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26. Mai 2012 | Dipl.-Met. Johanna Anger

Luftmassenwechsel

Mittlerweile ist die schwüle Gewitterluft der letzten Tage endgültig
aus Deutschland in den Süden und Westen Europas abgedrängt und durch
mäßig warme Festlandsluft aus dem Nordosten des Kontinents ersetzt
worden. So kam es nur in Südfrankreich, Spanien und Italien am
Freitag noch einmal zu Gewittern, in Deutschland dagegen war es
weitgehend wolkenlos. Die kühlere Luft, die zu uns gelangt ist,
zeichnet sich vor allem durch große Trockenheit aus. So lag die
relative Feuchte am Freitag teilweise nur noch bei 25 Prozent. Am
Mittwoch waren in den westlichen Teilen Deutschlands noch bis zu 90
Prozent erreicht worden.

Relative Luftfeuchte am Freitag, 13 Uhr
Relative Luftfeuchte am Freitag, 13 Uhr


Die Ursache für diesen Luftmassenwechsel zeigt der Rückblick auf die
Entwicklung in den vergangenen Tagen. In der letzten Woche lag
Deutschland auf der Nordflanke eines vor allem in der höheren
Atmosphäre ausgeprägten Tiefs, eines sogenannten Höhentiefs, dessen
Zentrum sich etwa über dem Golf von Genua befand. Ausgelöst durch
dieses Höhentief hatte sich auch in den unteren Luftschichten ein
umfangreiches Tief entwickelt, das schließlich weite Teile West- und
Mitteleuropas überdeckte. Auf dessen Ostseite gelangte mit einer
südlichen Strömung feuchte Warmluft in weite Teile Deutschlands, in
der sich örtlich einige teils kräftige Gewitter entwickelten.
Der Tiefkomplex verlagerte sich ab Mitte der Woche weiter Richtung
Südosteuropa. Gleichzeitig baute sich über Skandinavien und dem
Nordmeer ein kräftiges Hochdruckgebiet auf und dehnte sich in
Richtung Westeuropa aus. Von dessen Einfluss profitierten allerdings
zunächst nur der äußerste Nordosten und Norden Deutschlands. In diese
Region gelangte auch schon Mitte der Woche mit einer nordöstlichen
Strömung an der Ostseite des Hochs trockenere und kühlere Luft.
Im weiteren Verlauf verstärkte sich schließlich der Hochdruckeinfluss
und am Donnerstag erreichte die kühlere und trockenere Luft aus
Nordosten schließlich die Mitte Deutschlands. Im Süden und Südwesten
blieb dagegen die schwülwarme Luftmasse noch erhalten, so dass es
dort nochmals zu Schauern und Gewittern kam. Erst am gestrigen
Freitag setzte sich der Luftmassenwechsel bis zu den Alpen durch. Er
machte sich nicht nur durch eine Abkühlung bemerkbar, sondern vor
allem auf den Bergen auch durch recht böigen Nordostwind.

Mittlerweile hat sich eine sogenannte Omegalage mit einem stationären
Hoch über der Nordsee entwickelt. Dieses Omegahoch ist zwischen zwei
Tiefs über dem Ostatlantik bzw. über Ost- und Südosteuropa eingekeilt
und wird dadurch in Form eines großen griechischen Omegas umströmt.
Diese Konstellation wird auch über das Pfingstwochenende noch
weitgehend erhalten bleiben, wodurch die trockene östliche Strömung
andauert.
Heute können wir uns erneut auf freundliches und trockenes Wetter
einstellen und bei Temperaturen meist zwischen 19 und 25 Grad steht
uns ein warmer Tag bevor.
Ab morgen schwächt sich das Hoch wieder etwas ab, denn vorübergehend
kann sich der Einfluss des osteuropäischen Tiefs in den Südosten
Deutschlands ausweiten. Dort kann es etwas wolkiger werden, auch
einzelne Schauer sind nicht ausgeschlossen. Sonst erwartet uns am
Sonntag und Montag überwiegend sonniges Wetter. Die Temperaturen
ändern sich gegenüber den Vortagen kaum.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD

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