05. September 2013 | Dipl.-Met. Christian Herold
Wolkenklassifikation
Sie treten in den verschiedensten Formen auf: mal als filigrane
Schleier, mal als mächtige Ambosse oder bedrohliche Walzen. Doch bei
der derzeitigen Hochdruckwetterlage sind sie über Deutschland selten
zu sehen. Die Rede ist von Wolken. Eine Wolke ist eine relativ dichte
Ansammlung von winzigen Wassertröpfchen bzw. Eiskristallen in der
Luft. Dabei kondensiert das Wasser bei einer Luftfeuchtigkeit von 100
% an Staubteilchen, die als Kondensationskeime dienen. Aufgrund der
sehr variablen Erscheinungsformen schien es zunächst nahezu unmöglich
eine Klassifikation von Wolken zu erstellen. Doch Anfang des 19.
Jahrhunderts brachte der englische Pharmazeut und Hobbymeteorologe L.
Howard mit seinem Klassifikationsschema Ordnung ins Chaos. Er teilte
die Wolken wie in der Biologie üblich in Familien, Gattungen, Arten
und Unterarten ein. Seine Einteilung ist heute noch als
internationale Klassifikation gebräuchlich und soll im Folgenden kurz
erläutert werden.
Die Wolkenfamilien werden zunächst einmal nach der Höhe eingeteilt:
Man unterscheidet zwischen hohen Wolken, die sich in mittleren
Breiten in einer Höhe von 7 bis 13 km befinden, mittelhohe Wolken in
einer Höhe von 2 bis 7 km und tiefe Wolken mit einer Höhe von 0 bis 2
km. Dann gibt es noch Wolken mit großer vertikaler Erstreckung. Dies
sind Wolken, die so mächtig sind, dass sie sich über alle Stockwerke
erstrecken.
Pro Familie gibt es in der Regel zwei Gattungen: Diese unterscheiden
zwischen haufenförmigen Wolken (Cumulus) und schichtförmigen Wolken
(Stratus). Im hohen Stockwerk gibt es eine weitere Gattung, die
Schleierwolken (Cirrus), die vollständig aus Eiskristallen bestehen.
In der unteren Schicht existiert noch eine Mischform zwischen Stratus
und Cumulus (Stratocumulus). Insgesamt ergeben sich dann 10
Gattungen. Der Name der Wolke setzt sich nun aus dem Namen für das
Stockwerk und der Gattung zusammen. Für hohe Wolken wird die Silbe
Cirro-, für mittlere Wolken Alto- und bei vertikal mächtigen Wolken
Nimbo- verwendet. Bei tiefen Wolken wird die Silbe weggelassen.
Die Arten beschreiben dann die Gestalt der Wolken, zum Beispiel, ob
sie linsenförmig (lenticularis) oder schichtartig (stratiformis)
sind. In den Unterarten werden weitere Eigenschaften wie
Lichtdurchlässigkeit und Anordnung beschreiben.
Als Beispiel einer Klassifikation sei die Wolke Altocumulus
stratiformis perlucidus angeführt. Dabei handelt es sich um eine
mittelhohe Haufenwolke, die sich schichtförmig über eine große Fläche
erstreckt und die kleine Lücken zwischen den Wolkenteilen aufweist,
durch die man den Himmel sieht. Auf gut Deutsch sind dies die
allseits bekannten Schäfchenwolken.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: Valentin de Bruyn
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