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08. Juni 2025 | Dipl. Met. Lars Kirchhübel

Das Weltwetter im Fokus! Wo wird es extrem?

Das Weltwetter im Fokus! Wo wird es extrem?

Datum 08.06.2025

Während hierzulande windiges Aprilwetter mit Schauern und Gewittern an der Tagesordnung ist, stehen anderswo auf der Welt teils extreme Wetterereignisse an bzw. sind schon im Gange. Neben extremen Regenmengen sind auch schwere Sturmböen bis Orkanböen in der Wettersuppe dabei.

Hierzulande sorgt Tief Veit für einen kühlen, windigen und unbeständigen Witterungsabschnitt, der mehr an den April erinnert als an den Juni. Zwischen VEIT und dem Hoch über dem Atlantik stellt sich nämlich die Strömung auf West bis Nordwest, sodass die Luft aus dem Nordostatlantik nach Deutschland gelangt. Diese ist noch kühl, was sich schließlich bei den Temperaturen hierzulande bemerkbar macht. Zudem kann die Luft auf Ihrem Weg viel Wasser aufnehmen, welches sie anscheinend nur zu gerne über Deutschland wieder loswerden möchte. Als drittes Puzzleteil für typisches Aprilwetter im Juni kommt noch der Wind hinzu, der in Böen vor allem in Schauer- und Gewitternähe stark bis stürmisch daherkommt. Mehr zu dem Wetter in Deutschland sowie die heißen Aussichten können im gestrigen Thema des Tages nachgelesen werden.


Abbildung 1: Prognostizierte Wetterlage für Europa und den Ostatlantik für Sonntag, 8. Juni2025 um 14 Uhr mit Tief VEIT über der westlichen Ostsee. (Quelle: TKB/DWD)
Abbildung 1: Prognostizierte Wetterlage für Europa und den Ostatlantik für Sonntag, 8. Juni2025 um 14 Uhr mit Tief VEIT über der westlichen Ostsee. (Quelle: TKB/DWD)


Hier soll nun das Weltwetter in den Fokus rücken. Besonders Wetterextreme, die für humanitäre Einrichtungen bzw. sensible Regionen interessant sind, werden bevorzugt gesichtet und bearbeitet. Hierzu stehen den Meteorologen verschiedene Modelle und Extremwettertools zur Verfügung, die dazu genutzt werden verschiedene schematische Grafiken für Endnutzer zu generieren. Weitere Informationen zu der Extremwettervorhersage können gerne im Thema des Tages vom 16.06.2024 nachgelesen werden.

Doch wo sind denn gerade extreme Wetterphänomene zu verzeichnen. Für eine rasche Analyse bietet sich der sogenannte EWI (ExtremWetterIndex) an. Der "EWI" identifiziert homogen und konsistent Regionen, in denen Extremwetterereignisse sowohl auf Basis klimatologischer Informationen als auch unter Berücksichtigung von Wahrscheinlichkeiten (Ensemble) simuliert werden. Das 90 %-Perzentil entspricht einem "reasonable worst case". Das Endprodukt enthält absolute Werte für die Schwere der erwarteten Ereignisse im bewährten 3-Farben-Stil, wobei in den hervorgehobenen Regionen mindestens ein 20-jähriges Ereignis (für den Referenzzeitraum +/-14 Tage) erwartet wird. Demnach richtet sich der Blick derzeit zum einen auf den östlichen Pazifik, wo der Tropensturm BARBARA unter leichter Verstärkung entlang der mexikanischen Küste nordostwärts gezogen ist und nun unter Abschwächung auf den Pazifik flüchtet, im gleichen Atemzug rund um Mittelamerika aber neue tropische Tiefs in Entwicklung sind. Zum anderen rückt die Umgebung der Philippinen wo ebenfalls ein tropisches Tief ihr Unwesen treibt und sich durchaus zu einem tropischen Sturm entwickeln könnte in den Blickwinkel der Meteorologen.

Zunächst wollen wir mal die Entwicklungen in Mittelamerika genauer unter die Lupe nehmen. Der Tropensturm Barbara liegt komplex über See und wird auch im weiteren Verlauf nicht auf Land treffen. Dennoch sind die Auswirkungen am heutigen Sonntag und morgigen Montag voraussichtlich an der mexikanischen Westküste zu spüren, indem dort kräftiger Regen bis 50 l/m²/24h sowie eine größere Wellenhöhe zu verzeichnen sind. Im direkten Umfeld von BARBARA sollen dagegen innerhalb von 48 bis 72h 200 bis 400, lokal bis 600 l/m² niedergehen (siehe Grafik 2). Im weiteren Verlauf sorgen weitere tropische Tiefs sowie Höhenprozesse vor allem von Panama bis Guatemala für Starkregenfälle bis 150 l/m²/72h, gebietsweise bis 300 l/m²/72h. Diese sind ab Freitag (13. Juni) in Panama und Costa Rica teils klimatisch signifikant (siehe Grafik 3).


