29. Juni 2015 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Arktis vs. Antarktis
"Hitze"! Das ist wohl derzeit DAS Pressethema schlechthin, wenn es um's Wetter geht. Ob tatsächlich so viele Menschen "JA!!!" schreien, wie man beim Stöbern durch die Medienlandschaft annehmen müsste, sei mal dahin gestellt.
Mit Sicherheit gibt es aber die ein' oder andere Person, die am liebsten jetzt schon vor der anstehenden Hitzewelle fliehen möchte. Vermutlich muss es ja nicht gleich in die Arktis oder Antarktis gehen, aber wo wir gerade beim Thema sind (und um die Kurve zu demselben zu bekommen): Worin unterscheiden sich Arktis und Antarktis denn gleich nochmal?
Wissen ist Macht – @greenpeace_de veröffentlicht Bildungsmaterial zur Arktis. https://t.co/odp9Kb10li pic.twitter.com/qM8Cn0qwvz
— Greenpeace Magazin (@greenpeacemag) 26. Juni 2015
Der erste große Unterschied ist im Allgemeinen wohl bekannt und auch
relativ leicht nachzuvollziehen, wenn man zuhause mal den Globus
genauer unter die Lupe nimmt: Die Arktis befindet sich auf der Nord-,
die Antarktis auf der Südhalbkugel.
Ein weiterer großer Unterschied ist in ihrer geografischen
Beschaffenheit zu finden: Während die Antarktis ein vom sogenannten
Südpolarmeer umgebener Kontinent ist, verhält es sich bei der Arktis
genau umgekehrt. Bei ihr handelt es sich nämlich um ein von
Kontinenten umgebenes Meer, dem sogenannten Nordpolarmeer, auf dem
eine mehrere Meter dicke Eisschicht schwimmt, die sich vor etwa 1
Million Jahren gebildet hat. Früher wurde die Arktis über den 66,5.
Breitengrad definiert, d.h. alles was nördlich von 66,5 ° nördlicher
Breite liegt, zählte zur Arktis. Heutzutage ist allerdings eher eine
klimatische Abgrenzung der Arktis vom Rest der Welt gebräuchlich.
Diese Grenze führt entlang der 10 Grad Juli-Isotherme und beinhaltet
unter anderem den Norden Kanadas, Grönland, die Nordküste Russlands
und die Beringsee. Nördlich dieser Linie liegt die
Monatsmitteltemperatur im Juli im langjährigen Mittel also unter 10
°C. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt das langjährige Julimittel
16,9 Grad.
Diese unterschiedliche Land-See-Verteilung schlägt sich auch auf
meteorologische Größen nieder. Während in der Arktis ein Mix aus mehr
oder weniger permanenten Hoch- und Tiefdruckgebieten wetterbestimmend
ist (z.B. Islandtief, Aleutentief, sibirisches Hoch, Beauforthoch),
ist über dem Landesinneren der Antarktis ein permanentes Hoch zu
finden. Das erklärt sich dadurch, dass die Temperatur im
Landesinneren der Antarktis generell niedriger ist als im
Küstenbereich. Da kalte Luft schwerer ist als warme bzw. nicht ganz
so kalte Luft, sinkt diese ab, sodass bodennah ein Luftüberschuss
entsteht, im Fachjargon auch Hochdruck genannt.
Durch die geografische Lage auf der einen und den Druckverhältnissen
auf der anderen Seite, werden in der Antarktis auch deutlich
niedrigere Temperaturen als in der Arktis gemessen. Während in der
Arktis durchaus auch mal Werte unter -50 Grad gemessen werden, liegt
in der Antarktis die inländische Jahresdurchschnittstemperatur bei
-55 Grad. Dort wurde am 21. Juli 1983 mit -89,2 Grad die tiefste
jemals gemessene Temperatur registriert.
Antarktis: Bei dieser Kreuzfahrt ist Gänsehaut garantiert http://t.co/ZBk3tsrF6A pic.twitter.com/yxVohLAIFX
— DIE WELT (@welt) 18. Juni 2015
Bevölkerungstechnisch sieht es sowohl in der Arktis als auch in der
Antarktis eher mau aus. Während in der Arktis immerhin bis zu 2
Millionen Menschen der Kälte trotzen, lebt in der Antarktis - wenn
man mal von den dort tätigen Wissenschaftlern absieht - niemand.
Dafür fühlen sich dort umso mehr Pinguine heimisch, die in freier
Wildbahn nur auf der Südhalbkugel herumschwimmen und -watscheln.
Eisbären haben sie dabei nicht zu fürchten, denn diese sind im
arktischen Eis zuhause.
Beim arktischen Eis handelt es sich übrigens um überwiegend
mehrjähriges Eis. Es erstreckt sich im Nordwinter beinahe über das
komplette Nordpolarmeer. Das Eis der Antarktis lässt sich dagegen
hauptsächlich dem einjährigen Eis zuordnen, da es großen saisonalen
Schwankungen unterliegt: Während sich die Eisfläche im Südsommer auf
grob 4 Mio. km² erstreckt, nimmt sie im Südwinter fünf Mal so viel
ein, also etwa 20 Mio. km².
Bei uns in Deutschland wird in den kommenden Tagen neben der Hitze
sicherlich auch Eis ein Thema werden, allerdings wohl hauptsächlich
in Kugelform in Bechern und Waffeln.
© Deutscher Wetterdienst
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