20. März 2011 |
Trajektorien
Die Schäden im japanischen Kernkraftwerk Fukushima und die
Verteilung der radioaktiven Stoffe sind derzeit ein Topthema.
In dem Zusammenhang werden in den median z. B. Windfelder,
Konzentrationsverteilungen und Trajektorien in dargestellt.
Was sind denn nun Trajektorien und wie berechnet man sie?
Trajektorien sind die Bahnkurven von einzelnen Luftteilchen in
horizontaler und vertikaler Richtung.
Es gibt Vorwärtstrajektorien. Sie berechnen, wie sich ein
Luftteilchen in der Zukunft verhält, also in welche Richtung es
vom Ort wegzieht.
Dagegen berechnen die Rückwärtstrajektorien, wo das
Luftteilchen herkommt.
Wie funktioniert das?
Man setzt das Luftteilchen in ein Wettervorhersagemodell ein
und verfolgt dessen Bahn in der Horizontalen und der
Vertikalen. Mit Hilfe der Trajektorie kann man herauslesen, zu
welchem Zeitpunkt sich das Luftteilchen an welchem Ort befindet.
Man kann sich dabei die Bahn eines Ballons vorstellen, der
ziemlich genau der Luftströmung folgt. Verfolgt man die
Flugbahn vom Weltall aus und zeichnet sie auf einer Landkarte
ein, so hat man die Trajektorie des Ballons in der Horizontalen.
Sagt man seine Flugbahn vom Startpunkt aus voraus, dann erhält
man die Vorwärtstrajektorie.
Am Landepunkt kann man aufgrund der Windlage den Startpunkt
bestimmen und erhält damit die Rückwärtstrajektorie.
Diese Aufzeichnungen gelten aber nur genau für ein
Luftteilchen, dass in der Sekunde startet oder seinen Endpunkt
erreicht, in der die Modellrechnung beginnt, bzw. endet.
Man müsste also jede Sekunde eine neue Trajektorie berechnen,
was natürlich illusorisch ist.
Wenn sich aber insbesondere am Startpunkt der Trajektorie die
Wetterlage und damit der Wind deutlich ändert, muss man die
Trajektorien neu berechnen. So kann sich beim Durchzug einer
Wetterfront der Wind in ganz kurzer Zeit um 90° ändern und die
Luftteilchen ziehen statt auf den Pazifik auf das japanische
Festland.
Für Europa wesentlich interessanter sind die
Rückwärtstrajektorien, aus denen wir den Ursprung der Luftmasse
feststellen können. Am nächsten Wochenende kommt in etwa 1500m
Höhe die Luft aus Amerika. Läge dort derzeit eine radioaktive
Wolke (was natürlich niemand weiß), würden besonders
empfindliche Meßgeräte am nächsten Sonntag eine geringfügig
erhöhte Radiaoaktivität registrieren.
Wer sich allerdings mit Wettervorhersagemodellen auskennt,
weiß, dass dies nur ein ganz diskreter Hinweis auf eine solche
Möglichkeit ist, die im Laufe der Woche erst verifiziert werden
müsste.
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
© Deutscher Wetterdienst
Themenarchiv:
03.09. - Deutschlandwetter im Sommer 2025
02.09. - Deutschlandwetter im August 2025
01.09. - Der September - ein verkappter Sommermonat?
31.08. - Übergang in den Herbst?
30.08. - Fliegende Instrumente
29.08. - Eine Reise in die Great Plains
28.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 2
27.08. - Erst sommerlich, dann regnerisch
26.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 1
25.08. - Der Landgang eines Tropensturms
24.08. - Ein letztes Aufbäumen des Hochsommers
23.08. - Hoch "Mareike" sorgt für ruhiges Wetter
22.08. - Die Gänseblümchenwelt - Teil 2
21.08. - Der Gänseblümchenplanet - Teil 1
20.08. - Akklimatisierung - der Schlüssel beim Höhenbergsteigen
19.08. - Das Ende der Hundstage
18.08. - Hurrikan ERIN und dessen Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa
17.08. - Hurrikan ERIN wirbelt über dem Atlantik
16.08. - Auswirkungen eines Blitzeinschlags in ein Fahrzeug
15.08. - Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle
14.08. - Von Schwämmen und Städten
13.08. - Sommerlich, heiß, sehr heiß? - "Kenntage" des Sommers 2025
12.08. - Perseiden 2025 – Sternschnuppen am Firmament
11.08. - Wolkenimpfung zur Hagelabwehr - Methode und Nutzen
10.08. - TEAMx: Groß angelegtes Forschungsprojekt in den Alpen
09.08. - Der Sommer mit Hindernissen nimmt zur neuen Woche richtig Fahrt auf!
08.08. - Die atlantische Hurrikansaison 2025: Prognosen und Ist-Zustand
07.08. - Von Blitzen und Megablitzen
06.08. - Tornados - Faszinierende Naturgewalt mit zerstörerischer Kraft