Abbildung 2: 72-stündige Niederschlagsmengen verschiedener Modelle für Mittelamerika (Quelle: DWD)
Abbildung 2: 72-stündige Niederschlagsmengen verschiedener Modelle für Mittelamerika (Quelle: DWD)



Abbildung 3: ExtremWetterIndex für klimatisch signifikante Regenmengen im Umfeld von Tropensturm BARBARA und bei Costa Rica. (Quelle: DWD)
Abbildung 3: ExtremWetterIndex für klimatisch signifikante Regenmengen im Umfeld von Tropensturm BARBARA und bei Costa Rica. (Quelle: DWD)


Beim Wind sind die Regionen meist nur rund um Tropensturm BARBARA betroffen. Im Umfeld von Barbara sind demnach Windspitzen zwischen 85 und 150 km/h zu erwarten. An der Westküste von Mexiko sollten aber nur noch Böen bis 80 km/h auftreten (siehe Grafik 4). Die höchsten Windgeschwindigkeiten bezüglich BARBARA sind am morgigen Montag auf der Tagesordnung (vgl. Grafik 5). Ab kommenden Freitag könnte sich das Szenario von BARBARA wiederholen, indem ein neues tropisches Tief vor der Südwestküste Mexikos entlangzieht und ähnliche Windspitzen produziert.


Abbildung 4: ExtremWetterIndex für klimatisch signifikante Windgeschwindigkeiten im Umfeld von Tropensturm BARBARA. (Quelle: DWD)
Abbildung 4: ExtremWetterIndex für klimatisch signifikante Windgeschwindigkeiten im Umfeld von Tropensturm BARBARA. (Quelle: DWD)



Abbildung 5: Modellvergleich für maximale Windgeschwindigkeiten im Umfeld von Tropensturm BARBARA für Montag, 9. Juni. (Quelle: DWD)
Abbildung 5: Modellvergleich für maximale Windgeschwindigkeiten im Umfeld von Tropensturm BARBARA für Montag, 9. Juni. (Quelle: DWD)


Der zweite Schwerpunkt potentieller Extremwetterereignisse liegt wie angesprochen bei den Philippinen und dem Südchinesischen Meer. Dort sieht es bezüglich der Regenmengen und räumlichen Verbreitung noch heftiger aus. Vor allem der Norden und Westen der Philippinen sticht heraus. Dort sollen von Montag bis einschließlich Mittwoch regional 100 bis 250 l/m²/72h fallen. Einige Modelle simulieren lokal sogar bis 400 l/m²/72h (vgl. Grafik 6). Die Niederschläge in den Regionen an der Westküste sowie dem angrenzenden Binnenland sind demnach auch klimatisch signifikant, indem diese mindestens ein 20-jähriges Ereignis abbilden (vgl. Grafik 7). Im weiteren Verlauf sollen die Starkniederschläge schließlich Richtung Hainan wandern.


Abbildung 6: 72-stündige Niederschlagsmengen verschiedener Modelle für die Philippinen und das Südchinesische Meer (Quelle: DWD)
Abbildung 6: 72-stündige Niederschlagsmengen verschiedener Modelle für die Philippinen und das Südchinesische Meer (Quelle: DWD)



Abbildung 7: ExtremWetterIndex für klimatisch signifikante Regenmengen im Küstenumfeld von Nord- und West Philippinen. (Quelle: DWD)
Abbildung 7: ExtremWetterIndex für klimatisch signifikante Regenmengen im Küstenumfeld von Nord- und West Philippinen. (Quelle: DWD)


Beim Wind sind auf den Philippinen voraussichtlich nur die Küstenregionen und die Hochlagen von Windspitzen zwischen 80 und 110 km/h betroffen. Diese Böenstärke ist aber durchaus klimatisch relevant. Über dem südchinesischen Meer schaukeln sich die Böen aber auf Spitzen bis 150 km/h hoch und treffen in dieser Stärke auch auf Hainan und später das chinesische Festland treffen, wo sich dies dann spürbar abschwächen. (vgl. Grafik 8). Den Sturmhöhepunkt auf den Philippinen wird dabei am Mittwoch und über Hainan und Südchina schließlich am Freitag erreicht (vgl. Grafik 9 I & II).


Abbildung 8: ExtremWetterIndex für klimatisch signifikante Windgeschwindigkeiten an den Küsten und den Hochlagen der Philippinen und über dem Meer. (Quelle: DWD)
Abbildung 8: ExtremWetterIndex für klimatisch signifikante Windgeschwindigkeiten an den Küsten und den Hochlagen der Philippinen und über dem Meer. (Quelle: DWD)



Abbildung 9: Modellvergleich für maximale Windgeschwindigkeiten über dem Südchinesischen Meer und den Philippinen für Mittwoch, 11. Juni und Freitag, 13. Juni. (Quelle: DWD)
Abbildung 9: Modellvergleich für maximale Windgeschwindigkeiten über dem Südchinesischen Meer und den Philippinen für Mittwoch, 11. Juni und Freitag, 13. Juni. (Quelle: DWD)


Die beschriebenen Wetterereignisse wurden schließlich auch schon letzten Donnerstag in dem sogenannten „Global Weekly Scan“ des „WMO Coordination Mechanism“ aufgenommen und sind weiter gültig (vgl. Grafik 10).


Abbildung 10: Global Weekly Scan des WMO Coordination Mechanism von Donnerstag, 5. Juni. (Quelle: WCM)
Abbildung 10: Global Weekly Scan des WMO Coordination Mechanism von Donnerstag, 5. Juni. (Quelle: WCM)




© Deutscher Wetterdienst

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