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23. April 2025 | Dipl.-Met. Robert Hausen

Ein Käffchen geht immer

Ein Käffchen geht immer

Datum 23.04.2025

Ob beim Frühstück, in der U-Bahn oder im Büro - der Deutsche liebt seinen Kaffee und möchte nur ungern darauf verzichten. Welche Bedingungen benötigt die anspruchsvolle Pflanze und lohnt sich der Anbau auch hierzulande?

Die Straßencafés sind gut besucht, in den Fußgängerzonen reihen sich die Geschäfte der großen "Ketten" unmittelbar aneinander und auch bei jedem Bäcker kann man ihn bestellen. Wo man auch hinschaut, Leute mit Kaffeebechern oder eigenen Thermogefäßen als umweltfreundliche Variante erspäht man beim Stadtbummel eigentlich immer. Der Kaffeeboom ist dabei weiter ungebrochen. Laut aktuellem Kaffeereport aus dem Jahr 2024 trinken die Deutschen 3 bis 4 Tassen Kaffee pro Tag. Anders ausgedrückt: Durchschnittlich kommt jeder Deutsche im Schnitt auf 164 Liter im Jahr (pro Kopf Verbrauch). Damit ist Kaffee noch vor Bier weiterhin das beliebteste Getränk der Deutschen. Doch kein Vergleich zu Finnland, die (überaschenderweise?) den höchsten pro-Kopf Kaffeekonsum weltweit aufweisen und in der Tat ungefähr doppelt so viel vom begehrten Heißgetränk vertilgen wie die Deutschen. Sind solche Mengen denn nicht schädlich für den Körper? Laut Gutachten der European Food Safety Authority (EFSA) sind weniger als 4 Tassen für einen gesunden erwachsenen Menschen unbedenklich.

Das Geschäft boomt, da könnte man doch auf die Idee kommen, sich seinen eigenen Kaffee im Garten oder auf dem Balkon anzubauen. Doch ist das bei den hiesigen klimatischen Verhältnissen überhaupt möglich?

Kaffeebaum (Quelle Wikipedia)
Kaffeebaum (Quelle Wikipedia)


Kaffee, dessen Wortursprung sich aus dem arabischen "qahwa" ableitet und übersetzt soviel wie "anregendes Getränk" bedeutet, gilt als Genussmittel. Das aus gerösteten und gemahlenen Kaffeebohnen und mit heißem Wasser aufgebrühte Getränk wird daher nicht in erster Linie aus Gründen der Sättigung oder des besonderen Nährwertes konsumiert, sondern Liebhaber erfreuen sich eher koffeinbedingt an der anregenden Wirkung und des besonderen Geschmacks. A propos: Hat man die Samen aus den Früchten der Kaffeepflanze erst einmal extrahiert, so lassen sich je nach Röststufe die unterschiedlichsten Aromen erzeugen. Die bekanntesten Pflanzenarten sind "Arabica" und "Robusta", von denen jeweils verschiedene Sorten existieren. Der weltweit größte Erzeuger ist mit Abstand Brasilien mit einer Erntefläche von rund 2 Millionen Hektar, was sich in circa 3 Millionen Tonnen Rohkaffee niederschlägt. Dahinter folgen Vietnam, Kolumbien und Indonesien. Doch auch Länder wie Äthiopien, Indien, Honduras, Uganda, Mexiko und Peru bauen Kaffee an.

Kaffeeanbaugebiete der 14 größten Kaffeeproduzenten der Welt (Quelle Wikipedia)
Kaffeeanbaugebiete der 14 größten Kaffeeproduzenten der Welt (Quelle Wikipedia)


Alle Länder sind Teil des sogenannten Kaffeegürtels. Sie eint die Lage in den Tropen, weshalb sich an dieser Stelle schon erahnen lässt, dass der Kaffeeanbau hierzulande in der freien Natur wohl nicht sehr aussichtsreich sein dürfte. Tatsächlich benötigen Kaffeepflanzen ein ausgeglichenes Klima ohne Extrema mit Durchschnittstemperaturen zwischen 18 und 25 Grad Celsius. Dabei sollte die 30 Grad-Marke nicht über- und die 10 Grad-Marke nicht unterschritten werden. Frost ist erst recht "Gift" für die Pflanzen. Darüber hinaus haben sie einen sehr großen Wasserbedarf, jährliche Niederschlagsmengen zwischen 1500 und 2000 Millimeter sind ein Muss. Ebenfalls anfällig zeigen sich Kaffeesträucher und - bäume für viel Wind und Sonnenschein, weshalb um große Plantagen häufig Hecken oder Schattenbäume zu finden sind. Komplettiert werden die komplexen Anforderungen durch tiefgründige, gut "durchlüftete" Böden, die neutral bis leicht sauer sein sollten. Alles in allem sind das deutlich zu hohe Ansprüche für unser Jahreszeitenklima der gemäßigten Breiten. Im richtigen Temperaturfenster sind wir hierzulande lediglich in den Sommermonaten und das auch eher im Süden denn Richtung Küste. Mit rund 800 Millimeter müssten wir den durchschnittlichen Jahresniederschlag durch künstliche Bewässerung mal eben verdoppeln und einen Schutz vor Wind und Sonnenschein müsste man auch installieren.

Geröstete Kaffeebohnen (Quelle Wikipedia)
Geröstete Kaffeebohnen (Quelle Wikipedia)


Stellt sich die Frage, ob es in einem Wintergarten, Gewächshaus oder in der Wohnung mit der hauseigenen Kaffeeproduktion funktionieren würde? In der Tat gibt es in Deutschland inzwischen zahlreiche Kaffeeliebhaber, die selbst Kaffeepflanzen anbauen, pflegen und züchten. Geheimtipps wie die regelmäßige Beimengung von Zitronensaft für den Boden, mit der man leichte saure Werte erreicht oder die Bestäubungshilfe mit einem Pinsel findet man zuhauf in einschlägigen Internetforen. Bis man ausreichend Bohnen geerntet hat (erste Erträge nach 3 bis 4 Jahren), muss man allerdings viel Geduld und Liebe aufbringen und letztlich steht ja anschließend auch noch die komplizierte Röstung aus, die nur mittels großer Gerätschaften möglich ist. Diese Hürde ist dann doch für die meisten von uns zu groß. Entdecken Sie stattdessen doch lieber die Vielfalt an verschiedenen Röstungen und finden Ihren persönlichen Favoriten. Laut Deutschem Kaffeeverband gibt es mittlerweile rund 900 Röstereien in Deutschland, die mitunter auch Workshops anbieten. Tendenz steigend.



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