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11. Dezember 2021 | Dipl.-Met. Martin Jonas

KAMILLO vertreibt den "verfrühten" Frühwinter

KAMILLO vertreibt den "verfrühten" Frühwinter

Datum 11.12.2021

Der (Wetter-)Trend geht zur Milderung. Was Tief KAMILLO damit zu tun hat und ob die jetzt zu Ende gehende Phase klimatologisch wirklich ein Frühwinter war, damit beschäftigt sich heute das Thema des Tages.

Hier im Thema des Tages wurde die Frage schon vor etwa einer Woche diskutiert - was passiert bezüglich einer möglichen Milderung an diesem Wochenende? Wenig überraschend ist die Sicht auf die Abläufe jetzt klarer, und von daher soll hier jetzt ein Ausblick auf die kommenden Tage gegeben werden.


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Zuerst sei aber nochmal ein Blick zurück erlaubt. Immerhin brachte die nunmehr zu Ende gehende kalte Periode (die ersten massiven Kaltlufteinbrüche wurden ja schon Ende November beobachtet) zumindest vorübergehend auch bis ins Flachland etwas Schnee. Wenn man heute bezüglich der Gesamtschneehöhen ein kleines Resümee ziehen möchte, dann sind diese teils schon beeindruckend. Auf dem Feldberg im Schwarzwald wurden heute Morgen 107 cm Schnee gemessen, auf dem Großen Arber immerhin 54 cm. Dass sich auf den Alpengipfeln mehr als 1 m Schnee akkumulieren konnte, verwundert da nicht mehr wirklich. Bemerkenswert ist aber auch die Situation im Nordosten unseres Landes. In einem schmalen Streifen von Vorpommern bis in die Lausitz liegen 5 bis 10 cm Schnee - das ist für einen 11.12. schon bemerkenswert.

Kein Wunder, dass im Zusammenhang mit dieser winterlichen Episode gerne vom "Frühwinter" gesprochen wird. Dabei ist das klimatologisch nicht so ganz zutreffend. Der deutsche Meteorologe Hermann Flohn (* 19.2.1912, † 23.6.1997) wies in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts dem "Frühwinter" ein Zeitfenster vom 14.-25.12. zu, dem dann das "Weihnachtstauwetter" folgte. Dabei gehören sowohl der "Frühwinter" als auch das "Weihnachtstauwetter" zu den Witterungsregelfällen, im Fachjargon als Singularitäten bezeichnet. Zu diesen wird auch heute noch geforscht. Dabei geht es nicht nur um die Frage, wann sie auftreten und wie kräftig sie ausfallen, sondern auch um die Frage, mit welcher statistischen Sicherheit mit ihnen gerechnet werden kann (Stichwort: Signifikanz). Im Zuge solcher Arbeiten kam z.B. der Frankfurter Professor Christian-Dietrich Schönwiese zu einem Frühwinter-Zeitraum vom 17.-21.12.

Legt man die genannten Zeiträume zu Grunde, so handelt es sich in diesem Jahr wohl um einen "verfrühten" Frühwinter. Was der durchaus beeindruckenden winterlichen Performance aber natürlich keinen Abbruch tut.

Nun stehen die Zeichen aber auf Milderung, und Tief KAMILLO steht federführend für den erwarteten Wetterumschwung. Als steuerndes Zentraltief bei Island führt es von Südwesten mildere Luft heran (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/12/11.html). Unterstützt wird KAMILLO dabei von dem kleinräumigeren Tief LUTZ bei Irland, welches sich an der Kaltfront von KAMILLO bildet. Es sorgt nicht nur dafür, dass KAMILLOs Kaltfront kräftig verbogen und sogar als Warmfront über den Britischen Inseln rückläufig wird, sondern vor allem auch dafür, dass die Front westlich von uns bleibt und Deutschland nicht von West nach Ost überquert. Dieses Spiel soll sich am Montag mit einem weiteren kleinräumigen Tief (MATTEO?) nochmal wiederholen. In der Folge wird in den kommenden Tagen zwischen dem genannten Tiefdruck-Trio und Hoch YASCHA Warmluft zu uns geführt - die die bei uns noch vorhandene Kaltluft ausräumt. Damit steigen auch die Höchsttemperaturen. Schon am morgigen Sonntag könnte im äußersten Westen die 10-Grad-Marke fallen, am Montag sollen dann im Westen bis zu 12 Grad drin sein.

Der Übergang von "kalt" zu "warm" ist aber immer mit Vorsicht zu genießen. Die Warmfront von KAMILLO, in der Karte vom morgigen Sonntag in Nord-Süd-Ausrichtung über Deutschland gelegen, bringt nämlich Niederschläge, bei denen Schnee, Schneeregen und Regen, aber auch gefrierender Regen mit von der Partie sein können. Insofern ist auch das Ende des "verfrühten" Frühwinters - zumindest gebietsweise - winterlich geprägt.



© Deutscher Wetterdienst

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