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24. Juni 2025 |

Tief ZIROS - Wetternachlese

Tief ZIROS - Wetternachlese

Datum 24.06.2025

Der gestrige Montag gestaltete sich wettertechnisch gebietsweise sehr turbulent. Es folgt ein kleiner Rückblick.

Ausgangspunkt der Entwicklung war eine für die Jahreszeit relativ kräftige Tiefdruckzone über der Norwegischen See und Skandinavien. Die dazugehörigen Tiefausläufer sorgten zum einen dafür, dass am vergangenen Sonntag von Südwesten eine heiße und potenziell instabile Luftmasse herangeführt wurde, die am Sonntag recht verbreitet zu sommerlich heißen Temperaturen geführt hat. Ab Sonntagnachmittag/-abend griff dann die erste Kaltfront auf den Nordwesten Deutschlands über. In deren Umfeld traten erste Schauer und Gewitter auf, die sich in der Nacht zum Montag allmählich ost-/südostwärts ausbreiteten. Am Montag selbst lag dann die erste Kaltfront diagonal über dem Land. Östlich- und südöstlich davon, vor allem im Süden und Südosten Bayerns, war somit die Subtropikluft noch nicht ausgeräumt. Dies zeigt auch die Analyse vom Montag 12 UTC (14 MESZ) in Abbildung 1, in der neben den Fronten die äquivalentpotenzielle Temperatur in 850 hPa (etwa 1,5 km Höhe) als Farbflächen enthalten ist. Diese äquivalentpotentielle Temperatur berücksichtig neben der Temperatur auch die Feuchte der Luftmasse bzw. deren Energiegehalt und erlaubt somit eine Unterscheidung verschiedener Luftmassen.


Frontenanalyse am Boden und äquivalentpotenzielle Temperatur in 850 hPa (etwa 1,5 km Höhe) vom 23.06.2025, 12 UTC (14 MESZ) (Quelle DWD)
Frontenanalyse am Boden und äquivalentpotenzielle Temperatur in 850 hPa (etwa 1,5 km Höhe) vom 23.06.2025, 12 UTC (14 MESZ) (Quelle DWD)


Im Tagesverlauf entstanden in der subtropischen Luftmasse im Südosten einige Gewitter, die lokal auch kräftiger ausfielen. Dabei traten teils (schwere) Sturmböen mit 70 bis 90 km/h, Hagel um 2 bis 3 cm und lokal auch Starkregen über 20 l/m² auf. Diese lokalen, kräftigen Gewitter sind auch gut im Radar- und Satellitenbild vom gestrigen Montag 12 UTC (14 MESZ) zu erkennen.

Zum anderen sorgte die relativ kräftige Tiefdruckentwicklung recht verbreitet für sehr böigen Wind. Im Bereich bzw. vorderseitig einer zweiten Kaltfront (siehe Analyse Abb. 1), die morgens von Nordwesten übergriff und einen weiteren Schwall erwärmter, subpolarer Luft heranführte, entstand eine weitere Schauer-/Gewitterlinie (Abb. 2, Radarbild vom 23.06.2025, 12 UTC), die sich im Tagesverlauf über den nördlichen Landesteilen ostwärts verlagerte. Im Zusammenspiel mit den Strukturen in höheren Luftschichten deuteten sich für den Montagnachmittag und -abend erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Sturm- und teils schwere Sturmböen im Nordosten des Landes an. Auch orkanartige Böen konnten vereinzelt nicht ganz ausgeschlossen werden.


Darstellung Radar und Satellitendaten, Überblick über Deutschland vom 23.06.2025, 12 UTC (14 MESZ) (Quelle DWD)
Darstellung Radar und Satellitendaten, Überblick über Deutschland vom 23.06.2025, 12 UTC (14 MESZ) (Quelle DWD)


Und so kam es dann auch. Zwar verlor die Schauer- und Gewitterlinie auf ihrem Weg nach Osten etwas an Kontur, trotzdem traten an der Linie am späteren Nachmittag bzw. frühen Abend vor allem in Brandenburg und insbesondere auch im Großraum Berlin einige schwere Sturmböen um 100 km/h (Bft 10), vereinzelt auch orkanartige Böen um 105 km/h (Bft 11), auf:

Berlin Dahlem (FU Berlin)108 km/h
Brandenburg/Havel 105 km/h
Berlin Tempelhof100 km/h
Heckelberg (nordöstlich von Berlin, Landkreis Märkisch-Oderland)100 km/h
Potsdam96 km/h
Flughafen Berlin-Brandenburg95 km/h

Abseits dieser Spitzenwerte wurden im gesamten Nordosten recht verbreitet Sturmböen von 65 bis 80 km/h (Bft 8 bis 9) gemessen.

Das Windmaximum im Berliner Raum trat in etwa zwischen 17 und 18.30 MESZ auf. In Berlin, aber auch in Brandenburg, wurden sehr viele Feuerwehr- und Rettungseinsätze aufgrund umgestürzter Bäume oder abgebrochener Äste gemeldet. Leider mussten auch ein Todesopfer und einige Verletzte verzeichnet werden und es kam zu erheblichen Einschränkungen im Verkehrssektor - u.a. war der S-Bahn-Verkehr in Berlin aufgrund von Bäumen oder Ästen auf den Gleisen zwischenzeitlich komplett eingestellt. Hinsichtlich der Auswirkungen kam in Anbetracht der Jahreszeit verstärkend hinzu, dass die Bäume aktuell voll belaubt sind und dem Wind somit eine große Angriffsfläche bieten. Möglicherweise kommen aufgrund der vorangegangenen Trockenheit (auch der vergangenen Jahre) teils Vorschädigungen dazu. Aufgrund dieser Brisanz wurden für den Nordosten des Landes bereits am Vortag im Warnlagebericht auf diese Entwicklung hingewiesen und am Montagvormittag zudem für den Nordosten verbreitet Warnungen vor schweren Sturmböen (um 100 km/h) ausgegeben und auf eine geringe Wahrscheinlichkeit für orkanartige Böen hingewiesen.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.06.2025
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