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25. Februar 2015 | M.Sc.-Met. Anna Wieczorek

Wintergewitter - wie entstehen sie?

Bereits seit dem vergangenen Wochenende treten sie so gut wie jeden Tag auf - die Rede ist von regionalen Wintergewittern. Beispielsweise zogen am Montagabend (23.02.2015) einzelne Gewitter von Westen her nach Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland Pfalz sowie Baden-Württemberg und gingen dabei lokal mit Graupel und Böen um 50 km/h (Bft 7) einher.


Manch einer mag sich nun allerdings fragen: "Treten Gewitter nicht
nur im Sommer auf?" oder "Wie kann das sein...am Boden fehlen doch
die sommerlich warmen Luftmassen?" Daher widmen wir uns im heutigen
Thema des Tages der Entstehung von Gewittern im Winter.

Grundvoraussetzung für die Entstehung von Wintergewittern ist wie im
Sommer ein starker vertikaler Temperaturunterschied. Dabei muss, wie
für jede Gewitterbildung, die Atmosphäre labil geschichtet sein.
Stellen Sie sich also ein Luftpaket vor, das wärmer als seine
Umgebung ist. Da wärmere Luft leichter ist als kältere, kann das
Luftpaket durch einen fortdauernden Temperaturunterschied bis in
große Höhen aufsteigen und zu Schauer-/ Gewitterwolkenbildung führen.
In unseren Breiten reicht im Winter die thermische Erwärmung des
Bodens durch die Sonne aber bei weitem nicht aus und so muss für die
Gewitterentstehung in großen Höhen eine sehr kalte Luft vorhanden
sein. Als weitere Zutat muss zudem noch ausreichend Feuchtigkeit zur
Verfügung stehen.

Das wäre also die Theorie, aber was bedeutet das in Zahlen? Als
Faustregel kann man einen Temperaturunterschied von rund 30 Grad
zwischen 1500 m (850 hPa) und 5500 m (500 hPa) annehmen (die
Höhenangaben variieren nach Wetterlage). Wenn nun für die Temperatur
in Bodennähe typische winterliche Werte um den Gefrierpunkt
angenommen werden, die bei uns zurzeit zumindest in der Nacht
auftreten, so sollte in einer Höhe von 4 bis 8 km eine ausreichend
mächtige Luftschicht mit Temperaturen unter minus 30 Grad vorhanden
sein. Ist die Luft auch noch entsprechend feucht, so herrschen in der
Atmosphäre gute Bedingungen für die Entstehung von Wintergewittern.

Im Winter ist die Nordseeluft verglichen zum Festland relativ warm
und feucht. Dort kann der nötige Temperaturunterschied "leichter"
erreicht werden, sodass die Wintergewitter häufig über der Nordsee
und in Küstennähe auftreten.

Wintergewitter entstehen somit nicht so schnell und häufig wie im
Sommer. Auch die Blitzentladungen sowie die Lebensdauer fallen meist
wesentlich geringer aus als bei kräftigen Sommergewittern. Dafür
treten im Winter zusätzliche Phänomene auf. So werden Wintergewitter
nicht nur von kräftigen Regen- oder Graupel-, sondern auch von
Schneeschauern begleitet. Je nach Stärke des Gewitters und je
nachdem, wie kalt die Luftmasse insgesamt ist, ist auch ein kräftiges
Schneetreiben möglich.

Betrachtet man das heutige Wettergeschehen, so ist auch heute Mittag
und am Nachmittag vor allem im Norden Deutschlands noch ein Potential
für Wintergewitter vorhanden. Dort kann es dann einzelne Gewitter mit
Graupel und Windböen geben. Allerdings ist es zunächst erstmal
vorbei. Denn die notwendige höhenkalte Luft (-37 Grad) wird nach und
nach ostwärts verdrängt, sodass bei Zufuhr von deutlich wärmerer
höhenkalter Luft (nur noch -18 Grad) selbst über der Nord- und Ostsee
(Wassertemperatur um 5 Grad) keine Gewitter mehr auftreten werden.


© Deutscher Wetterdienst

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