00:17 MESZ | 08.09.2025 Profi-Wetter| Mobile Seite| Kontakt| Impressum| Datenschutz
Facebook Twitter
Drucken
17. April 2015 | M.Sc.-Met. Anna Wieczorek

Ist das aber eine steife Brise

So hört man die Bewohner an der Küste oder alte Seebären oft sprechen. Viele haben das auch schon einmal selbst erlebt: Man fährt von zu Hause los, Richtung Ost- oder Nordsee, und nur ein angenehmes laues Lüftchen wehte.

Doch dann, an der schönen Küste angekommen, ist es spürbar windiger, speziell, wenn der Wind von der See her weht. Aber wieso ist der Wind an der Küste oder über See stärker als im Binnenland?


Zunächst muss man wissen, was Wind überhaupt ist. Der Wind stellt
eine Ausgleichsbewegung zwischen Gebieten mit unterschiedlichem
Luftdruck dar. Er ist also bestrebt, den hohen und den tiefen Druck
auszugleichen, indem er vom hohen zum niedrigen Druck zu wehen
versucht. Aber so einfach ist das leider nicht, denn die Erde dreht
sich. Somit kommt nicht nur der Druckunterschied zum Tragen
(Druckgradientkraft), sondern auch die sogenannte Corioliskraft, die
bewegte Luftmassen ablenkt (auf der Nordhalbkugel nach rechts).

Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


In der höheren Atmosphäre stellt sich ein Gleichgewicht dieser Kräfte
ein, in der kein Druckausgleich stattfindet. Man sagt, der Wind weht
isobarenparallel. Am Boden gilt dies allerdings nicht, wie die
Abbildung zeigt.
Zu sehen sind dort der vom Modell berechnete Bodendruck in hPa
(Isobaren = Linien gleichen Drucks) und Wind in km/h (eingefärbte
Fiedern). Man erkennt, dass die Windfiedern am Boden nicht parallel
zu den Isobaren liegen. Warum?

Nun, ein wichtiger Faktor fehlt uns noch in der Betrachtung. Dieser
Faktor ist die Beschaffenheit der Oberfläche, genauer gesagt, die von
ihr erzeugte Reibung. Je nach Oberflächenbeschaffenheit wird der Wind
mehr oder weniger abgebremst. So spürt der Wind beispielsweise mehr
Widerstand, wenn er durch ein Waldgebiet weht als über einen Acker.
Man kann sich das auch so vorstellen: Fährt man mit Inlinern erst
über eine asphaltierte Strecke und dann über Schotter, so übt der
Schotter aufgrund seiner anderen Oberflächenbeschaffenheit mehr
Widerstand aus und man wird abgebremst.

So ähnlich ist es auch beim Unterschied zwischen Meeres- und
Landoberfläche. Auf der Landoberfläche wird der Wind stärker
abgebremst als über dem Meer. Deswegen herrscht an der See häufig
auch dann eine frische Brise, wenn im Landesinneren nur ein laues
Lüftchen weht. Eine weitere Folge dieser beschriebenen
Reibungsprozesse ist Ihnen in der Karte vielleicht auch schon
aufgefallen: Die Änderung der Windrichtung gegenüber den Isobaren ist
über dem Meer geringer als über Land (oranger Kreis). Der Wind weht
zwar in beiden Fällen sozusagen etwas schräg zu den Isobaren in
Richtung des Tiefs. Während man aber über Land häufig einen
Ablenkungswinkel von ca. 30° annehmen kann, beträgt die Ablenkung
über dem Meer nur 10-20°.

Bei aller Bedeutung der Reibung auf die Windgeschwindigkeit sollte
man nicht vergessen: Der wichtigste Faktor für die
Windgeschwindigkeit ist der Druckunterschied bzw. der
Isobarenabstand, wie man in der Abbildung unschwer in der Nähe von
Gotland erkennt (violetter Kreis). Denn je stärker der
Druckunterschied ausgeprägt ist, also je enger die Isobaren bei
einander stehen, desto stärker ist der Wind.


© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

07.09. - Golf von Panama: Saisonale Meeresströmung fast vollständig ausgeblieben

06.09. - Der Spätsommer am Wochenende auf Stippvisite, ab der neuen Woche droht wieder meteorologisches Unheil.

05.09. - Unwetter gestern Abend

04.09. - Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch

03.09. - Deutschlandwetter im Sommer 2025

02.09. - Deutschlandwetter im August 2025

01.09. - Der September - ein verkappter Sommermonat?

31.08. - Übergang in den Herbst?

30.08. - Fliegende Instrumente

29.08. - Eine Reise in die Great Plains

28.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 2

27.08. - Erst sommerlich, dann regnerisch

26.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 1

25.08. - Der Landgang eines Tropensturms

24.08. - Ein letztes Aufbäumen des Hochsommers

23.08. - Hoch "Mareike" sorgt für ruhiges Wetter

22.08. - Die Gänseblümchenwelt - Teil 2

21.08. - Der Gänseblümchenplanet - Teil 1

20.08. - Akklimatisierung - der Schlüssel beim Höhenbergsteigen

19.08. - Das Ende der Hundstage

18.08. - Hurrikan ERIN und dessen Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa

17.08. - Hurrikan ERIN wirbelt über dem Atlantik

16.08. - Auswirkungen eines Blitzeinschlags in ein Fahrzeug

15.08. - Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle

14.08. - Von Schwämmen und Städten

13.08. - Sommerlich, heiß, sehr heiß? - "Kenntage" des Sommers 2025

12.08. - Perseiden 2025 – Sternschnuppen am Firmament

11.08. - Wolkenimpfung zur Hagelabwehr - Methode und Nutzen

10.08. - TEAMx: Groß angelegtes Forschungsprojekt in den Alpen

09.08. - Der Sommer mit Hindernissen nimmt zur neuen Woche richtig Fahrt auf!