10. Mai 2011 |
Die Isolinienwelt der Meteorologen
Welches Wort passt nicht hinein: Iso-therme, Iso-bare, Iso-lde,
Iso-hpyse?
Die Antwort ist natürlich nicht schwierig. Selbstverständlich hat der
weibliche Vorname nichts in der "Isolinienwelt" der Meteorologen zu
suchen. Sie kennen diese Welt nicht? Dann wird es aber höchste Zeit,
dass ich Sie eine kleine Einführung bekommen!
Es vergeht kein Tag im Wettergeschäft, bei dem nicht mindestens
einmal ein Iso-Wort fällt. Iso kommt aus dem altgriechischen und
bedeutet soviel wie "gleich". Damit wird auch sofort die Bedeutung
der Isolinien klar. Sie verbinden Orte mit gleichen Eigenschaften.
Durch das Zeichnen dieser Linien ist es möglich von eigentlich
einzelnen diskreten Werten auf eine räumliche Verteilung von
meteorologischen Größen zu kommen.
Die Art von Isolinien ist vielfältig. Im heutigen Thema des Tages
wird eine Auswahl dieser und ihre Bedeutung für den Meteorologen kurz
vorgestellt.
Die wohl wichtigste und bekannteste Isolinie ist die ISOBARE. Es
handelt sich dabei um Linien gleichen Druckes. Jede(r) von Ihnen hat
Isobaren bestimmt schon mal auf einer Wetterkarte in der Zeitung oder
im Fernsehen gesehen. Gäbe es sie nicht, würde man Schwierigkeiten
haben Hochs und Tiefs zu erkennen. Eingeführt wurden die Isobaren von
Alexander Buchan im 19. Jahrhundert. Bis dahin wurden
Druckbeobachtungen lediglich als Abweichungen vom Mittelwert
dargestellt. Buchan, der auch oft als "Vater der Meteorologie"
bezeichnet wird, machte es mit der Einführung der Isobaren möglich
Druckzentren schnell und leicht zu erkennen.
Isobaren besitzen auch einen weiteren Vorteil - sie stehen im
direkten Verhältnis zur Stärke des Windes gleich setzen. Grob gesagt
ist der Wind umso stärker, je enger der Isobarenabstand ist.
Verstärkungen und Abschwächungen von Tiefdruckgebieten lassen sich
mit dieser Darstellungsmethode ebenfalls recht einfach verfolgen.
Beim Deutschen Wetterdienst werden alle drei Stunden Karten mit
Isobaren gezeichnet. Dabei erhält der Meteorologe eine Karte in der
alle verfügbaren Wetterstationen verschlüsselt dargestellt sind. Die
Aufgabe des Zeichners ist es nun auf Grundlage der Druckmeldungen
Isobaren einzumalen.
Von großer Bedeutung ist auch die ISOTHERME. Sie beschreibt Linien
gleicher Temperatur. Der erste, der diese Darstellungsart für eine
Temperaturverteilung wählte, war Alexander von Humbold im Jahre 1817.
Er hat dies hauptsächlich für klimatologische Zwecke gemacht, aber
auch in der Wettervorhersage ist die Isotherme von großer Bedeutung.
So sind es eben Temperaturunterschiede, die verantwortlich sind für
die Entwicklung von Hoch- und Tiefdruckgebieten. Eine starke Drängung
von Linien gleicher Temperatur zeigt die Gebiete mit Potential für
die Entwicklung von Tiefs. Auch bei der Gewitterentwicklung spielen
Temperaturunterschiede auf engem Raum und damit eine starke Drängung
der Isothermen eine wichtige Rolle. Sie wirken zusätzlich
unterstützend für starke Entwicklungen von Tiefdruckgebieten.
Auch beim Wind lassen sich Isolinien zeichnen. Beispielsweise bei der
Windstärke. ISOTACHEN bezeichnen Linien gleicher Windgeschwindigkeit.
Auch diese helfen dem Meteorologen bei der Wettervorhersage. So
können Windmaxima und eine starke Drängung von Isotachen in den
oberen Luftschichten verstärkend oder abschwächend auf
Tiefdruckgebiete wirken. Das ist abhängig von der genauen Lage der
Tiefs im Vergleich zu den Isotachen.
Diese drei Beispiele sind nur eine bescheidene Auswahl aus der
Isolinienwelt der Meteorologen, die eine sehr große ist. Weitere
Beispiele können Sie im Wetterlexikon unter dem Punkt Isolinien
nachschauen (http://www.dwd.de/lexikon).
Übrigens: Isolde ist ein weiblicher Vorname, der aus dem
Althochdeutschen kommt. Frei übersetzt bedeutet er soviel wie "eisern
herrschen". Isolde passt also eindeutig nicht in die Familie der
Gleichen.
Dipl.-Met. Marcus Beyer
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