06. Januar 2015 | Mag.rer.nat. Michael Tiefgraber
"Keine Schneeflocke gleicht der anderen!"
Die meisten Menschen hierzulande hatten in den vergangenen zwei Wochen mit Schnee zu tun. Manche nutzten ihn bei sportlichen Aktivitäten auf Ski- und Langlaufpisten, andere formten ihn zu Figuren oder Wurfgeschossen.
Für viele bedeutete er aber auch viel Arbeit. Zum Beispiel für die vielen Räumungsdienste, die die Straßen und Wege von der rutschigen Masse befreien mussten.
Andere erfreuten sich daran einfach nur bei Spaziergängen durch die
romantisch-weiße Winterlandschaft. Manch einer von uns sah hin und
wieder auch schon mal etwas genauer hin. Demjenigen ist vielleicht
aufgefallen, dass eine größere Schneeflocke aus mehreren
zusammengewachsenen Schneekristallen bzw. die Schneemasse am Boden
aus unzähligen kleinen Schneekristallen besteht.
Einer sah bereits im 19. Jahrhundert besonders genau hin:
Wilson Alwyn Bentley (geboren am 9. Februar 1865 als Sohn eines
Farmers in den USA) war schon als Kind fasziniert von Schneeflocken.
Bei jedem Schneeschauer sammelte er die Flocken ein und betrachtete
diese unter dem Mikroskop. Im Laufe der Jahre stellte er fest: "Keine
Schneeflocke gleicht der anderen!" Denn je nach atmosphärischem
Zustand wie zum Beispiel Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind und
beteiligter Aerosole (kleinste Partikel in der Luft) wachsen die
Schneekristalle immer zu einer etwas anderen Form. Sterne, Plättchen,
Säulen oder Nadeln sind dabei nur grobe Einteilungen, denn die
Struktur von Schneekristallen ist extrem vielfältig.
Leider ist der Anblick der Schneekristalle unter dem Mikroskop sehr
vergänglich, denn selbst bei frostigen Temperaturen verändert sich
ihre Form durch Verdunstung sehr rasch und sie lösen sich nur kurze
Zeit später vollständig "in Luft" auf. Auf der Suche nach der Lösung
des Problems experimentierte der mittlerweile 17-jährige Wilson Alwyn
Bentley mit einem Fotoapparat mit Mikroobjektiv. Nach vielen
erfolglosen Versuchen gelang es ihm ab dem 15. Januar 1885 (mit knapp
20 Jahren) beeindruckende Fotoaufnahmen von Schneekristallen für die
Nachwelt festzuhalten.
Auch wenn er mit seiner Arbeit zu dieser Zeit unter Wissenschaftlern
nicht allzu große Anerkennung erlangte, hielt er an seiner Profession
fest. Bis zu seinem Lebensende fotografierte er mit akribischer
Genauigkeit mehr als 5.000 Schneekristalle und veröffentlichte im
November 1931 mit 66 Jahren sein Lebenswerk in dem Buch "Snow
Crystals" (Bentley, Wilson A. und Humphreys, William J.).
Nur kurze Zeit später, am 23. Dezember 1931, verstarb Bentley zu
Hause an einer Lungenentzündung.
Wenngleich er zu seinen Lebzeiten nicht den Ruhm erlangte, den er
vielleicht verdient hätte, so haben seine Bilder dafür bis heute
einen hohen wissenschaftlichen Stellenwert und Wilson Alwyn Bentley
ging als "The Snowflake Man" ("Der Schneeflockenmann") in die
Geschichte ein.
© Deutscher Wetterdienst
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