Seit Mitte Mai diesen Jahres gibt es vor allem in zentralen Bereichen von Kanada zahlreiche Waldbrände. Nach den Rekordbränden 2023 und den starken Bränden 2024 startet auch die Waldbrandsaison 2025 ungewöhnlich intensiv. Als eine von mehreren Ursachen für die diesjährigen Feuer gelten tatsächlich Brände aus 2023, die unter den Wäldern "überwintert" haben. Sogenannte "zombie fires" haben im Zusammenspiel mit den heißen und trockenen Bedingungen im Mai zur Entfachung neuer Waldbrände geführt. Mit der typischerweise vorherrschenden westlichen Strömung über Kanada und dem Nordatlantik hat der Rauch mittlerweile auch Europa und Deutschland erreicht.
Der Rauch kommt dabei nicht gleichmäßig in Europa an, sondern wurde auf dem Weg über den Atlantik durch Frontensysteme in mehr oder weniger dichte und großräumige, das heißt sich über mehrere Hundert Kilometer erstreckende Wolken aus Rauch aufgeteilt. Eine solche Rauchwolke liegt seit dem gestrigen Pfingstmontag über Deutschland. Sichtbar wird diese besonders dann, wenn keine Wolken aus Wassertröpfchen am Himmel sind. So ist der Himmel trotz fehlender Wasserwolken nicht blau, sondern mit einem milchig-grauen Schleier bedeckt, ähnlich einer mitteldichten Cirrenbewölkung. Unter Hochdruckeinfluss kann sich solch eine Rauchwolke lange halten. Da es mangels Niederschläge nicht zu einer Auswaschung kommt und schwache Winde die Wolke nicht vertreiben. In Süddeutschland, aber auch in Teilen Frankreichs, der Schweiz, Österreichs oder Italiens ist das derzeit der Fall. In diesen Ländern liegt auch heute oft ein milchiger Schleier in der Luft.


Eindrucksvoll sichtbar wird dies im Echtfarbenbild der Satelliten aus der neuen Meteosat Third Generation (MTG). Das Bild vom 09.06.2025, 8 Uhr MESZ zeigt verbreitet einen Schleier über den Alpen und den angrenzenden Regionen, wobei der Schleier teils dichter und teils weniger dicht ist. Etwas klarer erscheinen die höchsten Regionen der Westalpen und zum Teil die Pyrenäen, diese ragen stellenweise über die Rauchschicht hinaus. Denn die Rauchwolke füllt nicht die gesamte Troposphäre, sondern nur einen vergleichsweise kleinen Teil davon. Meist ist die Schicht einige Hundert Meter oder maximal wenige Kilometer dick. Im Bereich des Hochs findet in der Troposphäre ein langsames Absinken der Luft statt. Mit der Luft sinken auch die Rauchpartikel in tiefere Niveaus ab. In tiefen Lagen ist der Unterschied ob die Rauchschicht in 3.000 Meter oder in 1.500 m liegt kaum bemerkbar. Anders ist das im Gebirge, dort macht es den Unterschied zwischen "in" oder "über" dem Rauch. Deutlich wird dies am Satellitenbild von heute, 10.06.2025, 8 Uhr MESZ. Dort zeigen sich große Teile der Alpen ohne grauen Schleier, wobei dies für die Täler häufig nicht gilt. Dort hängt weiterhin die mit Feinstaub aus den Bränden angereicherte Luft.


Doch nicht nur aus dem All ist der Staub und seine Wanderung durch die Troposphäre sichtbar. Webcams in den Alpen zeigen die deutliche Sichteintrübung durch den Rauch und wenn hoch genug gelegen, auch das Absinken der Rauchschicht. Ein Vergleich der Webcambilder (https://www.foto-webcam.eu/) vom 03. und 10.06.2025 jeweils von 8 Uhr MESZ zeigt beim Blick vom Hohen Kasten (Schweiz) ins Alpenrheintal deutlich die Sichteinschränkung durch den Rauch. Ein weiterer Vergleich der Bilder von der Wetterwarte auf der Zugspitze vom 09. und 10.06.2025 macht das Absinken der Rauchschicht sichtbar. Am 10.06. ist der Himmel deutlich blauer als am Vortag, dafür ist in den Tälern die graue Schicht gut auszumachen. Als Vergleich ist der 03.06.2025 beigefügt, das Bild dokumentiert die "normalen" Sichtverhältnisse ohne Eintrübung durch den Rauch.


Eine weitere Möglichkeit die Rauchschicht in Daten zu verfolgen, sind die sogenannten "Ceilometer". Diese Messinstrumente senden einen nach oben gerichteten pulsierenden Lichtstrahl. Sie können durch Rückstreuung des Lichts Wassertröpfchen oder auch andere Partikel detektieren. Üblicherweise werden sie zur Wolkenerkennung eingesetzt. Ihre Daten können aber zum Erkennen von Saharastaub oder wie in diesem Fall von Rauch genutzt werden. So zeigt sich beispielsweise in Konstanz die Rauchschicht als wenige Hundert Meter dicke Schicht (rötliche Färbung) in etwa zwei Kilometer Höhe in der Nacht zum heutigen Dienstag (Abbildung 2). Tagsüber hat sich die Rauchschicht vertikal ausgebreitet und reicht abgeschwächt bis in tiefe Schichten. Dies kann am Boden die Feinstaubbelastung erhöhen.


Kurzfristig ist vor allem im Alpenraum nicht mit einem vollständigen Ausräumen des Rauchs zu rechnen. Mittel- und langfristig kann immer mal wieder Rauch aus Nordamerika Europa erreichen, solange die Brände dort weiter wüten und die Strömungsverhältnisse über dem Atlantik günstig sind. Eine Vorhersage über die Ausbreitung der Aerosole durch das Brennen der Wälder (biomass-burning aerosol) gibt es auf der Seite von Copernicus: https://atmosphere.copernicus.eu/charts/packages/cams/products/aerosol-forecasts.