Facebook Twitter
Drucken
27. Januar 2016 | Dipl.-Met. Christian Herold

Polare Stratosphärenwolken

Polare Stratosphärenwolken

Datum 27.01.2016

Was Polare Stratosphärenwolken sind und warum man Anfang Februar wahrscheinlich besonders intensive und farbenprächtige Sonnenuntergänge beobachten kann, wird im heuteigen Thema des erläutert.

Insofern es der Sonnenstand zulässt, lassen sich im Winter in den polaren Breiten häufiger irisierende Wolken, die perlmuttartig glänzen beobachten. Diese Wolkenart wird Polare Stratosphärenwolken (engl.: polar stratospheric clouds, PSC's) oder auch Perlmuttwolke genannt. Diese Wolken haben tatsächlich relativ wenig mit den gewöhnlichen Wolken, die wir im Alltag beobachten, gemeinsam.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Polare Stratosphärenwolken benötigen für ihre Entstehung eine Temperatur von mindestens -78 °C. Diese Temperaturen findet man in der winterlichen Stratosphäre innerhalb des Polarwirbels in einer Höhe von 15 bis 30 km wieder. Der Polarwirbel ist ein Höhentief, das sich aufgrund der Kaltluftansammlung im Winter über den Polargebieten bildet und sich von der oberen Troposphäre bis in die Stratosphäre erstreckt. In ihm finden sich besonders tiefe Temperaturen. Für die Entstehung von Wasserwolken mangelt es jedoch in diesen Höhen an Wasserdampf. Dennoch gibt es dort eine Aerosolschicht (die sogenannte Jungschicht), die aus winzigen Schwefelsäuretröpfchen besteht. Die Hauptquelle für diese Schwefelsäuretröpfchen sind Vulkanausbrüche. Bei Temperaturen unter -78 °C lagert sich an diesen Tröpfchen Wasser und Salpetersäure ab. Aus diesem Gemisch entstehen die Polare Stratosphärenwolken. Bei weiter sinkenden Temperaturen bilden sich aus den Tropfen Eiskristalle, die für die perlmuttartige Erscheinung der Wolken verantwortlich sind.

PSC's sind die Chemiefabriken der Stratosphäre. An ihnen laufen zahlreiche chemische Reaktionen ab. Sie spielen eine wichtige Rolle beim Ozonabbau und der Entstehung des stratosphärischen Ozonlochs, das im antarktischen Frühling seine größte Ausdehnung erreicht.

Meist treten diese Wolken im arktischen bzw. antarktischen Wintern nur in polaren Regionen jenseits des 80. Breitengrades auf, weil nur dort die dafür niedrigen Temperaturen auftreten. Eher selten, wie zuletzt im Februar 2008 und im Januar 2010, lassen sich PSC's auch in mittleren Breiten beobachten. Damals ließ sich nach Sonnenuntergang ein intensives Purpurlicht (eine sehr starke rote bis purpurne Färbung des Abendhimmels) in der Dämmerung beobachten. Diese Färbung entsteht durch die Mehrfachstreuung des Sonnenlichtes an den PSC's in den Erdschatten.

Nach aktuellen Modellrechnungen verschiebt sich der stratosphärische Polarwirbel Anfang Februar Richtung Nordeuropa, wobei das nördliche Mitteleuropa mit stratosphärischen Temperaturen bis unter -80 °C gestreift wird. (Die nordhemisphärische Prognosekarte zeigt die Position des Polarwirbels und die Temperatur in etwa 20 km Höhe am 4. Februar). Für unser Wettergeschehen hat dies zwar keine Folgen, glaubt man allerdings diesen Vorhersagen, so kann man auch in Deutschland ab dem 2. Februar wieder mit farbenprächtigen und sehr intensiven Sonnenuntergängen rechnen.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD

Themenarchiv:

15.12. - Was tun an grauen Tagen?

14.12. - Von Meteoren, Hochnebel, Inversionen und optimaler Himmelssicht

13.12. - Novembergrau oder Dezembergrau?

12.12. - Extreme Dezember: 2010 und 2015 im Vergleich

11.12. - Hoch ELLINOR bringt graue Tristesse

10.12. - Ein erster Griff in die Spekulatiuskiste

09.12. - Die heiße Kugel

08.12. - Vom Winter keine Spur!

07.12. - Ein Sonntag mit Film und Fernsehen

06.12. - Jahresrückblick 2025 | Teil 2

05.12. - Jahresrückblick 2025 | Teil 1

04.12. - Tiefdruckeinfluss über dem östlichen Mittelmeer

03.12. - Deutschlandwetter im Herbst 2025

02.12. - Deutschlandwetter im November 2025

01.12. - Nebel im Winterhalbjahr

30.11. - Milder Winterstart

29.11. - Die atlantische Hurrikansaison 2025 - Ein Rückblick

28.11. - Glatteisgefahr im Südosten Deutschlands

27.11. - Wenn natürlich nicht mehr ausreicht: Die Kunstschneeproduktion

26.11. - Vom Kaltlufteinbruch bis zur Westdrift – Wie sich das Wetter zu Beginn der Weihnachtszeit in den letzten zehn Jahren präsentierte.

25.11. - In Gummistiefeln durch das Winterwetter

24.11. - Vor 20 Jahren: Das Münsterländer Schneechaos

23.11. - Erste Glatteislage der Saison

22.11. - Die Kugel der Mitte

21.11. - Lesen bildet

20.11. - Eisige Nächte am Wochenende

19.11. - Wenn es so kräftig regnet, dass es schneit: Die Niederschlagsabkühlung!

18.11. - Wintereinbruch – oder doch nur spätherbstliches „Geflöckel“?

17.11. - Begrifflichkeiten und Geografie im Wetterbericht

16.11. - Ein gestörter Polarwirbel ist nicht alles