Regen gilt oft als etwas Lästiges. Vor allem dann, wenn er in wiederholten Schauern vom Himmel fällt und jede Bewegung im Freien zur Geduldsprobe macht. Er verwandelt Wege in Schlamm, lässt Schuhe durchweichen und sorgt für feuchte Kleidung sowie beschlagene Brillen. Das Grau am Himmel kann auf die Stimmung drücken, Müdigkeit verstärken und das Gefühl von Enge oder Trägheit hervorrufen, als würde der Regen nicht nur die Landschaft, sondern auch die Gedanken schwerer machen. Vor allem an freien Tagen oder im Urlaub können die meisten Menschen Regen überhaupt nicht gebrauchen.
Derzeit ist Regen jedoch Mangelware. Die Trockenheit setzt sich auch in diesen Tagen vielerorts weiter fort. Einzig in der Osthälfte Deutschlands sorgt Tief "Lorenz" über Polen für einige Schauer und kurze Gewitter. Flächendeckend reichen die angekündigten Niederschläge allerdings nicht aus, um das Defizit der vergangenen Monate auszugleichen.
Das Niederschlagsdefizit lädt durchaus zum Umdenken ein. Immerhin spendet der Regen Leben - ohne ihn wäre kein Leben auf der Erde möglich. Und gerade in ihrer aktuellen Wachstumsphase benötigt die Natur viel davon: Die Bäume bilden dichtes Blattwerk aus, überall blühen Pflanzen und die Wiesen erstrahlen in saftigem Grün. Henry David Thoreau wusste: "Ein einziger sanfter Regen macht das Gras um viele Nuancen grüner". Bei Niederschlägen nimmt man auch wieder häufiger Petrichor wahr - den erdigen Duft des Regens. Dieser ruft bei der einen oder dem anderen schöne Momente aus der Kindheit ins Gedächtnis, was wiederum das Selbstwertgefühl stärken kann. Allergiker schätzen einen schönen Guss ebenfalls, denn im Anschluss ist die Pollenkonzentration geringer und sie können wieder frei durchatmen. Außerdem wird dem Regen auch ein leistungssteigernder Effekt nachgesagt. Der Autor dieses Artikels kann dies übrigens bestätigen - joggt er doch viel lieber bei Regen als bei sengender Hitze und brennender Sonne. Und spätestens wenn man Kinder voller Freude mit Anlauf in Pfützen springen sieht, kann man gar nicht anders… man muss den Regen einfach lieben!
Aber wie entsteht das kühle Nass denn eigentlich?
Regen kann ja schlecht aus dem "Nichts" in unserer Atmosphäre auftauchen. Bereits in der Schule wird das Wissen über den Wasserkreislauf vermittelt. An dessen Anfang steht die Verdunstung von Wasser. Scheint die Sonne, erwärmt sich die Erdoberfläche und somit auch die bodennahe Luftschicht. Dabei verdunstet Wasser vom Erdboden, aus Meeren, Flüssen, Seen oder von der Vegetation und wird zu Wasserdampf. Der größte Anteil des verdunsteten Wassers stammt übrigens aus den Ozeanen.


Die erwärmte Luft, die leichter ist als vergleichsweise kalte, steigt in der Folge zusammen mit dem Wasserdampf in höhere, aber auch kältere Luftschichten auf. Dabei kühlt sie sich ab. Da kältere Luft jedoch weniger Wasserdampf speichern kann als wärmere, wird ab einer gewissen Höhe und Abkühlung die sogenannte Taupunkttemperatur (siehe DWD-Lexikon; https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?nn=103346&lv2=102672&lv3=102734 bzw. "Weitere Informationen zum Thema") erreicht, bei der die Luft gesättigt ist und Kondensation einsetzt. Dann bilden sich viele winzige Wassertröpfchen, die wir als Wolke wahrnehmen. In großen Höhen, wo die Temperatur deutlich unterhalb des Gefrierpunktes liegt, können auch kleine Eiskristalle entstehen, die in ausreichender Menge Eiswolken bilden. Häufig entstehen Niederschläge durch komplexe Vorgänge, bei denen auch die Eisphase eine Rolle spielt. Bleiben wir der Einfachheit halber aber bei den sogenannten Wasserwolken:
Wann regnet es nun aus den Wolken?
Damit die winzigen Wassertröpfchen schließlich zu Regentropfen anwachsen, reicht die Kondensation von Wasserdampf alleine jedoch nicht aus. Wesentlich effektiver ist das Zusammenfließen (Koaleszenz) von Wolkentröpfchen. Beinhaltet die Wolke nun unterschiedlich große Tropfen, sinken die Größeren schneller ab als die Kleinen. Dabei kollidieren sie miteinander, was das Tropfenwachstum weiter beschleunigt. Erreicht der Tropfen schließlich eine kritische Masse, sodass seine Sinkgeschwindigkeit die Geschwindigkeit der aufsteigenden Luftmasse, die ihn in der Schwebe hält, übersteigt, fällt der Tropfen zum Erdboden. Mangelt es allerdings an Feuchtigkeit, bilden sich keine ausreichend großen Tropfen, womit es unter den Wolken trocken bleibt.


Warum regnet es überhaupt unterschiedlich stark?
Dies liegt vor allem daran, dass warme Luft deutlich mehr Wasserdampf aufnimmt als kalte. An einem schwül-warmen Sommertag liegt deshalb viel Wasserdampf in der Atmosphäre vor, sodass sich unter passenden Bedingungen große Wolken bilden können, die schwere Tropfen ausbilden. In tropischen Regenwäldern sind die Bedingungen ganzjährig feucht-warm, sodass dort fast täglich starke Schauer auftreten.
Und was passiert nun mit dem Regen, der auf den Erdboden fällt?
Dieser versickert schließlich wieder im Boden, fließt in Flüsse und Seen ab oder wird von der Vegetation aufgenommen. Dann kann das Wasser erneut verdunsten, womit sich der Wasserkreislauf schließt. Vielleicht denken sie beim nächsten Regen einfach mal an seine positiven Eigenschaften. Falls Ihnen dies kein Trost spenden sollte, seien Sie einfach an die folgende Redewendung erinnert: "Nach dem Regen folgt Sonnenschein" oder wie die Norddeutschen sagen: "Regen ist erst, wenn die Heringe auf Augenhöhe vorbeischwimmen."