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07. März 2018 | Dipl.-Met. Simon Trippler und Meteorologie-Student Philipp Joppe

Ein Höhentief sorgt für eine "weiße Überraschung"

Ein Höhentief sorgt für eine "weiße Überraschung"

Datum 07.03.2018

Wer am heutigen Mittwochmorgen zumindest in einigen Teilen Ostdeutschlands aus dem Fenster geschaut hat und zuvor keinen Wetterbericht gelesen hatte, der konnte eine Überraschung erleben: Alles weiß! Schuld daran war ein sogenanntes Höhentief.

Was für uns Meteorologen nun wahrlich keine "weiße Überraschung" mehr war, wird in den Morgenstunden des heutigen Mittwochs in Teilen Ostdeutschlands sicherlich den einen oder anderen ohne Kenntnis von der aktuellen Wettervorhersage verblüfft haben: Schnee! So fielen zwischen der Ostsee und dem Erzgebirge gebietsweise zwischen 1 und 10 cm der weißen Pracht (siehe dazu die Grafik). In einer Region von Sachsen, Sachsen-Anhalt bis nach Thüringen etwa zwischen Leipzig, Querfurt und Gera kamen sogar verbreitet 10 bis 16 cm zusammen. Möglich wurde dies durch ein sogenanntes Höhentief.


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Als ein Höhentief bezeichnet man ein Tiefdruckgebiet in der mittleren und höheren Troposphäre, das unabhängig vom Bodendruck sein kann. Um solche Höhentiefs zu erkennen, betrachten Meteorologen das sogenannte Geopotenzial auf einer konstanten Druckfläche, meist in 500 hPa (manchmal auch in 300 hPa). Das Geopotenzial ist dann ein Maß für die Höhe der jeweiligen Druckfläche. Pi mal Daumen lässt sich sagen, dass die 500 hPa-Druckfläche bei ca. 5500 m Höhe liegt. Die meteorologisch korrekte Einheit für das Geopotenzial ist jedoch der geopotenzielle Meter (gpm) oder geopotenzielle Dekameter (gpdam), die ungefähr der geometrischen Höhe entsprechen. Die Fläche mit einem Luftdruck von 500 hPa befindet sich daher bei etwa 5500 gpm bzw. 550 gpdam. Bei einem Höhentief ist diese Fläche nach unten gewölbt, sie hat also ein geringeres Geopotenzial und damit geringere Höhe als ihre Umgebung (siehe Grafik).

Genau ein solches Höhentief ist im Laufe des Dienstags vom Löwengolf (französisches Mittelmeer) unter Intensivierung nach Bayern gezogen und hat sich dann nordöstlich in Richtung Polen verlagert. Da es vor allem auf der Vorderseite des Höhentiefs zu Hebungsprozessen kam, wurde die Wolken- und Niederschlagsbildung begünstigt, die im aktuellen Fall dann die Schneefälle ausgelöst hat.

Warum aber gab es häufig Schnee- und nicht Regenfälle, lagen die Temperaturen tagsüber doch noch meist im positiven Bereich zwischen 2 und 7 Grad? Die in den hochreichenden Wolken sich bildenden Eiskeime und Schneekristalle (und später dann auch Schneeflocken) fielen durch ausreichend kalte Luftschichten, sodass diese zunächst nicht schmolzen. In Bodennähe war es aber zunächst noch so warm, dass die Schneeflocken meist zu Regentropfen wurden. Das Höhentief jedoch unterstützte die Entwicklung des Bodentiefs "Wiebke" nordöstlich des Alpenhauptkammes. Mit "Wiebke" gelangte auch bodennah etwas kältere Luft in den Osten Deutschlands und die Temperaturen gingen zurück. So ging der Regen mit Absinken der Temperaturen zum Abend hin (der übliche Tagesgang der Temperatur half zusätzlich) immer öfter in Schnee über. Je intensiver die Niederschläge mit Übergreifen des Tiefs nun wurden, umso mehr Verdunstungskälte kam als entscheidender Faktor für ein weiteres Absinken der Temperatur und damit das Liegenbleiben des Schnees ins Spiel. So konnten sich letztlich die zum Teil ganz erklecklichen Schneedecken bilden.

Das Höhentief zieht nun in Richtung Ostsee weiter, wo es sich bald auffüllt. Die Schneefälle im Osten und Nordosten lassen somit nach. Dabei verabschiedet sich aber auch die kalte Luft und die Temperaturen steigen im Tagesverlauf meist wieder in den positiven Bereich. Tauwetter ist also vielerorts angesagt, wieder einmal können sich die Winterfans nur über "Stundenschnee", der eben nur wenige Stunden liegt, freuen. Aber vielleicht schlägt ja der "Märzwinter" noch einmal zurück.



© Deutscher Wetterdienst

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