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15. August 2025 | Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)

Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle

Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle

Datum 15.08.2025

Ein markanter Luftmassenwechsel vollzieht sich heute und am morgigen Samstag und beendet die große Hitze in Deutschland. Überwiegend freundliches Wetter bleibt uns aber erhalten.

Die zweite etwas länger andauernde Hitzewelle dieses Sommers ist bald vorbei. Hitzegeplagte Bundesbürger können in den kommenden Tagen also etwas aufatmen. Ursache für den Temperaturrückgang ist, dass sich unser Hoch JULIA nach Osteuropa verabschiedet und von einem neuen Hoch namens KYRA abgelöst wird. Während Hoch JULIA in den letzten Tagen über dem östlichen Mitteleuropa lag, befindet sich das neue Hoch KYRA mit seinem Schwerpunkt über dem Atlantik und Großbritannien (Abb. 1). Diese unterschiedliche Position macht den Unterschied. Deutschland liegt nämlich östlich von Hoch KYRA und da sich um ein Hoch die Strömung mit dem Uhrzeigersinn dreht, gelangen wir in eine nördliche Luftzufuhr. Damit wird trockenere und weniger warme Luft zu uns geführt, die die schwül-warme Luft aus Deutschland allmählich verdrängt. Die Grenze zwischen diesen beiden Luftmassen bildet eine Kaltfront, die vom heutigen Freitag bis zum morgigen Samstag von Nordwest nach Südost einmal quer über Deutschland zieht.


Abb 1: DWD-Bodenwetterkarte mit Namen der Hoch- und Tiefdruckgebiete, vergeben von der Freien Universität Berlin.
Abb 1: DWD-Bodenwetterkarte mit Namen der Hoch- und Tiefdruckgebiete, vergeben von der Freien Universität Berlin.


Die Front kommt aber nur sehr gemächlich voran, wie man eindrucksvoll anhand der pseudopotentiellen Temperaturverteilung in 850 hPa (ca. 1500 m über Meeresniveau) erkennen kann. Dabei handelt es sich um ein Maß, das die Temperatur und Feuchte einer Luftmasse beschreibt. Je wärmer und feuchter eine Luftmasse ist, desto höher ist die pseudopotentielle Temperatur und umgekehrt. Daher ist dieses Maß bestens geeignet, um Luftmassen zu charakterisieren. Zudem kann man damit gut Fronten analysieren, indem man linienhafte Bereiche identifiziert, in denen sich die pseudopotentielle Temperatur auf engem Raum stark ändert.


Die Front kommt aber nur sehr gemächlich voran, wie man eindrucksvoll anhand der pseudopotentiellen Temperaturverteilung in 850 hPa (ca. 1500 m über Meeresniveau) erkennen kann. Dabei handelt es sich um ein Maß, das die Temperatur und Feuchte einer Luftma
Die Front kommt aber nur sehr gemächlich voran, wie man eindrucksvoll anhand der pseudopotentiellen Temperaturverteilung in 850 hPa (ca. 1500 m über Meeresniveau) erkennen kann. Dabei handelt es sich um ein Maß, das die Temperatur und Feuchte einer Luftma


Am heutigen Freitagnachmittag liegt die Kaltfront etwa auf einer Linie Eifel – Hannover – Schwerin (Abb. 2, oben links). Südöstlich dieser Linie befindet sich weiterhin die schwül-heiße Luft mit pseudopotentiellen Temperaturwerten zwischen 50 und teils über 60 °C – für Mitteleuropa sehr hohe Werte. Durchquert man die Front Richtung Nordwest, geht die pseudopotentielle Temperatur innerhalb weniger Kilometer auf Werte von 35 bis 45 °C zurück. Dies zeigt eindrücklich, dass die Luftmasse nicht nur weniger warm ist, sondern auch weniger Feuchtigkeit besitzt und dadurch nicht mehr als schwül empfunden wird. Folglich hat der Nordwesten Deutschlands bereits am heutigen Freitag die größte Hitze hinter sich und kann bei Höchstwerten von 24 bis knapp 30 Grad etwas durchatmen (Abb. 3, oben links). Vor der Front wird es mit 30 bis 36 °C nochmals sehr heiß und zunehmend drückend schwül.

