26. Juli 2013 | Dipl.-Met. Dorothea Paetzold
Gewitterluft
Gestern schossen sie wieder empor - die Gewitterwolken. Besonders in der Südwesthälfte Deutschlands waren die mit den Gewittern verbundenen Regengüsse sehr kräftig.
Lokal fielen innerhalb einer Stunde mehr als 25 Liter pro Quadratmeter Regen. Spitzenreiter war Renningen, dort prasselten in diesem Zeitraum 44 Liter vom Himmel. Im nur 25 Kilometer entfernten Stuttgart trafen von gestern früh bis heute früh dagegen nur ganze 16 Liter den Regentopf. Nicht ganz so stark ausgeprägte, dennoch sehr markante Gewitterzellen entwickelten sich auch in Nordrhein-Westfalen und Bayern. 36 Liter Regen in nur 1 Stunde registrierte zum Beispiel die Wetterstation Olfen, in Gelsenkirchen (knapp 30 km südwestlich gelegen) blieb es in diesem Zeitraum niederschlagsfrei. Allein an diesen Werten lässt sich bereits die Problematik der exakten Gewittervorhersage erkennen.
Allein die Entstehung von Gewittern ist eine höchst komplizierte
Angelegenheit. Zunächst einmal muss man sich den vertikalen Aufbau
der Luft anschauen. Gelangt nicht nur in Bodennähe, sondern auch in 5
km Höhe Warmluft in unseren Bereich, dann haben wir schon gute
Voraussetzungen. Ist die Luft zudem noch feucht, dann können sich
zumindest Quellwolken entwickeln. Starke Sonneneinstrahlung, wie wir
sie derzeit haben, kurbelt dann die Quellungen noch zusätzlich an, so
dass Gewitter entstehen können. Zusätzlich können auch noch Gebirge
diesen Prozess noch erheblich verstärken, weil sie für Hebung sorgen.
Im Wetterbericht steht dann gern mal folgende Formulierung: "
Einzelne Gewitter in den Mittelgebirgen".
Ausführlichere Beschreibungen zur Gewitterentstehung finden Sie im
Wetterlexikon: http://www.dwd.de/lexikon.
Wenn sich eine ausgeprägte Quellwolke auf dem Wetterradar zeigt, kann
ein geschultes Auge abschätzen, ob sie sich zu einem Gewitter
verstärken kann. Dazu müssen eine Anzahl von Merkmalen berücksichtigt
werden. Hat sich letztendlich eine solche Gewitterwolke ausgebildet,
stellt sich als nächste Frage, wo sie hinzieht. Die Zugbahn wiederum
hängt natürlich von der vorherrschenden Windrichtung ab, aber auch
lokale Gegebenheiten, wie unterschiedlich starke Aufheizung der
bodennahen Luftschicht durch die Sonne. aber auch die Orografie
spielt wieder eine wichtige Rolle. So kann es sein, dass eine
Gewitterwolke zunächst munter zieht, um dann ein einem Bergrücken
"hängen bleibt".
Wie stark sich ein Gewitter entwickelt, ob zu den Regengüssen sich
auch noch Sturmböen, Hagel oder gar Tornados gesellen, entscheiden
dann vor allem die meteorologischen Gegebenheiten in höheren
Luftschichten: die Höhe der Wolkenuntergrenze, aber auch Luftfeuchte,
Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen in unterschiedlichen Höhen
sind dann ausschlaggebend.
So kommt es, dass trotz aufmerksamer Beobachtung mit Unterstützung
moderner Computer Gewittervorhersagen zu dem schwierigsten Prognosen
gehören.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: Joujou
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