25. November 2013 | Dipl.-Met. Christian Herold
Eisglätte und Glatteis
Eigentlich beginnt der meteorologische Winter erst am 1. Dezember. Dennoch gestaltet sich das Wetter in den Mittelgebirgen jetzt schon etwas winterlich. Mit Winter assoziiert man auch glatte Straßen.
In der Meteorologie unterscheidet man verschiedene Arten von Glätte, die sich durch ihre Entstehung unterscheiden. Wie Reifglätte entsteht, wurde hier bereits vor kurzen behandelt. Im Folgenden sollen die Eisglätte und das Glatteis anhand der derzeitigen Wetterlage beschrieben werden, bei denen es sich tatsächlich um zwei unterschiedliche Phänomene handelt.
Am Sonntag drehte die Strömung auf Nord, dadurch kam es an der
Ostflanke eines kräftigen Atlantikhochs zum Vorstoß arktischer
Luftmassen bis nach Mitteleuropa. Die dazugehöre Kaltfront überquerte
uns am Sonntagnachmittag von Nord nach Süd. Sie war mit Niederschlag
verbunden, der in tiefen Lagen als Regen fiel. Da einfließende
arktische Kaltluft sehr trocken ist, lockerte die Bewölkung hinter
der Kaltfront am Abend rasch auf, wodurch die Temperaturen in der
Nacht schnell unter den Gefrierpunkt sanken. So konnte das Wasser auf
den immer noch feuchten Straßen in der Nacht gefrieren. Es kam zu
sogenannter überfrierender Nässe oder auch Eisglätte.
Die andere Glätteform ist Glatteis. Glatteis entsteht, wenn Regen auf
gefrorenen Boden fällt. Doch wie kann bei Temperaturen unter 0 °C
Regen fallen? Eine Möglichkeit ist gegeben, wenn Warmluft vorstößt
und es bei Temperaturen knapp über 0 °C zu regnen beginnt, der Boden
aber selbst noch gefroren ist. Es braucht eine Weile, bis sich der
Boden der Umgebungstemperatur angepasst hat. Diese Glätte ist meist
nur vorübergehend.
Gefährlicher wird es, wenn die Warmluft ausschließlich in der Höhe
vorstößt und sich dabei über eine bodennahe Kaltluftschicht schiebt.
Dies könnte am kommenden Mittwoch in diesem Winter erstmalig
passieren. Denn am Mittwoch erreicht uns von der Nordsee her eine
massive Warmfront. Sie führt Luftmassen subtropischen Ursprungs
heran. In der Höhe auf etwa 1500 m hat diese Luft über der Nordsee
eine Temperatur von 10 °C. Gleichzeitig liegt über Süddeutschland die
kalte Arktikluft mit einer Temperatur von -10 °C auf etwa 1500 m. Da
die kalte Arktikluft schwerer ist als die Warmluft, bleibt diese am
Boden liegen, während sich die Warmluft in der Höhe rasch darüber
schiebt. In der Warmluft schmilzt der fallende Schnee zu Regen und
fällt in die kalte Luftschicht darunter. Hat diese eine Temperatur
von unter 0 °C, kommt es zu Eisregen und Glatteis.
Im Hochwinter hätte diese Wetterlage eine größere Unwetterlage mit
verbreitetem Glatteis zur Folge. Da jedoch derzeit die bodennahen
Luftschichten und auch der Boden noch nicht so stark abgekühlt sind,
werden wir wahrscheinlich noch einmal glimpflich davon kommen.
Dennoch ist besonders in den Mittelgebirgen und in Süddeutschland
gebietsweise vorübergehend Glatteis möglich. Wo genau diese auftritt,
lässt sich derzeit nur schwer prognostizieren und hängt davon ab, wie
schnell die Niederschläge vorankommen und wie schnell sich die
Warmluft auch am Boden durchsetzen kann.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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