06. Juni 2015 | M.Sc.-Met. Anna Wieczorek
Sonne, Hitze und die Auswirkungen
Am heutigen Samstag hält in vielen Regionen Deutschlands die Hitze mit Temperaturen über 30 Grad an. Zwischen der Vorderseite eines Tiefdruckgebietes bei den Färöern und der Westflanke eines nach Nordosten abziehenden Hochs über Osteuropa gelangt die warme und feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum nun auch in die Südosthälfte Deutschlands.
Rückseitig der zu dem Tief gehörigen Kaltfront, nordwestlich der Linie Mecklenburg-Vorpommern - Mosel, strömt schon kühlere Luft ein. Dort sind dann "nur" noch Tageshöchstwerte zwischen 22 und 25 Grad, an der See Werte zwischen 16 und 21 Grad zu erwarten.
Wer frei hat ins #Freibad - bei 31°🏊🌊
Schönes WE @MarionSpekker, @lolanlioglu, @leo_mag, @MDatzberger, @buchwurm99 pic.twitter.com/3f8PiLxeoP
— Mara Jäger (@MarakelvonWelfi) 5. Juni 2015
Viele Menschen haben sich bestimmt über diesen sommerlichen
Witterungsabschnitt der letzten Tage und des noch bevorstehenden
Wochenendes sehr gefreut. Aber bei Weitem nicht alle. Denn hohe
Lufttemperaturen können eine starke Wärmebelastung für den
menschlichen Körper darstellen. Zwar ist das menschliche
Wohlempfinden bezüglich der Temperatur bei jedem anders, dennoch wird
es am heutigen Samstag auch bezüglich der "gefühlten Temperatur"
wieder heiß mit Werten von bis zu 33 Grad! Durch eine relative
Luftfeuchtigkeit von rund 50 % kann diese Hitze als schwül und
besonders belastend bzw. anstrengend empfunden werden. Nähere
Informationen zur "gefühlten Temperatur" und Schwüle können unter
http://www.dwd.de/biowetter oder im Wetterlexikon des DWD unter
http://www.dwd.de/lexikon entnommen werden.
Um die Bevölkerung vor solchen teils gesundheitsgefährdenden
Hitzeperioden zu warnen, existiert beim DWD ein Hitzewarnsystem. Das
wurde an diesem Wochenende (Freitag und Samstag) nun zum ersten Mal
in diesem Jahr für Rheinhessen und die Weinstraße sowie für
Südosthessen und fast ganz Baden-Württemberg "aktiviert". Für die
Herausgabe einer Hitzewarnung müssen bestimmte Schwellenwerte
überschritten werden, wie zum Beispiel eine "gefühlte Temperatur" von
über 32 Grad. Die dadurch beschriebene thermische Belastung muss
dabei mindestens zwei Tage lang anhalten. Aufgrund dieses Kriteriums
ist für heute auch keine Hitzewarnung für den Südosten Deutschlands
herausgegeben worden.
Auf thermische Veränderungen reagieren Kranke und empfindliche
Menschen viel früher und teilweise stärker als andere. Daher werden
täglich ein "thermischer Gefahrenindex", aber auch die erwähnte
"gefühlte Temperatur" und Schwüle vom DWD berechnet und
veröffentlicht. Ausführliche Informationen finden Sie unter
http://www.dwd.de/biowetter.
Die fast ungehinderte Sonneneinstrahlung bringt zu dieser Jahreszeit
aber nicht nur eine starke Erwärmung der Luft mit sich. Sie kann auch
sehr gefährlich für die ungeschützte Haut des Menschen sein.
Sonnenstrahlung besitzt nämlich ein großes Wellenlängenspektrum. Der
ultraviolette Bereich des Spektrums (Wellenlängen im UV-A und UV-B
zwischen 290 und 400 nm) ist für unsere Haut schädigend. Als Maß für
die Schädigung der Haut dient der sogenannte UV-Index. Dieser gibt in
der Regel die Stärke der UV-Strahlung zu Sonnenhöchststand an und
stellt dar, wie hoch das Risiko für einen Sonnenbrand und weitere
Schäden der Haut ist.
Der UV-Index hängt größtenteils von Faktoren wie Breitengrad, Jahres-
und Tageszeit, Bewölkung und Ozonschichtdicke in der Atmosphäre ab.
Als Faustregel gilt aber auf der Nordhalbkugel (Südhalbkugel
umgekehrt): Je nördlicher, desto geringer der maximal mögliche
UV-Index.
Ein UV-Index zwischen 0 und 2 bedeutet eine schwache Belastung, von 3
bis 5 eine mittlere, 6 - 7 eine hohe, 8 - 10 eine sehr hohe und Werte
über 10 eine extreme Belastung. Dennoch reagiert die Haut je nach
Hauttyp anders. So stellt ein UV-Index bei einer Person mit Hauttyp I
eine deutlichere Gefährdung dar als bei einer Person mit Hauttyp II
oder höher (Hauttypen siehe Tabelle). Für
den heutigen Samstag werden UV-Indices zwischen 3 beispielsweise in
Hannover und 8 am Großen Arber (im Bayerischen Wald) erwartet.
Nicht vergessen sollte man aber auch, dass der Mensch vor allem die
UV-B-Strahlung zur Bildung von Vitamin D benötigt, das unter anderem
eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Calcium-Haushaltes.
Neben den bereits beschriebenen Auswirkungen der Hitze können sich in
der heißen Luft in der Südosthälfte Deutschlands tagsüber
Hitzegewitter mit Starkregen bilden. Der vorhin erwähnten Kaltfront
ist eine sogenannte Konvergenzlinie (Zusammenströmen der Luftmassen
am Boden und dadurch Aufsteigen) vorgelagert. Auch in deren Umfeld
sind kräftige Gewitter mit Sturmböen, Hagel und Starkregen zu
erwarten. Diese Gewitter können heute teilweise unwetterartig
ausfallen: An der Konvergenzlinie ziehen mitunter Gewitter wiederholt
über das gleiche Gebiet, vor allem südlich der Donau bleiben die
Gewitter nahezu ortsfest, sodass in beiden Fällen größere
Niederschlagsmengen in einem kurzen Zeitraum fallen können.
Die Kaltfront kommt bis zum Sonntag nur schleppend gen Südosten
voran, sodass am Sonntag ein Rest der heißen Luft in etwa einer Linie
Erzgebirge - Schwarzwald vorhanden bleibt. Dann ist vor allem südlich
der Donau wieder mit teils unwetterartigen Gewitterentwicklungen zu
rechnen.
Die aktuell gültigen Warnungen bezüglich Wetter- und wetterbedingten
Gesundheitsgefahren erscheinen im Internet unter
http://www.wettergefahren.de. Außerdem können diese auch über die neue,
kostenlose WarnWetter-App des DWD oder kostenfrei über den DWD
Newsletter-Service bezogen werden.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: Techniker Krankenkasse
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