Die aktuelle Trockenheit ist in aller Munde. Nicht nur im diesjährigen Frühjahr (Monate März, April, Mai), sondern bereits seit Anfang Februar fiel in weiten Landesteilen Deutschlands viel zu wenig Niederschlag. Dies hat erste Auswirkungen auf die Natur und Landwirtschaft. Viele stellen sich sicherlich die Frage, wie ungewöhnlich die Wetterlage tatsächlich ist. Im heutigen Thema des Tages ordnen wir diese klimatologisch ein, zeigen die Auswirkungen auf die aktuelle Bodenfeuchte und geben einen kurzen Ausblick, ob beziehungsweise wann und wo in den nächsten Tagen mit Regen zu rechnen ist.
Daten und klimatologische Einordnung
Das diesjährige Frühjahr war bisher viel zu trocken. In den Monaten März, April und in der ersten Maihälfte kamen bisher im deutschlandweiten Flächenmittel nur insgesamt 58 mm Regen zusammen. Das ist nur rund ein Drittel der üblichen Regenmenge in einem Frühjahr in Deutschland! Das bisher trockenste Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war 1893 mit einer Niederschlagsmenge von immerhin 85,3 mm; ähnlich trocken war das Jahr 2011 mit 89,5 mm. Dieser Vergleich zeigt, dass wir aktuell auf Rekordkurs sind. Bis Ende Mai müssten flächendeckend in Deutschland nämlich noch 25 bis 30 mm Regen zusammenkommen, um das Niveau der Jahre 1893 und 2011 zu erreichen. Besonders trocken war es in den letzten zweieinhalb Monaten im Nordosten (Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg) sowie in Teilen Niedersachsens, wo vielerorts lediglich 15 bis 30 mm, teils sogar noch weniger, Regen gefallen sind. Beispielsweise kamen in Kuhbier im Nordwesten Brandenburgs gerade einmal 11,4 mm, in Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) 13,6 mm und in Berlin rund 20 mm zusammen. Diese Regenmengen sind in einem Zeitraum von 10 Wochen nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.
Die außergewöhnliche und anhaltende Trockenheit begann allerdings bereits Anfang Februar. Nimmt man diesen Monat noch mit hinzu, ergibt sich ein ähnliches Bild. Im Zeitraum vom 1. Februar bis zum 13. Mai zeigen aktuelle Auswertungen des stationsbasierten Niederschlags eine deutschlandweite Regenmenge von 81,8 mm. Dies entspricht weniger als die Hälfte (46 %) des üblichen Niederschlags in diesem Zeitraum. Ähnlich trocken war es einzig im Jahr 1976. Besonders trocken war es im Norden, wie Abbildung 1 (links) verdeutlicht. Vielerorts kamen dort nur 25 bis 50 mm zusammen, in Westmecklenburg stellenweise sogar noch weniger. Das Niederschlagsdefizit beträgt in vielen Regionen 75 bis 150 mm, stellenweise sogar noch mehr (Abbildung 1, rechts). Deutlich mehr Regen (aber dennoch unterdurchschnittlich) summierte sich am Alpenrand und im Schwarzwald mit immerhin 150 bis örtlich 300 mm auf, wo eine Dauerregenlage Ende März ergiebige Regenfälle brachte. Auch die Hohenloher Ebene östlich von Stuttgart und ein Streifen in der Mitte, etwa zwischen Köln und Erfurt, kamen etwas besser davon, da ebenfalls eine Dauerregenlage Anfang Mai dort nennenswerten Regen brachte.


Ursache für die wenigen Niederschläge waren eine ungewöhnliche Häufung von Hochdruckwetterlagen und blockierende, stationäre Wetterlagen, bei denen sich die korrespondierenden Hoch- und Tiefdruckgebiete kaum verlagerten.
