wie kann das sein...am Boden fehlen
doch die warmen Luftmassen?"
Daher widmen wir uns im heutigen Thema des Tages der Entstehung von
Gewittern im Winter.
Grundvoraussetzung für die Entstehung von Wintergewittern ist ein
starker vertikaler Temperaturunterschied. Dabei muss, wie für jede
Gewitterbildung die Atmosphäre labil geschichtet sein. Stellen Sie
sich also ein Luftpaket vor, welches wärmer als seine Umgebung ist.
Da wärmere Luft leichter ist als kältere, kann das Luftpaket durch
diesen Temperaturunterschied bis in große Höhen aufsteigen und
Schauerwolken bilden. In unseren Breiten reicht im Winter die
thermische Erwärmung des Bodens durch die Sonne bei weitem nicht aus,
so muss gerade dann in großen Höhen der Troposphäre eine sehr kalte
Luftschicht vorhanden sein. Als weitere Zutat muss zudem noch
ausreichend Feuchtigkeit verfügbar sein.
Das wäre also die Theorie, aber was bedeutet das in Zahlen? Als
Faustregel kann man einen Temperaturunterschied von rund 30 Grad
zwischen 1500 m (850 hPa) und 5500 m (500 hPa) annehmen (Die
Höhenangaben sind ungefähre Werte). Wenn für den Boden wintertypische
Temperaturen um den Gefrierpunkt angenommen werden, die bei uns
momentan zumindest in der Nacht noch auftreten, so sollte in einer
Höhe von 4 bis 8 km eine ausreichend dicke Luftschicht vorhanden
sein, die ca. minus 35 Grad aufweist. Ist die Luft auch noch
ausreichend feucht, so herrschen in der Atmosphäre gute Bedingungen
für die Entstehung eines Wintergewitters.
Im Winter ist die Nordsee verglichen zum Festland relativ warm und
feucht. Dort kann der starke Temperaturunterschied "leichter"
erreicht werden, sodass diese Wintergewitter häufig über der Nordsee
und der Küstennähe auftreten.
Wintergewitter entstehen somit nicht so einfach wie im Sommer und
sind seltener. Auch die Blitzentladungen sowie die Lebensdauer fallen
meist wesentlich geringer aus als bei kräftigen Sommergewittern.
Dafür treten im Winter zusätzliche Phänomene auf. So werden
Wintergewitter nicht nur von kräftigen Regen-, sondern auch von
Graupel- oder auch Schneeschauern begleitet. Je nach Stärke des
Gewitters und je nach dem wie kalt die Luft ist, ist auch ein
kräftiges Schneetreiben möglich. Außerdem kann es innerhalb kurzer
Zeit zu einem deutlichen Temperaturrückgang kommen.
Betrachtet man sich das heutige Wettergeschehen, so lässt sich auch
heute Nachmittag und am Abend im Westen und Süden Deutschlands ein
Potential für Wintergewitterentstehung erkennen. Die sich zum
Sturmtief entwickelnde kleine Randzyklone TINI II und ihr
Frontensystem überqueren Deutschland im Laufe der Nacht zum Freitag
und bringen feuchte Luftmassen mit sich. Dabei kann es vor allem im
Südwesten und in der Mitte auch einzelne Gewitter mit Graupel geben.
Wir können gespannt sein, wo Blitz und Donner tatsächlich auftreten
und ob sich auch Graupel beobachten lässt.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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