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22. Juli 2025 | M.Sc. Thore Hansen

ISAAC hat noch nicht genug

ISAAC hat noch nicht genug

Datum 22.07.2025

Tief ISAAC liegt mittlerweile über Dänemark und sorgt dort für ergiebigen Regen. Zuvor hat ISAAC am gestrigen Montag und in der Nacht zum Dienstag über dem Osten und Nordosten Deutschlands für viel Regen gesorgt. Wir blicken auf die Niederschlagssummen und schauen, was ISAAC sonst noch so bereithält.

Kräftige und im äußersten Osten auch gewittrige Niederschläge zogen ab dem gestrigen Nachmittag von Süden über Sachsen und Brandenburg sowie Berlin nordwärts. Am Abend erreichten sie auch Mecklenburg-Vorpommern und halten Stand Dienstagvormittag, mittlerweile etwas abgeschwächt, im äußersten Nordosten noch an. Die größten Niederschlagsmengen innerhalb von 24 Stunden fielen in einem Streifen von der Uckermark nordwestwärts Richtung Ostseeküste. Dort gab 50 bis 90 Liter pro Quadratmeter (l/qm), örtlich auch etwas darüber. Spitzenreiter bis Dienstag 11 Uhr war die Station Kruckow-Schmarsow in Vorpommern mit 105 l/qm.

Karte von Ostdeutschland mit Niederschlagsmessungen. Maxima in einem Streifen von der Vorpommerschen Ostseeküste zur Uckermark (50 bis 100 Liter pro Quadratmeter) (Quelle DWD)
Karte von Ostdeutschland mit Niederschlagsmessungen. Maxima in einem Streifen von der Vorpommerschen Ostseeküste zur Uckermark (50 bis 100 Liter pro Quadratmeter) (Quelle DWD)


Auf der Abbildung 1 erkennt man die räumliche Verteilung der Niederschläge. Auffällig ist der scharf begrenzte Bereich der Niederschläge nach Westen und Osten. In Berlin fielen beispielsweise im Westen der Stadt etwa 20 l/qm, im Nordosten dagegen über 40 l/qm (Berlin-Buch: 43 l/qm). Noch etwas weiter nach Nordosten stiegen die Niederschlagsmengen rasant an. In Heckelberg (Brandenburg) fielen 77 l/qm, wobei ein Großteil der Niederschläge in weniger als 12 Stunden zusammenkam. Dies trifft auf die meisten betroffenen Regionen zu. Zum Vergleich: Die Schwellwerte für ergiebigen Dauerregen (Unwetter) liegen bei mehr als 50 l/qm in 24 Stunden bzw. mehr als 80 l/qm in 24 Stunden für extrem ergiebigen Dauerregen (extremes Unwetter).
Auffällig ist auch der Bereich Rügen, dort setzten die Niederschläge erst im Laufe der Nacht zum Dienstag ein und waren zunächst eher leichter bis mäßiger Natur. Auch wenn im äußersten Nordosten noch Regen fällt, kann man schon bilanzieren, dass die Niederschlagsspitzen unter den prognostizierten Werten von bis zu 140 l/qm lagen.

Bodendruckfeld von Europa und dem Nordatlantik mit eingezeichneten Fronten. Eine Front liegt quer über Dänemark. (Quelle DWD)
Bodendruckfeld von Europa und dem Nordatlantik mit eingezeichneten Fronten. Eine Front liegt quer über Dänemark. (Quelle DWD)


Erweitert man den Blick auf die Gebiete nördlich der deutschen Grenzen, wird schnell klar, dass ISAAC längst noch nicht die Puste ausgeht. Über Dänemark ist ISAAC praktisch stationär geworden und lenkt dort feuchtwarme Luftmassen über Skandinavien (Norwegen erlebt derzeit eine ungewöhnlich lange und intensive Hitzewelle) und kühlere aber ebenfalls feuchte Meeresluft von der Nordsee aufeinander. Es kommt dort zu intensiven Hebungsprozessen der Luft und als Folge zu ergiebigen Niederschlägen. Die stärksten Niederschläge werden über dem Süden Seelands erwartet. Die Modelle zeigen dort von heute Vormittag bis Mittwochvormittag zum Teil Niederschlagsmengen von 100 bis 200 l/qm. Ob es am Ende ganz so viel wird, bleibt abzuwarten, denn auch in Mecklenburg-Vorpommern hatten die Modelle zum Teil über 150 l/qm, die dann nicht erreicht wurden. So oder so werden die Niederschlagsmengen enorm sein. Entsprechende Warnungen hat der Dänische Wetterdienst ausgegeben: https://www.dmi.dk/varsler

Prognostizierte Niederschlagsmengen. Karte von Dänemark und Teilen Norddeutschlands. Maxima in Seeland (Dänemark) bis 200 Liter pro Quadratmeter Schleswig-Holstein bis 50 Liter pro Quadratmeter. (Quelle DWD)
Prognostizierte Niederschlagsmengen. Karte von Dänemark und Teilen Norddeutschlands. Maxima in Seeland (Dänemark) bis 200 Liter pro Quadratmeter Schleswig-Holstein bis 50 Liter pro Quadratmeter. (Quelle DWD)


Auch Deutschland wird noch mal von ISAACs Begleiterscheinungen erfasst. Der Südwestteil des Regengebiets schwenkt heute und in der Nacht zum Mittwoch nach Schleswig-Holstein herein und führt dort insbesondere im Norden des Bundeslandes zu anhaltendem Regen. Wahrscheinlich fallen dort in 6 bis 12 Stunden gebietsweise 25 bis 40 l/qm, auf Fehmarn oder an der Ostseeküste zwischen Kiel und Dänemark vielleicht auch etwas mehr. Das sind Mengen, die einer markanten Warnung entsprechen, lokal auch die Unwetterschwelle etwas überschreiten können.

Prognostizierte Böen. Karte von Dänemark und Teilen Norddeutschlands. Maxima auf der Ostsee, dort Böen der Stärke 8 oder 9. (Quelle DWD)
Prognostizierte Böen. Karte von Dänemark und Teilen Norddeutschlands. Maxima auf der Ostsee, dort Böen der Stärke 8 oder 9. (Quelle DWD)


Doch nicht nur Niederschlag bringt ISAAC mit sich. Auch der Wind frischt vor allem an der Südflanke und damit der für Deutschland relevanten Flanke des Tiefs auf. Der Höhepunkt der Entwicklung liegt in der zweiten Nachthälfte und Mittwochvormittag. An der Nordseeküste Schleswig-Holsteins sowie an der deutschen Ostseeküste kommt es dann zu Windböen und stürmischen Böen (Bft 7 und 8), auf Fehmarn kann es auch Sturmböen (Bft 9) geben. An der Nordsee kommt der Wind aus Nordwest bis West, an der Ostsee aus West bis Südwest.



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