In der kommenden Nacht kommt die Front etwas süd(ost)wärts voran und liegt dann auf einer Linie Mosel – Mittelhessen – Südbrandenburg (Abb. 2, oben rechts). Südlich davon kühlt es nochmals nur sehr langsam ab und vor allem in Ballungsräumen und auf Anhöhen kann die Nacht erneut tropisch werden (d.h. Tiefsttemperaturen nicht unter 20 Grad). Bis zum morgigen Samstagnachmittag erreicht die Front etwa die Mainlinie (Abb. 2, unten links). Im Süden wird es ein letztes Mal dampfig, mit 26 bis 31 Grad aber zumindest nicht mehr ganz so heiß (Abb. 3, oben rechts). Deutlich angenehmere 20 bis 27 Grad erwarten uns hingegen rückseitig der Front im Norden und in der Mitte Deutschlands. Bei der pseudopotentiellen Temperatur ist zudem zu erkennen, dass im Norden Deutschlands ein zweiter Schwall trockenerer und kühlerer Luft einströmt, in der die Werte sogar unter 30 °C zurückgehen. Bis Sonntagmittag hat die Kaltfront Deutschland komplett überquert und die schwül-heiße Luftmasse endgültig verdrängt (Abb. 2, unten rechts). Der zweite Schwall Kaltluft, der Samstagnachmittag Schleswig-Holstein bereits erfasste, hat bis Sonntagnachmittag den Main erreicht. Bundesweit kann man sich über angenehme 21 bis 28 °C freuen (Abb. 3, unten links). Zu Beginn der neuen Woche kann die Sonne die Luft zwar wieder von Tag zu Tag etwas stärker erwärmen, sodass am Dienstag entlang von Rhein, Mosel und im Rhein-Main-Gebiet auch wieder die 30-Grad-Marke knapp überschritten wird. In den übrigen Regionen werden meist sommerliche 25 bis 30 Grad erreicht. Da uns die trockene Luftmasse aber erhalten bleibt, lassen sich die Temperaturen recht gut ertragen, zumal es auch in den Nächten ordentlich abkühlt. Bei Tiefstwerten zwischen 14 und 8 Grad kann man wieder gut durchlüften.


Abb 2: Pseudopotentielle Temperatur (°C) in 850 hPa für Freitag (15. August), 14 Uhr (MESZ), bis Sonntag (17. August), 14 Uhr (MESZ). Die blau gestrichelte Linie markiert die Kaltfront in dieser Höhe.
Abb 2: Pseudopotentielle Temperatur (°C) in 850 hPa für Freitag (15. August), 14 Uhr (MESZ), bis Sonntag (17. August), 14 Uhr (MESZ). Die blau gestrichelte Linie markiert die Kaltfront in dieser Höhe.


Und wie wird das Wetter in den nächsten Tagen? Am morgigen Samstag können sich in der dampfigen Luft im Süden und Südosten nochmals teils kräftige Gewitter bilden, wobei sich mit der südwärts vorankommenden Kaltfront die Gewittertätigkeit im Tagesverlauf auf die Gebiete südlich der Donau und den Schwarzwald zurückzieht. Da die Gewitter nur sehr langsam ziehen, geht die Hauptgefahr von Starkregen aus, der bei einem Volltreffer auch unwetterartig ausfallen kann. Vollgelaufene Keller und Unterführungen können die Folge sein. Die Tatsache, dass die Gewitter nur sehr langsam ziehen, hat aber auch zur Folge, dass nur wenige Orte von den heftigen Wettererscheinungen getroffen werden, während in einem Großteil der Gebiete nur wenig oder kein Regen fällt. Von der Nordsee breitet sich hochnebelartige Bewölkung bis in die Landesmitte aus. Daher startet der Tag in der Nordhälfte teils bedeckt. Im Tagesverlauf lösen sich die Wolken aber mehr und mehr auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Am Sonntag und zu Beginn der neuen Woche verwöhnt uns Hoch KYRA mit viel Sonnenschein. Nur Richtung Nordsee sind die Wolken weiterhin zeitweise etwas dichter. Mit neuen Schauern ist frühestens am kommenden Mittwoch wieder zu rechnen.



© Deutscher Wetterdienst

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