17. November 2012 | Dipl.-Met. Simon Trippler
Wo bleibt denn der Winter?
Nach einem vielversprechenden Start in die Wintersaison Ende Oktober
sieht es derzeit mau aus, was Winterwetter angeht. Scheinbar ändert
sich das vorerst auch nicht.
So gab es Ende Oktober bereits gebietsweise Schnee bis ins Flachland
(siehe dazu die Themen des Tages vom 27. und 28. Oktober 2012, zu
finden rechts in der Rubrik "Thema des Tages").
Beispielsweise meldete Leipzig (Sachsen) am 27. Oktober eine
Schneehöhe von 5 cm, Gera (Thüringen) gar 14 cm. Etliche Stationen
registrierten im vergangenen Oktober das erste Mal seit Beginn der
Aufzeichnungen eine geschlossene Schneedecke. Selbst im
Rhein-Main-Gebiet fielen ungewöhnlich früh Schneeflocken vom Himmel,
die aber keine wirklichen Schneedecken produzierten.
Nach diesem kurzen "Wintermezzo" hat sich der Winter schnell wieder
verabschiedet. So sind am heutigen Samstagmorgen selbst in höchsten
Lagen allenfalls Schneereste zu finden. Lediglich die Zugspitze kann
mit "satten" 40 cm hausieren gehen. Aber die liegt ja auch in 2964 m
Höhe, sodass diese Schneehöhe zu dieser Jahreszeit dort durchaus
normal ist.
Aufgrund der zuletzt milden Witterung und der fehlenden winterlichen
Wetterelemente (mal abgesehen von vereinzelten Frösten) verwundert es
nicht, dass die mittlere Temperatur des aktuellen Novembers in
Deutschland wärmer ist als normal. So lag die mittlere Temperatur bei
5,7 Grad in der ersten Hälfte des Monats (1. bis 16. November). Damit
wurden im Durchschnitt 1,7 Grad höhere Temperaturen gemessen als im
Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Insbesondere Süddeutschland tut sich
in dieser Kategorie hervor, wo es meist 2 bis 3 Grad wärmer war als
im Bezugszeitraum. Nach Norden hin betragen die Abweichungen im
Durchschnitt 1 bis 2 Grad.
Ein kurzer Blick nach Europa zeigt, wo sich der Winter "versteckt"
hat: Im nördlichen und nordöstlichen Russland! Dort gibt es aktuell
Dauerfrost (siehe dazu die Grafik der heutigen Höchsttemperaturen in
Europa).
Darüber hinaus herrscht auch in Island und im nördlichen
Skandinavien (beides nicht auf der Karte) Dauerfrost.
Um diese Kälte anzuzapfen, müsste sich die grundlegende Strömung
komplett ändern. Durch die aktuelle Lage von Hoch "Otto" über der
Ukraine strömen Luftmassen aus südlichen Gefilden zu uns. Sie sind ja
für gewöhnlich nicht kalt. Hoch "Otto" hält trotz zaghafter Versuche
von Tiefausläufern aus dem Westen voraussichtlich bis weit in die
kommende Woche bei uns durch. Am Wetter ändert sich daher erst einmal
nicht so viel. Damit bleibt der Winter vorerst weit weg von uns.
Ein noch weiterer Blick in die Wetter-Zukunft gleicht von den
Vorhersagen gesehen einem besseren Raten, da seriöse
Wettervorhersagen kaum über 7 Tage hinausgehen. Trotzdem sei gesagt,
dass einige Wettermodelle für Ende November immer wieder "kalte"
Lösungen parat haben. Die Strömung soll demnach auf Nord bis Nordost
drehen und die kalte Luft zu uns strömen. Winterfans können sich also
Hoffnungen machen, zumal eine Großwetterlage wie die aktuelle im
Schnitt auch nur mehrere Tage und nicht Wochen durchhält. Wie der
Winter insgesamt wird, können wir aber aufgrund oben gemachter
Aussagen leider nicht sagen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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