Auswirkungen auf die Bodenfeuchte
Die Trockenheit hat logischerweise auch Auswirkungen auf die Bodenfeuchte und in der Folge auf Natur und Landwirtschaft. Die Oberböden (Betrachtung der Schicht 0 - 60 cm Tiefe) sind besonders in Nord- und Nordostdeutschland sowie von Saarland und Rheinland-Pfalz bis nach Nordbayern und Südthüringen weitaus trockener als Mitte Mai üblich (Abbildung 2, obere Karten). Speziell im Norden liegt die Bodenfeuchte teils außerhalb des Wertebereichs der Vergleichsperiode 1991 - 2020, d.h. die Bodenfeuchte war in diesem Zeitraum noch nie so niedrig. Besonders in den oberen 10 cm des Bodens ist für die vorherrschende Landnutzung bereits ein markanter, teils extremer Trockenstress vorherrschend. Dies hat vor allem Auswirkungen bei den im Frühling gesäten Feldfrüchten (Sommergetreide, Zuckerrüben, Mais), die durch noch wenig in die Tiefe reichendes Wurzelwerk zu verzögertem Auflaufen neigen. Je tiefer man in den Boden geht, desto besser stellt sich die Situation dar, wobei sich auch in den Schichten 20 bis 30 cm und 50 bis 60 cm schon vielerorts leichter bis mäßiger Trockenstress bemerkbar macht. Dennoch können sich bereits im Herbst gesäte Feldfrüchte (Raps und Wintergetreide) meist noch gut aus tieferen Bodenschichten versorgen. Damit halten sich die Folgen der Trockenheit für die Landwirtschaft aktuell noch in Grenzen. Nach Informationen aus der Landwirtschaft wird die Situation für viele Pflanzenarten kritisch, wenn es nicht innerhalb der nächsten beiden Wochen ergiebig regnet.


In tieferen Bodenschichten (80 - 150 cm Tiefe) ist hingegen noch genügend Feuchtigkeit vorhanden (Abbildung 2, untere Karten). Diese Bodenschichten profitieren von der außergewöhnlich nassen Witterungsperiode, die von Mitte 2023 bis Ende 2024 andauerte. Daher können sich die Wälder noch länger mit Wasser versorgen. Erst eine auch in den kommenden Monaten trockene Witterung würde zu einem ernsthaften Problem werden. Zusammengefasst kann man sagen, dass wir wiederholt flächendeckenden ergiebigen Regen bräuchten, also zumindest eine für ein paar Wochen unbeständige Witterung, um die Böden wieder auf die für die Jahreszeit übliche Bodenfeuchte zu bringen. Lokaler Starkregen in Form von Schauern und Gewittern würde hingegen deutlich weniger helfen.
Niederschlagsvorhersage
Bleibt zum Abschluss noch die große Frage zu klären, ob sich die Trockenheit auch in den kommenden Tagen fortsetzt oder ob es zumindest regional eine Entspannung geben könnte. Tatsächlich zeigen die Wettermodelle, dass in den nächsten Tagen zumindest regional endlich mal mit Niederschlägen zu rechnen ist. Bereits am morgigen Freitag entwickeln sich im Osten Deutschlands, im Osten Bayerns und möglicherweise auch im Westen Niedersachsens ein paar Schauer, die zumindest örtlich etwas Regen bringen können, wobei die meisten Orte noch in die Röhre gucken. Am Wochenende sowie am Montag werden generell in der Ost- bzw. Nordosthälfte Deutschlands zeitweilige Regenfälle oder Schauer häufiger und sorgen dort zwar nicht überall, aber immerhin gebietsweise für eine leichte Entspannung der Trockenheit. Die Modelle zeigen immerhin etwa 5 bis 15, örtlich auch um 20 mm Niederschlag (Abbildung 3). Dies reicht natürlich bei Weitem nicht aus, um das Niederschlagsdefizit auszugleichen. Nachfolgend ist in den genannten Regionen erst einmal wieder kein weiterer Regen in Sicht. In der zweiten Hälfte der kommenden Woche könnten dann aus Süden und Südwesten her Regenfälle auf die südlichen Regionen übergreifen. Wie intensiv diese ausfallen werden und wie weit sie sich nach Norden ausbreiten, wird aber von den Modellen noch sehr unterschiedlich berechnet. Wenn es blöd läuft, ist davon nur der äußerste Süden betroffen. Am wenigsten Regen wird für die kommenden sieben Tage für NRW, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen vorhergesagt. Möglicherweise gehen einige Gebiete dort sogar komplett leer aus. Alles in allem kann man also zusammenfassen, dass es in den nächsten Tagen zwar regional wieder Regen geben wird, dass dieser aber noch lange nicht ausreicht, um das aufgebaute Niederschlagsdefizit auszugleichen.