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25. Mai 2015 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Die Bewölkung aus Sicht eines Wetterbeobachters

Die Wolken am Himmel beschreiben die Gesamtheit des kondensierten Wassers in der Erdatmosphäre. In der Meteorologie werden die Wolkenansammlungen, die den Erdboden nicht berühren und für das freie Augen des Betrachters sichtbar sind, auch als Bewölkung oder Bedeckung bezeichnet.


Dabei wird grundsätzlich eine Abgrenzung vom
Bodennebel (z.B. Strahlungsnebel - Abkühlung der bodennahen
Luftschichten samt Bildung von Nebeltröpfchen bei nächtlichem
Auskühlen des Erdbodens) sowie vom Dunst (schwebende, feste Partikel
in der Luft) vorgenommen.

Das Ausmaß der Bedeckung des Himmels mit Wolken wird in der Regel vom
Wetterbeobachter geschätzt oder heutzutage auch von speziellen
Messsensoren oder Wetter-Kameras festgestellt. Lokal sind zusätzlich
Satellitendaten nutzbar. Die Angabe der Bedeckungsverhältnisse
erfolgt schließlich in Achteln. Dabei bedeutet 0 Achtel, dass am
Himmel keine Spuren von Wolken zu sehen sind, es also wolkenlos ist.
4 Achtel beschreiben einen maximal bis zur Hälfte mit Wolken
bedeckten Himmel und 8 Achtel, dass der Himmel vollständig mit Wolken
verhangen ist und somit kein Himmelsblau mehr erkannt werden kann
(vgl. Graphik).

Zum Vergrößern bitte klicken
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Der Beobachter wird zur Wolkenbestimmung einen Standort wählen, von
dem er den gesamten Himmel bzw. Horizont überblicken kann. Bei der
Bestimmung des Gesamtbedeckungsgrades werden alle Wolken oder
Wolkenteile unabhängig von Höhe und Gattung zusammengezählt, die sich
oberhalb seines Standortes befinden. Auch die Kondensstreifen von
Flugzeugen werden berücksichtigt, sofern sie sich länger als 15
Minuten am Himmel halten.

Abgesehen von dem Gesamtbedeckungsgrad wird in der Meteorologie
häufig auch die Wolkenbedeckung in bestimmten Höhenbereichen
betrachtet. Beobachtungen haben nämlich gezeigt, dass die
unterschiedlichen Wolkentypen im Allgemeinen in gewissen
Höhenbereichen auftreten. In der Meteorologie wird der Teil der
Atmosphäre, in dem die Wolken gewöhnlich zu beobachten sind, in drei
Stockwerke eingeteilt. Dabei wird zwischen einem oberen, einem
mittleren und einem unteren Stockwerk unterschieden. Jedes Stockwerk
ist festgelegt durch den Höhenbereich, in dem die Wolken bestimmter
Gattungen am häufigsten vorkommen. Im oberen Stockwerk angesiedelt
und somit auch als hohe Wolken definiert sind demnach Cirrus
(Eiswolken in Form weißer, zarter Fäden oder weißer Flecken),
Cirrocumulus (dünne weiße Flecken oder schmale Bänder, die aus sehr
kleinen, körnigen, gerippelt o.ä. aussehenden, miteinander
verwachsenen oder isolierten Wolkenteilen bestehen) und Cirrostratus
(durchscheinender, weißlicher Wolkenschleier von faserigem
(haarähnlichem) oder glattem Aussehen). Im mittleren Höhenbereich
sind vorwiegend Altocumulus-Wolken ("Schäfchenwolke" - in Form von
weißen oder grauen Flecken, Feldern oder Schichten) anzutreffen,
während der Stratocumulus (Graue und/oder weißliche Flecken, Felder
oder Schichten von Wolken, die fast stets dunkle Stellen aufweisen)
oder der Stratus (eine durchgehend graue Wolkenschicht mit ziemlich
einförmiger Untergrenze) das untere Stockwerk als tiefe Wolken
dominieren.

Die Grenzen der Höhenbereiche sind fließend und überschneiden sich
somit. Dabei ist die Höhe die Stockwerke stark von der geographischen
Breite abhängig. Während in den Polargebieten die hohen Wolken
vorwiegend im Bereich zwischen 3 und 8 km vorkommen, sind sie in den
gemäßigten Zonen zwischen 5 und 13 km und den tropischen Gebieten
zwischen 6 und 18 km anzutreffen. Dagegen ist das Stockwerk der
tiefen Wolken unabhängig vom Ort auf den Bereich zwischen dem
Erdboden und 2 km Höhe festgelegt. Bei den mittelhohen Wolken
unterscheidet sich der definierte Höhenbereich in den
unterschiedlichen klimatischen Zonen nur in seiner Mächtigkeit.
Während die Altocumulus in den polaren Regionen zwischen 2 und 4 km
Höhe anzusiedeln sind, können sie in mittleren Breiten bis in eine
Höhe von 7 km und Richtung Äquator sogar bis 8 km vorkommen.

Zusätzlich zu den eingeordneten Wolkengattungen gibt es noch Wolken,
die über mehrere Stockwerke hinweg reichen. Die wohl bekannteste
Wolke dieser Art ist die Cumulus-Wolke (isolierte, durchweg dichte
und scharf abgegrenzte Wasserwolken, die sich in der Vertikalen in
Form von Hügeln, Kuppeln oder Türmen entwickeln). Während die
Untergrenze meist im unteren Stockwerk liegt, kann sie durch eine
große vertikale Ausdehnung bis in mittlere oder sogar hohe Höhen
hineinreichen. Manchmal wandelt sich der Cumulus auch zum sogenannten
Cumulonimbus, der Gewitterwolke, die oft bis an die Tropopause (vgl.
http://www.dwd.de/lexikon, Stichwort "Troposphäre") stößt.

Auch derzeit sind am deutschen Himmel wieder die unterschiedlichsten
Wolkenformen und somit auch abweichende Bedeckungsgrade zu
beobachten. Während am heutigen Montag in Ostdeutschland bei zunächst
nur wenigen tiefen bis mittelhohen Wolken häufig die Sonne scheint,
hat den Westen und Norden vielerorts eine dichte tiefe Wolkendecke
überzogen, die teilweise bis in mittlere Höhen reicht. Im Süden
dagegen dominiert in der ersten Tageshälfte meist mittelhohe oder
hohe Bewölkung, aus der es örtlich etwas Nieseln kann. Ab dem Mittag
sind dort jedoch stärkere Quellungen zu erwarten, die sich dann über
mehrere vertikale Höhenbereiche erstrecken werden. Die Folge wären
einzelne, teils kräftige Schauer und Gewitter.


© Deutscher Wetterdienst

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